Im Low-Carbon-Geschäft (Low Carbon Business; LCB) will OMV bis 2030 EUR 5 Mrd investieren, um das zukünftige Wachstum in den Bereichen Geothermie, erneuerbare Energien sowie CO2-Abscheidung und ‑Speicherung (Carbon Capture and Storage; CCS) voranzutreiben. Ziel ist es, bis 2030 rund 4 TWh geothermische Energie und 3–4 TWh erneuerbaren Strom zu erzeugen sowie ungefähr 3 Mio t CCS pro Jahr zu speichern.
Das für unser Low-Carbon-Geschäft zuständige Team hält daher Ausschau nach Möglichkeiten zur Erschließung und kommerziellen Nutzung von geothermischen Energiequellen und prüft CCS-Lösungen. Darüber hinaus arbeitet das Segment an der Sicherung der Ökostromversorgung für die Anlagen von OMV. Die Initiativen in diesen Bereichen haben in den letzten Jahren enorm an Dynamik gewonnen. Eine Vielzahl von Maßnahmen wurde eingeführt, und mehrere Projekte wurden in die Wege geleitet bzw. umgesetzt. Derzeit befinden sich viele dieser Projekte in der Bewertungsphase oder im Stadium erster Investitionen, wobei geplant ist, das Investitionsniveau nach 2027 zu erhöhen.
Geothermie
OMV strebt eine starke Position im Bereich der Geothermie an und hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 eine Produktion von rund 4 TWh zu erreichen. Dazu soll die jahrzehntelange Expertise und Erfahrung von OMV untertage und beim Bohren genutzt werden. Ziel ist es, bestehende und neue Technologien einzusetzen, um das Potenzial der Geothermie zu erschließen. Das Unternehmen möchte damit zur Dekarbonisierung von Fernwärmenetzen, großen Infrastrukturbetreiber:innen und Industrieanlagen beitragen.
Im Joint Venture namens „deeep“ arbeitet OMV mit Wien Energie zusammen, um Tiefengeothermieanlagen im Großraum Wien zu entwickeln. Das Projekt ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung für Wien. Die erste Anlage in Aspern im Nordosten der Stadt wird in Kombination mit Wärmepumpen eine Kapazität von 20 MW aufweisen, was ausreicht, um rund 20.000 Haushalte zu versorgen. Die Bohrungen, die über 3.000 Meter in die Tiefe gehen, starteten im Dezember 2024. Die Anlage wird das heiße Formationswasser für die Wärmeerzeugung nutzen. Die erste Tiefengeothermie-Anlage des Joint Ventures deeep wird als Grundlage für den weiteren Ausbau der Geothermie in Wien dienen. Insgesamt wollen OMV und Wien Energie bis zu sieben Tiefengeothermie-Anlagen mit einer Leistung von bis zu 200 MW im Rahmen von Bohrprogrammen umsetzen. Damit kann klimaneutrale Fernwärme für umgerechnet bis zu 200.000 Wiener Haushalte erzeugt werden.
OMV prüft und entwickelt laufend weitere Möglichkeiten und Projekte zur geothermischen Energiegewinnung mit offenem und geschlossenem Kreislauf. So ist OMV beispielsweise an der Eavor Technologies Inc. beteiligt, einer führenden Entwicklerin von Geothermie-Lösungen mit geschlossenem Kreislauf. Die Technologie von Eavor basiert auf geschlossenen Systemen, die tief unter der Erde installiert werden. Zwischen der Oberfläche und einer Reihe von geschlossenen Kreisläufen im Untergrund zirkuliert eine Flüssigkeit, die die gespeicherte Wärme aufnimmt. Da diese Technologie von Wasservorkommen in der Tiefe unabhängig ist, ermöglicht sie die Nutzung von Geothermie für Fernwärmeanlagen in Gebieten, die über keine konventionellen hydrothermalen Ressourcen verfügen.
CO2-Abscheidung und -Speicherung
Mit der Abscheidung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage; CCS) will OMV die absoluten Emissionen sowohl aus den eigenen Betrieben als auch von Dritten kompensieren. OMV hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 rund 3 Mio t CO2 pro Jahr zu speichern. Der Fokus liegt dabei auf der Nordsee, wo OMV mit Partnerunternehmen zwei Speicherlizenzen hält.
Zusammen mit Aker BP hält OMV die Poseidon-Lizenz für die Speicherung von CO2 in der norwegischen Nordsee (OMV Norge 50%). Das Projekt hat das Potenzial zur Speicherung von über 5 Mio t CO2 jährlich. OMV beabsichtigt, den Standort als Speicher für CO2 zu nutzen, das von verschiedenen Industrieanlagen in Nordwesteuropa abgeschieden wird, darunter auch von den europäischen Anlagen von Borealis. Ende 2023 wurde eine 3D-Seismik-Untersuchung erfolgreich abgeschlossen. Die Drill-or-Drop-Entscheidung (Bohren oder Lizenzrückgabe) soll 2025 fallen. Zusammen mit den Partnerunternehmen Vår Energi (Betriebsführer) und Lime Petroleum AS konnte sich OMV 2024 eine zweite Lizenz zur Speicherung von CO2 sichern (OMV Norge 30%). Das Feld namens Iroko befindet sich in der zentralen norwegischen Nordsee und bietet eine Kapazität zur Speicherung von rund 215 Mio t CO2, mit einer erwarteten Injektionskapazität von mehr als 7,5 Mio t CO2 pro Jahr.
Neben diesen Lizenzen wird an weiteren Lizenzanträgen und Möglichkeiten gearbeitet, um ein Projektportfolio aufzubauen und OMV als wichtigen Akteur im Bereich CCS auf dem norwegischen Kontinentalschelf zu etablieren. OMV prüft auch Onshore- und Offshore-Möglichkeiten in Mittel- und Osteuropa.
Erneuerbarer Strom
OMV strebt eine starke Position im Bereich der erneuerbaren Energien an und hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 3 – 4 TWh Strom mit erneuerbaren Quellen zu erzeugen. Investitionen in erneuerbaren Strom werden vor allem in Südosteuropa getätigt.
Südosteuropa
Im Geschäftsbereich Gas & Power Osteuropa werden in Rumänien mehrere Projekte zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen verfolgt. Im Jahr 2024 schloss OMV Petrom den Erwerb von 50% der Anteile an der Electrocentrale Borzești von RNV Infrastructure ab. Die Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien weisen eine Kapazität von rund 1.000 MW auf, davon 950 MW Windkraft und 50 MW Photovoltaik. Die Windkraftprojekte werden in Partnerschaft mit RNV Infrastructure entwickelt, gebaut und betrieben. Das Photovoltaikprojekt ist bereits errichtet und durchläuft nun Produktionstests. Weiters schloss OMV Petrom im Jahr 2024 die Transaktion mit Jantzen Renewables für den Erwerb mehrerer Photovoltaikprojekte in Rumänien ab, die eine Photovoltaikkapazität von insgesamt rund 710 MW im „Ready-to-Build“-Stadium umfassen. Darüber hinaus vergab OMV Petrom den EPCC-Auftrag für das Photovoltaikkraftwerk in Ișalnița und leitete damit die Ausführungsphase ein. Es handelt sich dabei um das erste Photovoltaik-Großprojekt, das zur Gänze von OMV Petrom entwickelt wird und eine Kapazität von rund 89 MW aufweist.
Westeuropa
In Westeuropa baut OMV ein Portfolio von Stromabnahmeverträgen (Power Purchase Agreements; PPAs) auf und tätigt selektive Investitionen in Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zur Stromversorgung der eigenen Betriebe. Im Jahr 2024 schloss OMV Stromabnahmeverträge mit VERBUND und ImWind ab und sicherte sich damit einen jährlichen Bezug von 67 GWh nachhaltigen Strom. Dies entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von etwa 16.000 Haushalten. Mit diesem Ökostrom kann OMV über 35% des Bedarfs an zugekauftem Strom der Raffinerie Schwechat und der Adria-Wien Pipeline (AWP) decken. Dies versetzt OMV in die Lage, seine CO2-Bilanz zu verbessern und die Nutzung erneuerbarer Energien zu forcieren.