3. Auswirkungen des Klimawandels und der Energiewende

OMV hat die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Klimawandels und der Energiewende bei der Aufstellung des Konzernabschlusses berücksichtigt. Sie unterliegen Unsicherheiten und können erhebliche Auswirkungen auf die derzeit vom Konzern ausgewiesenen Vermögenswerte und Verbindlichkeiten haben.

Der Konzern ist Klimarisiken und Risiken aus der Energiewende ausgesetzt, wozu Risiken für „stranded assets“, ein Nachfragerückgang für fossile Produkte und regulatorische Risiken gehören. Die Risiken aus dem Klimawandel und deren Management werden im Lagebericht beschrieben.

Die OMV Dekarbonisierungsziele

2022 definierte OMV erstmals konkrete kurz-, mittel- und langfristige Ziele für die Reduktion der Emissionen und verpflichtete sich, bis 2050 ein Netto-Null-Emissions-Unternehmen (Scope 1, 2 und 3) zu werden. Für die Scope-1 und Scope-2-Emissionen strebt OMV eine absolute Reduktion von mindestens 30% bis 2030 und mindestens 60% bis 2040 an. Für die definierten Kategorien der Scope-3-EmissionenDie folgenden Scope-3-Kategorien sind enthalten: Kategorie 11 – Nutzung der verkauften Produkte für die Energiebereitstellung; Kategorie 1 – Eingekaufte Güter (Rohstoffe); und Kategorie 12 –Lebenszyklusende verkaufter Produkte für die nicht-energetische Nutzung. peilt OMV eine Reduktion von mindestens 20% bis 2030 und von 50% bis 2040 an. Diese absoluten Reduktionen der THG-Emissionen und die Steigerung des Verkaufs CO2-freier Produkte sind der Schlüssel, um die CO2-Intensität der Energieversorgung durch OMV zu reduzieren. 2024 passte OMV das Ziel zur Reduktion der CO2-Intensität bis 2030 aufgrund von Projektverschiebungen an und verfolgt nun eine Reduktion von 15-20% bis 2030. Bis 2040 strebt OMV weiterhin eine Reduktion um 50% anDie Ausgangswerte für die Emissionsreduktionsziele bilden die Emissionen des Konzerns im Jahr 2019, korrigiert um die Emissionen von Borealis, an der OMV 2020 eine Mehrheitsbeteiligung übernommen hat..

Gemäß der aktuellen Mittelfristplanung plant OMV, in den Jahren 2025–2029 organische Investitionsausgaben für Projekte im Zusammenhang mit nachhaltiger Geschäftstransformation, Entwicklung CO2-armer Geschäftslösungen und Energieeffizienzmaßnahmen in Höhe von rund EUR 9,2 Mrd zu tätigen.

Auswirkungen auf Schätzunsicherheiten

Die vom Management getroffenen, wesentlichen Schätzungen berücksichtigen die künftigen Auswirkungen der strategischen Entscheidungen und das Engagement von OMV, das Portfolio an den Zielen der Energiewende, an kurz- und langfristigen klimabezogenen Risiken sowie am Übergang zu weniger kohlenstoffhaltigen Energieträgern auszurichten, zusammen mit einer bestmöglichen Schätzung des globalen Angebots und Nachfrage, inklusive prognostizierter Warenpreise.

Dennoch gibt es eine erhebliche Unsicherheit hinsichtlich der Veränderungen im Energieträgermix in den nächsten 30 Jahren und dem Ausmaß, in dem mit diesen Veränderungen die Ziele des Pariser Abkommens erreicht werden. Während sich Unternehmen zu solchen Zielen verpflichten können, erfordert die Bilanzierung nach IFRS die Anwendung von Annahmen, die die aktuellen, bestmöglichen Schätzungen der Bandbreite an möglichen zukünftigen Rahmenbedingungen darstellen, die von solchen Zielen abweichen können. Zu diesen Annahmen gehören Erwartungen über die künftigen, weltweiten Dekarbonisierungsanstrengungen und den Übergang zu Volkswirtschaften mit Netto-Null-Emissionen.

OMV verwendet zwei unterschiedliche Szenarien: den Base Case und den „Netto-Null Emissionen bis 2050“ Case. Die Szenarien unterscheiden sich durch die zugrunde gelegten Erwartungen über die Geschwindigkeit der künftigen weltweiten Dekarbonisierung und führen zu unterschiedlichen Annahmen über Nachfrage, Preise und Margen von fossilen Produkten.

Der Base Case orientiert sich am IEA Announced Pledges Scenario (APS), der davon ausgeht, dass alle weltweit von Regierungen angekündigten Dekarbonisierungszusagen vollständig und fristgerecht umgesetzt werdenAuf Basis des von der IEA veröffentlichten Berichts „World Energy Outlook 2024“.. In diesem Szenario wird der Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% auf 1,7°C begrenzt sein. Das zugrunde liegende Angebot und die Nachfrage sind an das APS Szenario angelehnt, und die entsprechenden Preisannahmen wurden von der internen Abteilung Strategic Intelligence entwickelt. Der Base Case wird für die Mittelfristplanung sowie für Schätzungen verwendet, die in die Bewertung verschiedener Bilanzpositionen dieses Konzernabschlusses eingehen, wie Werthaltigkeitstests für nicht-finanzielle Vermögenswerte und die Bewertung von Rückstellungen.

Der „Netto-Null Emissionen bis 2050“ Case, der auf einem schnelleren Dekarbonisierungspfad basiert als der Base Case, wird für die Berechnung von Sensitivitäten verwendet, um die Unsicherheit aus der Geschwindigkeit der Energiewende zu berücksichtigen und das finanzielle Risiko für die bestehenden OMV Vermögenswerte aus der Energiewende besser abschätzen zu können. Die Annahmen in diesem Szenario stehen im Einklang mit dem Net Zero Emissions by 2050 (NZE) Szenario, das von der IEA modelliert wurde.1 Dieses Szenario zeigt einen Pfad für den globalen Energiesektor, bei dem bis 2050 Netto-Null-THG-Emissionen erreicht werden und der mit einer Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5°C vereinbar ist.

Für Investitionsentscheidungen werden Wirtschaftlichkeitsrechnungen auf Basis der Preis- und Nachfrageannahmen des Base Cases und mit dem Ziel, bis 2050 einen Netto-Null-Status zu erreichen, erstellt. Diese Annahmen sind die gleichen Preis- und Nachfrageannahmen wie in der Mittelfristplanung und den Werthaltigkeitstests. Weiters ist für alle Investitionsentscheidungen ein Stresstest auf Basis der Warenpreisannahmen des „Netto-Null Emissionen bis 2050“ Cases verpflichtend, um das Risiko für „stranded assets“ in diesem Dekarbonisierungsszenario beurteilen zu können.

Werthaltigkeit von Vermögenswerten

Die folgende Tabelle fasst die Buchwerte der immateriellen Vermögenswerte, Sachanlagen und at-equity-bewerteten Beteiligungen des Konzerns aufgeteilt nach Art des Vermögenswerts zusammen:

Buchwerte zum 31. Dezember

in EUR Mio

 

 

 

 

 

Segment

Immaterielle Vermögenswerte (inkl. Firmenwerte)

Sachanlagen

At-equity bewertete Beteiligungen

 

 

2024

Chemische Produktion und Recycling (inkl. chemischer Teil der Raffinerien)

Chemicals

1.047

6.087

4.777

Raffinerien

F&F

185

3.508

1.524

Tankstellen

F&F

45

1.285

Öl- und Gasexploration und -evaluierung

Energy

285

Öl- und Gasproduktion

Energy

360

8.679

288

Gasspeicher und -kraftwerk

Energy

16

515

0

Sonstige

 

85

352

72

Gesamt

 

2.023

20.426

6.661

 

 

 

 

 

 

 

2023

Chemische Produktion und Recycling (inkl. chemischer Teil der Raffinerien)

Chemicals

975

5.643

4.747

Raffinerien

F&F

101

3.255

1.655

Tankstellen

F&F

23

1.129

Öl- und Gasexploration und -evaluierung

Energy

270

Öl- und Gasproduktion

Energy

356

9.313

264

Gasspeicher und -kraftwerk

Energy

17

523

0

Sonstige

 

38

217

2

Gesamt

 

1.779

20.081

6.668

Annahmen über Warenpreise haben eine wesentliche Auswirkung auf die erzielbaren Beträge von Explorations- und Sachanlagevermögen sowie Firmenwerte. Für die Wertminderungstests werden die Preisannahmen verwendet, die für die Mittelfristplanung auf Basis des oben beschriebenen Szenarios über die Energiewende festgelegt wurden. Kosten für CO2-Emissionen werden insoweit berücksichtigt, als es in den jeweiligen Ländern eine CO2-Bepreisung gibt. Angaben zu den Wertminderungstests sind in der Anhangangabe 9 – Abschreibungen, Wertminderungen und Wertaufholungen enthalten.

Die Preis- und EUR-USD-Wechselkursannahmen im Base Case, die für die Wertminderungstests verwendet werden, werden nachfolgend dargestellt (in realen Werten mit Basisjahr 2024 im Jahr 2024 bzw. 2023 im Jahr 2023):

2024 Preisannahmen für Base Case und Wertminderungstests

 

2025

2026

2027

2028

2029

2030

2040

2050

Brent Rohölpreis (USD/bbl)

73

72

71

69

68

67

63

56

EUR–USD Wechselkurs

1,10

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

Brent Rohölpreis (EUR/bbl)

67

63

61

60

59

58

55

48

Gaspreis THE (EUR/MWh)

32

30

26

23

23

22

24

24

CO2 Preis EUA (EUR/t)

69

86

104

111

118

125

147

147

2023 Preisannahmen für Base Case und Wertminderungstests

 

2024

2025

2026

2027

2028

2030

2040

2050

Brent Rohölpreis (USD/bbl)

78

71

65

64

59

59

55

55

EUR–USD Wechselkurs

1,10

1,10

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

Brent Rohölpreis (EUR/bbl)

71

65

57

56

51

51

48

48

Gaspreis THE (EUR/MWh)

44

38

34

25

22

22

22

22

CO2 Preis EUA (EUR/t)

92

99

106

112

118

130

144

144

Sensitivitäten basierend auf dem Klimaszenario „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ wurden berechnet, um die Widerstandsfähigkeit von Vermögenswerten gegenüber Risiken der Energiewende zu testen.

Die für die Sensitivitätsanalyse verwendeten Annahmen sind in folgender Tabelle enthalten (reale Preise mit Basisjahr 2024):

2024 Preisannahmen für 'Netto-Null Emissionen bis 2050' Sensitivitäten

 

2025

2026

2027

2028

2029

2030

2040

2050

Brent Rohölpreis (USD/bbl)

64

58

52

47

42

38

30

23

EUR–USD Wechselkurs

1,10

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

Brent Rohölpreis (EUR/bbl)

58

50

45

41

37

33

26

20

Gaspreis THE (EUR/MWh)

24

22

20

18

16

14

14

14

CO2 Preis (EUR/t):

 

 

 

 

 

 

 

EUA/Entwickelte Länder

88

98

107

117

125

134

191

231

Schwellen- und Entwicklungsländer mit Netto-Null-Zusagen

35

44

53

64

74

86

149

185

Ausgewählte Schwellen- und Entwicklungsländer

8

11

13

17

20

24

79

166

Sonstige Schwellen- und Entwicklungsländer

4

6

8

10

12

14

33

51

Die „Netto-Null-Emissionen bis 2050“-Sensitivitäten wurden anhand einer vereinfachten Methode berechnet und basieren auf einem Discounted Cash Flow-Modell ähnlich zu einer Werthaltigkeitsrechnung. In den Berechnungen für Öl- und Gasvermögenswerte basieren die Cashflows auf einer angepassten Mittelfristplanung für fünf Jahre und einer Feldlebensplanung für die Jahre bis zur Stilllegung. Der „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ Case beinhaltet keine anderen Änderungen von Inputfaktoren als Preise und Mengen. Die Berechnung berücksichtigt eine frühere Stilllegung von Öl- und Gasfeldern, falls die durch die niedrigeren Preise reduzierten Einnahmen die Kosten nicht decken. Insbesondere wurden aber keine Restrukturierungs- oder Kostensenkungsmaßnahmen, Veräußerungen oder andere Änderungen in der Planung, die nicht im Base Case enthalten sind, angenommen. Die angeführten Beträge sind deshalb nicht als beste Schätzung eines erwarteten Wertminderungsverlusts aus einem solchen Szenario zu sehen.

Die berücksichtigten CO2-Kosten für Öl- und Gasanlagen basieren auf den CO2-Preisen im IEA NZE by 2050 Szenario. CO2-Kosten sind für 100% der anteilsmäßig dem Konzern zurechenbaren direkten Emissionen enthalten, mit Ausnahme der Emissionen von E&P Österreich und Rumänien, wo CO2-Kosten nur in dem Umfang berücksichtigt werden, in dem die Aktivitäten in den Jahren bis 2030 in den Geltungsbereich des europäischen Emissionshandelssystems (ETS) fallen und für 100% der anteiligen direkten Emissionen nach 2030.

Die auf Basis des „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ Cases ermittelten Sensitivitäten zeigen für die Öl- und Gasvermögenswerte ein Risiko für Wertminderungen. Die Buchwerte der Öl- und Gasvermögenswerte mit sicheren Reserven (inkl. E&P at-equity bewertete Beteiligungen) würden um EUR 4,2 Mrd und Firmenwerte um EUR 0,1 Mrd reduziert. Zusätzlich würden alle Öl- und Gasvermögenswerte ohne sichere Reserven mit einem Verlust vor Steuern von EUR 0,3 Mrd aufgegeben werden. Der gesamte Nach-Steuer-Effekt in der Gewinn- und Verlustrechnung würde EUR 3,1 Mrd betragen.

Was das Chemicals-Segment betrifft, sieht das Management im beschleunigten Dekarbonisierungsszenario keine negativen Auswirkungen auf die Gesamtnachfrage nach Polyolefinlösungen. Die Preisgestaltung für Polyolefine wird hauptsächlich durch die Märkte für Basischemikalien wie Naphtha, Ethan und Propan bestimmt. Eine beschleunigte Veränderung der weltweiten Energielandschaft könnte zu unterschiedlichen Preisbewegungen bei diesen relevanten Basischemikalien führen und sich vorübergehend auf die Rentabilität einiger Vermögenswerte in der Polyolefin-Wertschöpfungskette auswirken. Aufgrund der erwarteten starken Nachfrage nach Polyolefinlösungen sieht das Management keine wesentlichen negativen Auswirkungen auf die gesamte integrierte Wertschöpfungskette.

OMV plant, seine europäischen Raffinerien so zu transformieren, dass sie im Zuge der fortschreitenden Dekarbonisierung des Kraftstoff- und Chemiesektors wettbewerbsfähig bleiben. Der Durchsatz der Rohöldestillation wird verringert. Der Produktmix wird angepasst, um die Heizöl- und Dieselproduktion zu reduzieren und gleichzeitig die Ausbeute für chemische Produkte zu erhöhen. Parallel dazu wird ein Produktionsportfolio für erneuerbare Kraftstoffe und nachhaltige chemische Rohstoffe entwickelt. Es wird erwartet, dass der energiewendebedingte Nachfragerückgang für fossile Produkte in den Märkten im Mittleren Osten und Asien, zu denen ADNOC Refining Zugang hat, langsamer voranschreiten wird.

Angesichts der hohen Unsicherheit und der Komplexität des Zusammenspiels verschiedener treibender Faktoren in einem Klimaszenario „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ , werden für Raffinerien Sensitivitäten basierend auf Veränderungen der Margen und Auslastungsraten offengelegt.

Die für die Berechnung des Nutzungswertes im Rahmen der Wertminderungstests angewandten OMV Raffinerie-Referenzmargen liegen für die sechs Jahre bis 2030 bei durchschnittlich 6,0 USD/bbl und sind danach schrittweise rückläufig. Eine Veränderung der Raffineriemargen um USD –1,0/bbl bzw. +1,0/bbl über den gesamten Cashflow-Prognosezeitraum und in der ewigen Rente würde ceteris paribus zu einer Wertminderung vor Steuern von EUR 0,3 Mrd bzw. zu keiner Wertaufholung der Raffinerie Petrobrazi in Rumänien sowie keine Wertminderung bzw. Zuschreibung der Raffinerien in Österreich und Deutschland führen.

Die in den Wertminderungstests der europäischen Raffinerien angenommenen Auslastungsgrade liegen für die sechs Jahre bis 2030 bei durchschnittlich 91% und sinken langfristig schrittweise. Eine Veränderung der Auslastungsgrade über den gesamten Cashflow-Prognosezeitraum und in der ewigen Rente um –10% bzw. +10% würde ceteris paribus zu einer Wertminderung vor Steuern in Höhe von EUR 0,2 Mrd bzw. zu keiner Wertaufholung der Raffinerie Petrobrazi in Rumänien sowie keine Wertminderung bzw. Zuschreibung der Raffinerien in Österreich und Deutschland führen.

Im Wertminderungstest für die Beteiligung an ADNOC Refining (inklusive ADNOC Trading) werden Brutto-Raffineriemargen für die sechs Jahre bis 2030 von durchschnittlich 9,4 USD/bbl und danach leicht niedriger angenommen. Eine Veränderung der Brutto-Raffineriemargen um USD –1,0/bbl bzw. +1,0/bbl über den gesamten Cashflow-Prognosezeitraum und in der ewigen Rente würde ceteris paribus zu einer Wertminderung der Beteiligung an ADNOC Refining in Höhe von EUR 0,3 Mrd bzw. einer Wertaufholung von bis zu EUR 0,6 Mrd führen.

Für das Tankstellengeschäft reichten Cashflows über einen Zeitraum von weniger als 10 Jahren aus, um die Werthaltigkeit der Buchwerte der aktuell vorhandenen Vermögenswerte nachzuweisen. Aus diesem Grund wurde keine Berechnung für das Szenario „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ durchgeführt.

Nutzungsdauern

Die Geschwindigkeit der Energiewende kann eine Auswirkung auf die Restnutzungsdauer des Anlagevermögens haben. Der Großteil des Sachanlagevermögens im Geschäftsbereich Chemicals wird über die nächsten 10 Jahre oder weniger voll abgeschrieben. Das abnutzbare Vermögen in den Raffinerien wird im Durchschnitt über die nächsten 9 Jahre und im Retail-Bereich über die nächsten 5 bis 11 Jahre abgeschrieben. Es wird erwartet, dass die Nachfrage für Mineralöl- und chemische Produkte in diesem Zeitraum stabil bleiben wird. Darüber hinaus hat OMV bereits mit der Umsetzung eines Investitionsprogramms zur Transformation der Anlagen im Raffinerie- und Retail-Bereich begonnen. Durch die Energiewende wird deshalb keine wesentliche Auswirkung auf die erwarteten Nutzungsdauern des bestehenden Anlagevermögens in den Segmenten F&F und Chemicals erwartet.

Die Öl- und Gasvermögenswerte im Energy-Segment werden gemäß der Unit-of-Production-Methode auf Basis der sicheren Reserven abgeschrieben. Entsprechend den aktuellen Produktionsplänen werden von den sicheren Reserven zum 31. Dezember 2024 bis 2030 41%, bis 2040 8% und bis 2050 2% verbleiben. Die bestehenden Öl- und Gasanlagen mit sicheren Reserven werden daher ohne Berücksichtigung von künftigen Investitionen bis 2030 erheblich und mit Ausnahme eines Feldes bis 2050 vollständig abgeschrieben.

Rückstellungen für Rekultivierungsverpflichtungen

Die Buchwerte und das Fälligkeitsprofil für die Rekultivierungsrückstellungen stellen sich wie folgt dar:

Geschätzte Fälligkeit und Mittelabflüsse der Rekultivierungsverpflichtungen1

In EUR Mio

 

 

 

 

 

2024

2023

 

Buchwert

Undiskontierte, inflationierte Kosten

Buchwert

Undiskontierte, inflationierte Kosten

≤1 Jahr

71

76

69

78

1–10 Jahre

1.617

2.340

1.239

1.762

11–20 Jahre

1.923

4.315

2.421

4.673

21–30 Jahre

296

791

233

730

>30 Jahre

187

753

185

679

Gesamt

4.093

8.275

4.148

7.922

1

Hauptsächlich bezogen auf Rekultivierungsverpflichtungen im Geschäftsbereich Energy

Die Geschwindigkeit der Energiewende beeinflusst den Zeitpunkt der Stilllegung und folglich der Durchführung von Rekultivierungen von Öl- und Gasanlagen. Im „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ Szenario könnte es bei einigen Öl- und Gasfeldern zu einer früheren Stilllegung kommen. Aufgrund der für die Berechnung herangezogenen niedrigen realen Abzinsungssätze und unter der Annahme einer gleichbleibenden jährlichen Kapazität für Rekultivierungen wäre die Auswirkung auf den Buchwert der Rekultivierungsrückstellungen nicht wesentlich.

Für Raffinerie- und Chemiestandorte auf Eigengrund werden keine Rekultivierungsrückstellungen erfasst, da es sich bei diesen Anlagen um langlebige Vermögenswerte handelt, die auch in einem Energiewendeszenario weiterhin genutzt werden. Für die europäischen OMV Raffineriestandorte sind in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen mit dem Ziel, sie in Richtung erneuerbare Treib- und chemische Rohstoffe mit stärkerer Chemie-Integration zu transformieren, geplant. Weiters wird für ADNOC Refining eine Fortsetzung des Betriebs in einem Szenario im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens dank der guten Positionierung im Markt erwartet.

Aktive latente Steuern

Im „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ Szenario werden auf Basis der vereinfachten Werthaltigkeitsüberprüfung die infolge der zusätzlichen Wertminderungen erfassten latenten Steueransprüche großteils als werthaltig angesehen. Es werden keine wesentlichen Auswirkungen auf die Nettoposition der latenten Steueransprüche der österreichischen Steuergruppe erwartet.

Auswirkung auf Dividendenzahlungsfähigkeit

Das Management bewertete die Auswirkungen des „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ Szenarios auf die Dividendenzahlungsfähigkeit der OMV Aktiengesellschaft. Der potenzielle Wertminderungsverlust in diesem Szenario hätte aufgrund des starken Ergebnisses sowie der finanziellen Rücklagen im Jahresabschluss der OMV Aktiengesellschaft, der die Basis für die Dividendenzahlungen ist, keinen Einfluss auf die Fähigkeit zur Dividendenzahlung im Jahr 2025.

Emissionszertifikate und CO2-Kosten

Bilanzierungsgrundsätze

Emissionszertifikate werden mit ihren Anschaffungskosten bewertet und unter den sonstigen, kurzfristigen Vermögenswerten ausgewiesen. Von Regierungsstellen gratis zugeteilte Emissionszertifikate (im Rahmen des EU Emissionshandelssystems für Treibhausgas-Emissionszertifikate) werden mit Anschaffungskosten von null bewertet.

Durch die verursachten Emissionen entsteht eine Verpflichtung zur Abgabe von Emissionsrechten. Für diese Verpflichtung wird eine Rückstellung gebildet, die mit den Anschaffungskosten der gehaltenen Emissionszertifikate, Terminpreisen von offenen Forward-Einkäufen und für eine verbleibende Unterdeckung mit dem Marktwert bewertet wird.

Die Richtlinie 2003/87/EG des Europäischen Parlaments und des Europäischen Rats hat ein System für den Handel mit Treibhausgas-Emissionszertifikaten geschaffen, das die Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, nationale Pläne für die Zuteilung von Emissionszertifikaten zu erstellen. Die Richtlinie richtet ein Emissionshandelssystem ein, bei dem eine Obergrenze für die Gesamtmenge bestimmter Treibhausgase festgelegt wird, die von den im System erfassten Anlagen ausgestoßen werden dürfen. Unternehmen melden ihre Emissionen jährlich und geben genügend Zertifikate ab, um ihre Emissionen abzudecken. Im Rahmen dieses Programms haben die betroffenen Gesellschaften im OMV Konzern einen Anspruch auf die jährliche unentgeltliche Zuteilung von Emissionszertifikaten und kaufen zusätzliche Zertifikate für die verbleibende Unterdeckung.

Die neuseeländische Regierung hat ein System für den Handel mit Treibhausgas-Emissionszertifikaten auf Basis des Climate Change Response Act 2002 geschaffen. Unter diesem System haben neuseeländische Gesellschaften keinen Anspruch auf eine Zuteilung von Gratiszertifikaten. OMV hat Emissionszertifikate gekauft, um den eigenen Verpflichtungen nachzukommen. Darüber hinaus entsteht für OMV mit jedem Gasverkauf an inländische Kunden in Neuseeland eine Verpflichtung, für deren Erfüllung OMV Emissionszertifikate von den Kunden erhält. Diese erhaltenen Zertifikate werden als Durchlaufposten behandelt.

In Deutschland ist das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) die Basis für den nationalen Emissionsrechtehandel in den Sektoren Wärme und Verkehr. Es verpflichtet Unternehmen, die die Brenn- und Kraftstoffe in Verkehr bringen, von der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) kostenpflichtige Zertifikate zu erwerben. Die Zertifikate sind derzeit nicht handelbar, und es gibt keine unentgeltlichen Zuteilungen.

Die gesamten CO2-Kosten sowie Kohlenstoffsteuern betrugen 2024 EUR 474 Mio (2023: EUR 368 Mio). Die Rückstellungen für CO2 Emissionen werden unter den kurzfristigen sonstigen Rückstellungen ausgewiesen und betrugen 2024 EUR 509 Mio (2023: EUR 437 Mio).

Für 2025 erwartet OMV für (noch nicht extern verifizierte) Emissionen voraussichtlich 8.194 Tausend Emissionszertifikate des europäischen Emissionshandelssystems, 3.867 Tausend BEHG-Zertifikate sowie 1.683 Tausend Zertifikate des neuseeländischen Emissionshandelssystems zurückzugeben. Darin enthalten sind 1.506 Tausend Zertifikate, für die eine Übertragung an OMV von Kunden in Neuseeland erwartet wird.

Emissionszertifikate1

Anzahl der Zertifikate, in Tausend

 

 

 

 

 

 

 

2024

2023

 

EU Emissions­handels­system

NZ Emissions­handels­system

DE Emissions­handels­system

EU Emissions­handels­system

NZ Emissions­handels­system

DE Emissions­handels­system

Emissionszertifikate gehalten zum 1. Jänner

11.506

2.079

3.472

13.569

1.901

3.183

Unentgeltliche Zuteilung für das Jahr

3.588

5.541

Rückgabe der Zertifikate2

–7.618

–2.730

–3.668

–9.743

–2.292

–3.504

Netto-Zukäufe und -Verkäufe während des Jahres

3.424

26

3.836

3.429

156

3.793

Von Kunden erhaltene Emissionszertifikate

1.983

2.314

Konsolidierungskreisänderungen3

–1.292

Emissionszertifikate gehalten zum 31. Dezember

10.899

1.358

3.640

11.506

2.079

3.472

1

Ein Zertifikat berechtigt jeweils zur Emission einer Tonne Treibhausgase (in CO2e) in einem bestimmten Zeitraum.

2

Für tatsächliche Emissionen des Vorjahres

3

Bezieht sich auf den Verkauf des Borealis Stickstoff-Geschäftsbereichs im Jahr 2023

ADNOC
Abu Dhabi National Oil Company
E&P
Exploration & Produktion, Teil des Geschäftsbereichs Energy
F&F
Geschäftsbereich Fuels & Feedstock
IEA
International Energy Agency; Internationale Energieagentur
IFRS
International Financial Reporting Standards
NZE
Net Zero Emissions; Netto-Null-Emissionen-Szenario
THG
Treibhausgas
bbl
Barrel (Fass zu ca. 159 Litern)

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