Im Jahr 2024 erzielte OMV ein starkes CCS Operatives Ergebnis vor Sondereffekten von EUR 5,1 Mrd. Der Cashflow aus der Betriebstätigkeit inklusive Net-Working-Capital-Positionen blieb mit EUR 5,5 Mrd signifikant, und der organische freie Cashflow belief sich auf EUR 2,0 Mrd. Der Leverage-Grad betrug 12%. Diese finanzielle Stärke ist eine exzellente Basis für die laufende strategische Transformation von OMV zu einem integrierten Unternehmen für nachhaltige Chemikalien, Kraftstoffe und Energie sowie für unseren Anspruch, den OMV Aktionär:innen attraktive Renditen zu liefern.

Wirtschaftliches Umfeld

Makroökonomie

Das globale BIP-Wachstum war im Jahr 2024 zwar stabil, aber unbefriedigend. Da sich die Volkswirtschaften nicht erholen konnten, blieben die Wachstumsraten auf dem schwächsten Niveau der letzten Jahrzehnte (abgesehen von größeren Rezessionen). Darüber hinaus verzeichneten die Volkswirtschaften einen nachlassenden Inflationsdruck. Diesem Trend folgten auch die Leitzinsen, was einen übermäßigen Anstieg der Realzinsen verhinderte. Laut Prognosen des IWF wurde für 2024 ein jährliches BIP-Wachstum von 3,2% erwartetIMF World Economic Outlook, Jänner 2025, das damit unter den Durchschnittswerten von 2023 bzw. 2010–2019 lag.

Die seit 2020 immer wieder aufgetretenen negativen Angebotsschocks für die Weltwirtschaft hatten nachhaltige Auswirkungen auf Produktion und Inflation. Allerdings stellen sich diese Auswirkungen in den einzelnen Ländern und Ländergruppen recht unterschiedlich dar. In den Industrieländern wurde das Produktionsniveau von vor der Pandemie erreicht und übertroffen, während die Inflation anstieg. Die Schwellenländer hingegen trugen infolge erheblicher Produktionsausfälle und anhaltender Inflation dauerhaftere Spuren davon. Diese Länder sind auch deutlich vulnerabler, wenn es zu Rohstoffpreissteigerungen kommt, wie dies beispielsweise nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine zu beobachten war.

Die Wachstumsraten waren weiterhin uneinheitlich, wobei in den einzelnen Regionen unterschiedliche Faktoren zum Tragen kamen. Die USA entwickelten sich wirtschaftlich erneut besser als andere Industrieländer. Zu den Gründen hierfür zählten der gestiegene Konsum, der auf den Anstieg der Reallöhne insbesondere bei Haushalten mit niedrigem Einkommen zurückzuführen war, sowie Investitionen im Nichtwohnungsbau. Die Wirtschaftsleistung des Euroraums war 2024 weiterhin verhalten, da die gestiegenen Rohstoffpreise die Industrieproduktion der letzten zwei Jahre belasteten. Der Anstieg des verfügbaren Einkommens der Haushalte stützte jedoch den privaten Konsum, der nur durch vorsorgliches Sparen gebremst wurde. Für die chinesische Wirtschaft waren die anhaltende Schwäche des Immobiliensektors und die geringe Verbraucherzuversicht nach wie vor die größten Herausforderungen.

Die globale Gesamtinflation ging weiter zurück, von durchschnittlich 6,7% im Jahr 2023 auf 5,7% im Jahr 2024. In den Industrieländern vollzog sich der Inflationsrückgang mit 2 Prozentpunkten zwischen 2023 und 2024 schneller als in den Schwellen- und Entwicklungsländern, wo die Inflation von 8,1% im Jahr 2023 auf 7,8% im Jahr 2024 sank. Die Verringerung des Inflationstempos im Jahr 2024 spiegelt die breit gestreute Mäßigung der Preise im gesamten Warenkorb wider. Im Gegensatz dazu war das Jahr 2023 von einer durch die Rohstoffpreise bedingten Abschwächung der Gesamtzahlen im Jahresvergleich bestimmt, was sich nicht in der KerninflationInflation ohne Lebensmittel und Energie niederschlug. Der verzögerte Effekt vorheriger Straffungen der Geldpolitik und hohe Basiswerte waren die Hauptgründe für den Rückgang der Kern- und Gesamtinflation.

Infolge des nachlassenden Inflationsdrucks und des moderaten Wirtschaftswachstums begannen die wichtigsten Zentralbanken in Europa und in den USA, die monetären Konditionen zu lockern. Inmitten schwächerer makroökonomischer Fundamentaldaten begann in Europa erstmals im Juni 2024 ein neuer geldpolitischer Zyklus. Der Leitzins der EZB lag Anfang 2024 bei 4% und beendete das Jahr mit 3%, nachdem Zinssenkungen in vier Schritten (Juni, September, Oktober und Dezember) erfolgt waren. Die Bank of England zog nach und senkte die Leitzinsen in zwei Schritten (Juli und November) von 5,25% auf 4,75%. In den USA waren sowohl die Wachstums- als auch die Inflationserwartungen höher als in Europa, sodass erst im September mit Leitzinssenkungen begonnen wurde. Während der US-Leitzins im Jänner im Bereich von 5,25 bis 5,5% lag, bewegte er sich zu Jahresende (nach den Zinssenkungen in drei Schritten im September, Oktober und Dezember) in einer Bandbreite von 4,25 bis 4,50%. Im Gegensatz zum Rest der Welt erhöhte die Bank of Japan erstmals seit 2016 ihren Leitzins im März 2024 von – 0,1% auf 0,1% und in der Folge in einem weiteren Schritt Ende Juli auf 0,25%. Die zweite Erhöhung bewirkte einen vorübergehenden Crash auf den japanischen Finanzmärkten, da der steigende Yen zu Verkaufsdruck führte. Es wird erwartet, dass sich die niedrigeren Zinssätze in den meisten Teilen der Welt über geldpolitische Transmissions­mechanismen auf die Wirtschaft auswirken werden. Lockerungen der Kreditbedingungen könnten den Wohnungsmarkt, Investitionen und die Wirtschaftstätigkeit im Allgemeinen stützen.

Öl

Die Ölpreise bewegten sich im Durchschnitt nahe am Niveau von 2023. Platts Dated Brent lag 2024 im Durchschnitt bei USD 81/bbl, was einem Rückgang von rund 2% gegenüber dem Vorjahresdurchschnitt entspricht. Die Entwicklung der Ölpreise verlief 2024 allerdings etwas anders: In der ersten Jahreshälfte lagen sie im Durchschnitt noch gut über USD 80/bbl, gaben jedoch ab dem dritten Quartal nach. Dieser Trend wurde durch geopolitische Risiken für den Öltransport und das Ölangebot ausgelöst, was zunehmend vom Eindruck abgelöst wurde, dass sich das Wachstums der Ölnachfrage verlangsamt. In der zweiten Hälfte des Jahres 2024 konvergierten die Ausblicke der großen Prognoseagenturen für das Nachfragewachstum sowohl für 2024 als auch 2025 auf niedrigerem Niveau. Als eine Ursache wurden dabei häufig die schwächeren Aussichten für die chinesische Ölnachfrage angeführt. Auch in Landeswährung blieben die Ölpreise für einen großen Teil des Rohölimportmarkts höher, obwohl die Preise in US-Dollar ab dem dritten Quartal einen Abwärtstrend verzeichneten. Der Eindruck, dass die Nachfrage nicht mit dem Angebotswachstum Schritt hielt, bestätigte sich durch die Politik der OPEC in der zweiten Hälfte des Jahres 2024. Die Produzentengruppe verschob mehrmals die gestaffelte Erhöhung des Angebots, um neuen Preisdruck zu vermeiden. Im Dezember beschloss sie eine erneute Verschiebung nach einem noch langsameren Zeitplan auf das Ende des ersten Quartals 2025. Nach Schätzungen der IEA und der EIA lag das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage im Jahr 2024 bei etwa 1 Mio bbl/d im Jahresvergleich, was eine deutliche Verlangsamung gegenüber der für 2023 geschätzten globalen Wachstumsrate von 2 Mio bbl/d im Jahresvergleich bedeutet.

Ölpreis (Brent) – Monatsdurchschnitt1

In USD/bbl

Ölpreis (Brent) – Monatsdurchschnitt (Liniendiagramm)
1 S&P Platts Dated Brent Monatsdurchschnittskurs

Erdgas

Die europäischen Erdgas-Benchmarks lagen 2024 im Durchschnitt auf niedrigeren Niveaus als 2023. Anfang 2024 fielen die Preise an den europäischen Hubs auf den niedrigsten Stand seit 2021, wobei der TTF kurzzeitig sogar unter 25 EUR/MWh lag. Die europäische Erdgasnachfrage blieb laut IEA verhalten, wenngleich die Rückgänge weitaus langsamer verliefen als in den Jahren 2022 und 2023, als die Marktpreise für Gas deutlich höher waren. Die zu Beginn des Jahres 2024 beobachteten niedrigeren Preise blieben nicht ohne Auswirkungen. Die Gasnachfrage der europäischen Industrie erholte sich zumindest teilweise und glich gewisse Rückgänge im Stromerzeugungssektor aus, auch wenn in einigen wichtigen energieintensiven Sektoren größere Schwierigkeiten zu beobachten waren. Gleichzeitig waren die LNG-Zuflüsse im Jahr 2024 durchwegs geringer, da das Preisniveau nicht ausreichte, um flexible LNG-Ströme auf den europäischen Markt zu lenken. Dieses Bild änderte sich, als der Markt zu Beginn des dritten Quartals zu einer Rally ansetzte. Versorgungsunsicherheiten sowie der bevorstehende Beginn der Heizsaison und die stärkere Nachfrage des Stromsektors trieben die Preise am TTF und THE gegen Jahresende in Richtung 50 EUR/MWh. Dieses Preisniveau schien ausreichend, um sicherzustellen, dass Europa wieder zum Premiummarkt für LNG vor Asien wurde. Dies zeigte sich schließlich an den vermehrten Zuflüssen, als sich die Speicher nach dem Beginn der Heizperiode phasenweise rasch leerten. Insgesamt war die europäische Erdgasnachfrage 2024 im Vergleich zu 2023 nahezu unverändert.

Erdgaspreis (THE) – Monatsdurchschnitt1

In EUR/MWh

Raffinerie-Referenzmarge Europa (OMV) – Monatsdurchschnitt (Liniendiagramm)
1 Powernext Gaspreis Deutschland

Raffineriemarge

Die Raffineriemarge lag 2024 bei etwa USD 7,1/bbl. Dies bedeutet einen deutlichen Rückgang gegenüber USD 11,6/bbl im Jahr 2023, nachdem die ersten Phasen des Russland-Ukraine-Kriegs zu beispiellosen Höchstständen geführt hatten und sich der Raffineriesektor nur schleppend konsolidierte. Der Crack-Spread für Naphtha erholte sich von den extremen Tiefstständen im Jahr 2023 und kehrte zu historischen Trends zurück, wenngleich makroökonomische Herausforderungen weiterhin die Marktstimmung drückten. Ab der zweiten Jahreshälfte wurde der Markt jedoch dadurch gestützt, dass sich der Abschlag von LPG gegenüber Naphtha verringerte. Für die Hersteller:innen von petrochemischen Produkten wurde Naphtha damit zu einem preislich attraktiveren Ausgangsstoff. Der Crack-Spread für Benzin schwächte sich im Vergleich zu den Spitzenwerten von 2023 ab. Gegen Ende des zweiten Quartals begannen die Fundamentaldaten von den Trends des Jahres 2023 abzuweichen. Der Crack-Spread ließ saisonal gegenläufig nach, da die Reisesaison in den USA schwächer als erwartet ausfiel. Dies führte zu einer komplizierteren transatlantischen Arbitrage von Europa in die USA. Darüber hinaus wurde die Produktion in der Dangote-Raffinerie in Nigeria in der zweiten Jahreshälfte hochgefahren, was zu geringeren Exporten nach Westafrika führte und zukünftige Erwartungen trübte. Die Crack-Spreads für Mitteldestillate profitierten vor allem vom Russland-Ukraine-Krieg. In den letzten Jahren kehrten die Märkte jedoch wieder zu historischen Trends zurück. Dennoch lag der Crack-Spread für Diesel im ersten Quartal 2024 immer noch bei rund USD 200/t und war damit doppelt so hoch wie im historischen Durchschnitt. Die Märkte gaben im April deutlich nach, da die Heizsaison zu Ende ging und das geschwächte makroökonomische Umfeld in Europa die Nachfrage beeinträchtigte. Ab dem Sommer gingen auch die Frachtraten deutlich zurück. Dadurch gelangte mehr Arbitragevolumen aus den USA und dem Mittleren Osten nach Europa, was zusätzlichen Druck auf den Markt ausübte.

Raffinerie-Referenzmarge Europa (OMV) – Monatsdurchschnitt1

In USD/bbl

Erdgaspreis (THE) – Monatsdurchschnitt (Liniendiagramm)
1 Interne Berechnung auf der Grundlage von Platts, Argus und ICIS Interne Berechnung auf der Grundlage von Platts, Argus und ICIS

Chemikalien

Obwohl sich die Situation auf dem europäischen Markt für Basischemikalien 2024 im Vergleich zum Vorjahr verbesserte, waren die Bedingungen weiterhin herausfordernd. Die Nachfrage nach Basischemikalien übertraf die Erwartungen. Einen stützenden Effekt hatten dabei die eingeschränkten Importe von Monomeren und Derivaten. Dies führte im Jahr 2024 zu einer Steigerung der Cracker-Auslastungen auf rund 72% und damit zu einer Erholung gegenüber dem historisch niedrigen Durchschnittswert von 68% im Jahr 2023. Geplante und ungeplante Cracker-Stillstände sowie dauerhafte Schließungen trugen zum Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Markt bei. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 schränkte der niedrige Wasserstand im Panamakanal die Transporte wichtiger Olefin-Derivate wie PE und PP ein. Obwohl sich die Situation im weiteren Verlauf des Jahres verbesserte, waren die Frachtraten aufgrund der geopolitischen Spannungen am Roten Meer weiterhin hoch. Auch wenn sich die Nachfrage besser als erwartet entwickelte, blieb der europäische Markt aufgrund der Konjunkturflaute insgesamt schwach. Besonders betroffen war das durch die Zinserhöhungen stark beeinträchtigte Baugewerbe. Bei Polyolefinen wirkte sich der Überhang durch neue Kapazitäten in Asien weiterhin beeinträchtigend auf Auslastungen und Preise aus. Die Nachfrage in Asien wurde durch die Konsumgüterindustrie sowie durch staatliche Konjunkturmaßnahmen bis zu einem gewissen Grad gestützt. Die Erholung der Tourismus- und Gastronomiebranche, insbesondere in China und Südostasien, trug ebenfalls zum Nachfragewachstum bei. Allerdings führten die anhaltenden Herausforderungen im Immobiliensektor, die niedrige Geburtenrate in China und die schwache Nachfrage nach Fertigprodukten zu einem im Vergleich zu früheren Jahren langsameren Nachfragewachstum. Im Jahr 2024 lagen die Anlagenauslastungen in Nordostasien für Polyethylen bei 80% (2023: 83%) und für Polypropylen bei 77% (2023: 80%). In Europa war die Endverbrauchernachfrage weiterhin durch die gesamtwirtschaftliche Eintrübung und den Abschwung in mehreren Sektoren, insbesondere in der Infrastrukturbranche, beeinträchtigt. Der erhebliche Zustrom von Fertigwaren aus China sorgte für eine weitere Verzögerung der Erholung der Industrie. Der europäische Polyolefinmarkt stand 2024 unter erheblichem Importdruck. Ursächlich dafür waren günstigere Preise auf externen Märkten und wirtschaftliche Herausforderungen in der Region. Dessen ungeachtet war das Angebot das ganze Jahr über ausreichend. Im Jahr 2024 lagen die Anlagenauslastungen in Europa für Polyethylen bei 77% (2023: 68%) und für Polypropylen bei 80% (2023: 78%).

Polyolefinmargen (OMV) – Monatsendwerte1

In EUR/t

Polyolefinmargen (OMV) – Monatsendwerte (Liniendiagramm)
1 Interne Berechnung auf der Grundlage von ICIS, berechnet mit 50% Polyethylen und 50% Polypropylen
IEA
International Energy Agency; Internationale Energieagentur
LNG
Liquefied natural gas; Flüssigerdgas
LPG
Liquefied petroleum gas; Flüssiggas
THE
Trading Hub Europe; Handelsplatz für den deutschen Erdgasmarkt
TTF
Die Title Transfer Facility; ein virtueller Handelspunkt für Erdgas in den Niederlanden
bbl
Barrel (Fass zu ca. 159 Litern)

Themenfilter

Ergebnisse