Risikomanagement

Als internationales Öl-, Gas- und Chemieunternehmen, dessen Aktivitäten von der Förderung und Produktion von Kohlenwasserstoffen bis zum Handel und zur Vermarktung von Mineralölprodukten, chemischen Produkten und Erdgas reichen, ist OMV einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt – unter anderem Marktpreisrisiken und anderen finanziellen Risiken, operativen Risiken sowie strategischen Risiken in Verbindung mit den relevanten ESG-Risiken. Im Risikomanagementprozess des Unternehmens liegt der Schwerpunkt auf der Identifizierung, Bewertung und Beurteilung dieser Risiken und ihrer Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität und Rentabilität. Ziel ist es, die Risiken entsprechend dem Risikoappetit und den festgelegten Risikotoleranzen des Unternehmens aktiv zu steuern, um langfristige strategische Ziele von OMV zu verwirklichen.

Risikomanagement-Governance

Eine wirksame Risikosteuerung ist von entscheidender Bedeutung für die erfolgreiche Bewältigung von Unsicherheiten, die in der Natur der Geschäftstätigkeit von OMV liegen. Auf Ebene des Aufsichtsrats kontrolliert der Prüfungsausschuss die Umsetzung und Wirksamkeit der Risikomanagementprozesse bei OMV. Durch die Nutzung der Expertise des Prüfungsausschusses und laufende Fortbildungsmaßnahmen setzt sich der Aufsichtsrat weiterhin für eine solide Risikosteuerung ein. Der Vorstand überwacht und verbessert proaktiv die Risikomanagementprozesse von OMV und sorgt für eine starke Risikokultur im gesamten Unternehmen. Ein funktionsübergreifender Risikoausschuss bestehend aus Mitgliedern des Senior Managements unter der Leitung des:der CFO stellt sicher, dass wesentliche Risiken innerhalb des Unternehmens im Rahmen des Risikomanagementprozesses effektiv erfasst und gesteuert werden. OMV verfügt über eine effektive zentrale Risikomanagementfunktion innerhalb des CFO-Bereichs, die direkt an den Vorstand berichtet und von den Geschäftsfeldern unabhängig ist.

Das Unternehmen vertritt die Ansicht, dass durch sein integriertes Geschäftsmodell und die damit verbundenen teilweise gegenläufigen Risiken das Gesamtrisiko wesentlich niedriger ist als die Summe der einzelnen Risiken. Die ausgleichende Wirkung von Branchenrisiken erfolgt jedoch häufig zeitlich verzögert oder abgeschwächt. Die Risikomanagementaktivitäten fokussieren sich daher auf die Nettoposition der Risiken des aktuellen und zukünftigen Geschäftsportfolios des Unternehmens. Die wechselseitigen Abhängigkeiten und Korrelationen zwischen den einzelnen Risiken spiegeln sich auch im konzernweiten Risikoprofil wider. Die Risikomanagement- und Versicherungsaktivitäten werden zentral durch die Bereiche Treasury und Risk & Insurance Management koordiniert. Damit wird sichergestellt, dass im gesamten Unternehmen klare und konsistente Prozesse, Methoden und Techniken in Bezug auf das Risikomanagement angewendet werden. Für jedes Risiko wird ein:eine Risk Owner:in definiert, der:die am besten geeignet ist, die Überwachung und Steuerung des jeweiligen Risikos zu verantworten. Das übergeordnete Ziel der OMV-Risikopolitik besteht darin, die Liquidität des Unternehmens abzusichern und ein dem Risikoappetit von OMV entsprechend starkes Investment-Grade-Rating zu erhalten.

Finanzielle und nicht finanzielle Risiken werden regelmäßig im Rahmen des Prozesses des unternehmensweiten Risikomanagements (Enterprise-Wide Risk Management; EWRM) von OMV identifiziert, beurteilt und berichtet. Hauptzweck des EWRM-Prozesses ist es, einen wesentlichen Wertbeitrag für das Unternehmen zu leisten, indem risikobasierte Managemententscheidungen ermöglicht werden. Dies erfolgt mithilfe des Modells der drei Verteidigungslinien: 1. Unternehmensführung, 2. Risikomanagement und Aufsichtsfunktionen, 3. Interne Revision. Durch die richtige Einschätzung der finanziellen, operativen und strategischen Risiken wird die Nutzung von Geschäftsmöglichkeiten systematisch unterstützt, wodurch der Wert von OMV nachhaltig gesteigert wird. Das EWRM-System hat seit 2003 in allen Konzernbereichen, einschließlich der Tochtergesellschaften in mehr als 20 Ländern, das Risikobewusstsein und die Kenntnisse über das Risikomanagement deutlich verbessert. OMV arbeitet laufend an der Weiterentwicklung des EWRM-Prozesses gemäß den internen und externen Anforderungen, wie zum Beispiel der Berücksichtigung von ESG-( „Environment, Social, Governance“-) Reportingstandards und -Rahmenwerken. Der OMV EWRM-Prozess wurde gemäß der Norm ISO 31000 eingerichtet und wird durch ein konzernweites IT-System unterstützt, in dem sämtliche festgelegten Prozessschritte dokumentiert werden: Risikoidentifikation, Risikoanalyse, Risikobewertung, Risikobehandlung, Berichterstattung und Risikoüberprüfung führen zur kontinuierlichen Überwachung von Änderungen des Risikoprofils. Die Auswirkungen der durch einen Bottom-up-Prozess ermittelten Konzernrisiken werden mithilfe einer Monte-Carlo-Simulation bewertet und den Planungsdaten gegenübergestellt. Diese Herangehensweise wird vom Senior Management in einem Top-down-Ansatz unter Einbeziehung der mit der Konzernstrategie verbundenen Risiken ergänzt. Auch nicht voll konsolidierte Gesellschaften sind in diesem Prozess inkludiert. Im Rahmen des EWRM-Prozesses bedienen wir uns konzernweit derselben Risikoterminologie und sprechen eine gemeinsame Risikosprache, um eine effektive Kommunikation von Risiken zu gewährleisten, wobei ESG-Risiken in der OMV-Risikotaxonomie eine Schlüsselrolle spielen.

Zweimal im Jahr werden die Ergebnisse dieses Prozesses zusammengeführt und dem Vorstand sowie dem Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats präsentiert. In Übereinstimmung mit dem Österreichischen Corporate Governance Kodex wird die Funktionsfähigkeit des EWRM jährlich durch einen:eine Wirtschaftsprüfer:in evaluiert. Folgende wesentliche finanzielle und nicht finanzielle Risiken wurden in Bezug auf die Mittelfristplanung von OMV ermittelt:

  • Finanzielle Risiken wie Marktpreisrisiken und Währungsrisiken
  • Operationelle Risiken inklusive aller mit Anlagen verbundenen Risiken und Auswirkungen, Produktionsrisiken, Projektrisiken, Personalrisiken, IT-Risiken, Risiken im Zusammenhang mit Gesundheit, Sicherheit und Umwelt (Health, Safety, Security, and Environment; HSSE); - und regulatorischer bzw. Compliance-Risiken
  • Strategische Risiken, die zum Beispiel im Zusammenhang mit der Energiewende und durch technologischen Fortschritt entstehen, aber auch Reputationsrisiken und politische Risiken wie Sanktionen beinhalten

Mehr über das Risikomanagement und die Verwendung von Finanzinstrumenten finden Sie im Konzernabschluss (Anhangangabe 29).

Finanzielle Risiken

Marktpreis- und andere finanzielle Risiken, einschließlich der Marktpreisrisiken durch EU-Emissionszertifikate, entstehen durch die Volatilität von Rohstoffpreisen, Wechselkursen und Zinssätzen. Kreditrisiken, die durch die Unfähigkeit von Kontrahenten entstehen können, einer Zahlungs- oder Lieferverpflichtung nachzukommen, zählen ebenfalls zu den wesentlichen Risiken. Als Öl-, Gas- und Chemieunternehmen ist OMV den Preisschwankungen der entsprechenden Rohstoffe in signifikantem Maße ausgesetzt. Auf der Währungsseite hat das Unternehmen wesentliche Risikopositionen in USD, RON, NOK, NZD und SEK. Aus dem Verkauf von Ölprodukten resultiert eine ökonomische Netto-Long-Position in USD bei OMV. Die vergleichsweise weniger signifikanten Risikopositionen in RON, NOK, NZD und SEK entstehen aus Kosten in lokalen Währungen in den jeweiligen Ländern.

Management von Rohstoffpreisrisiken, Währungsrisiken und Risiken im Zusammenhang mit EU-Emissionszertifikaten

Die Analyse und das Management finanzieller Risiken, die aus Fremdwährungen, Zinssätzen, Rohstoffpreisen, EU-Emissionszertifikaten, Kontrahent:innen, Liquidität und versicherbaren Risiken resultieren, werden zentral konsolidiert. Marktpreisrisiken werden konzernweit betrachtet und ihre möglichen Cashflow-Auswirkungen werden mittels eines Risikomodells analysiert, das Portfolioeffekte berücksichtigt. Die Auswirkungen der finanziellen Risiken (z. B. Rohstoffpreise und Währungen) auf Cashflow und Liquidität von OMV werden regelmäßig im Risikokomitee präsentiert. Dieser Ausschuss unter der Leitung des CFO setzt sich aus den Mitgliedern des Senior Managements der Geschäftsbereiche und Konzernfunktionen zusammen.

In Bezug auf Rohstoffpreisrisiken und Währungsrisiken entscheidet der OMV-Vorstand bei Bedarf über Hedging-Strategien zur Reduzierung dieser Risiken. OMV setzt Finanzinstrumente zu Sicherungszwecken ein, um die Konzernliquidität beispielsweise gegen den potenziell negativen Einfluss fallender Öl- und Gaspreise im Geschäftsbereich Energy abzusichern. In den Geschäftsbereichen Fuels & Feedstock und Chemicals ist OMV insbesondere volatilen Raffinerie- und Chemiemargen, Erdgaspreisen und CO2-Emissionszertifikaten sowie Lagerrisiken ausgesetzt. Entsprechende Optimierungs- und Hedging-Aktivitäten werden durchgeführt, um diese Risiken zu reduzieren. Hierunter fallen insbesondere Margen-Hedges sowie Rohstoff-Hedges. Ein Governance-System zur Kontrolle von Optimierungs-, Handels- und Hedging-Risiken legt klare Mandate einschließlich der Risikoschwellen für diese Aktivitäten fest.

Zinsrisikomanagement

Zur Ausbalancierung des Zinsportfolios des Unternehmens können im Rahmen definierter Regelungen Kredite von fixer auf variable Zinsbindung und vice versa umgestellt werden. Weiters analysiert OMV regelmäßig die Auswirkungen von Zinsänderungen auf die Zinserträge und -aufwendungen aus variabel verzinsten Geldanlagen und Krediten

Kreditrisikomanagement

Das Kreditrisiko wesentlicher Kontrahent:innen wird auf Konzern- und Geschäftsbereichsebene bewertet und mittels definierter Limits für Banken, Geschäftspartner:innen und Sicherheitengeber:innen überwacht und gesteuert. Die Abläufe sind durch OMV-Richtlinien auf Konzernebene geregelt. Angesichts eines schwierigen geopolitischen und wirtschaftlichen Umfelds mit volatilen Rohstoffpreisen, hohen Zinsen und verzerrten Lieferketten wird besonders auf Frühwarnsignale geachtet, wie beispielsweise Änderungen im Zahlungsverhalten.

Operationelle Risiken

OMV ist durch seine Geschäftstätigkeit verschiedenen Risiken in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Umwelt (Health, Safety, Security, and Environment; HSSE) ausgesetzt. Dazu zählen die möglichen Auswirkungen von Naturkatastrophen sowie von Vorfällen im Bereich der Prozesssicherheit und der Sicherheit von Personen. Weitere operationelle Risiken gehen mit der Durchführung von Investitionsprojekten und der Nichteinhaltung von gesetzlichen oder regulatorischen Bestimmungen einher. Sämtliche operationellen Risiken werden nach dem definierten Risikomanagementverfahren des Konzerns identifiziert, analysiert, überwacht und gemindert. Die bewerteten Risiken werden auf allen Unternehmensebenen unter Anwendung der definierten Risikorichtlinien und mit klar zugeordneten Verantwortlichkeiten gesteuert und gemindert. Die wesentlichen Risiken, wie beispielsweise Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz, Recht und Compliance, Personalmanagement sowie Nachhaltigkeit, werden zentral durch definierte Konzernrichtlinien geregelt, um sicherzustellen, dass Planungsziele erreicht werden können.

Projektrisiken

Bei der Umsetzung der Strategie 2030 investiert OMV sowohl in organische als auch anorganische Wachstumsprojekte und verfolgt dabei einen ausgereiften Projektrisikomanagementprozess zur regelmäßigen Identifizierung, Analyse und Überwachung der Projektrisiken. OMV verfügt über umfangreiche Erfahrungen im Management von Großprojekten und bei der Minimierung von Projektrisiken.

Das Unternehmen kann operationellen, politischen, technologischen und anderen Risiken ausgesetzt sein, die sich seinem eigenen Einfluss und dem seiner Vertragspartner:innen entziehen, was den Fortschritt der Projekte von OMV verzögern oder behindern kann. So kann beispielsweise die Durchführung großer Onshore- und Offshore-Projekte in Rumänien, Norwegen und den VAE durch Änderungen des jeweiligen regulatorischen oder steuerlichen Rahmens, durch die Nichtverfügbarkeit von Auftragnehmer:innen oder den Mangel an qualifiziertem Personal beeinträchtigt werden. Die Projektkosten können durch Preisinflation, Arbeitskräftemangel oder die Unterbrechung bzw. Neuorganisation von Lieferketten negativ beeinflusst werden. Insbesondere Projekte in den Bereichen Recycling sowie nachhaltige Kraftstoffe und Rohstoffe können von einer unzureichenden Verfügbarkeit der benötigten Ausgangsstoffe, der Unfähigkeit einer kommerziellen Nutzung neuer Technologien oder mangelnder regulatorischer Klarheit betroffen sein. Vor allem in neuen Geschäftsbereichen investiert OMV unter Umständen häufiger über Partnerschaften und Joint Ventures, wodurch das Unternehmen erhöhten Governance- und Kreditrisiken ausgesetzt sein kann, die die Projektabwicklung unter Umständen negativ beeinflussen. Jedes dieser Risiken kann wesentliche nachteilige Auswirkungen auf die Geschäfts-, Ertrags- und Finanzlage von OMV haben.

IT-Risiken

Da OMV bei seinen Aktivitäten auf IT-Systeme angewiesen ist, kann es zu Beeinträchtigungen aufgrund von groß angelegten Cyberattacken kommen. Zum Schutz von Daten und IT-Assets, die Daten speichern und verarbeiten, ist ein Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS) mit entsprechenden Sicherheitskontrollen in alle IT-Dienste des Unternehmens implementiert. IT-Risiken werden bewertet, regelmäßig überwacht und mit gezielten Maßnahmen adressiert oder durch umfassende IT- und Sicherheitsprogramme im gesamten Unternehmen gesteuert. Betriebstechnische Risiken spiegeln sich in der Bewertung von Prozesssicherheitsrisiken wider. OMV ist sich auch der aufkommenden Risiken durch künstliche Intelligenz (KI) bewusst und integriert daher aktiv Maßnahmen in die bestehenden Konzepte und Kontrollen zur Security Governance, um potenziellen Sicherheitslücken und Schwachstellen im Zusammenhang mit KI entgegenzuwirken.

Strategische Risiken

Zur Identifizierung strategischer Risiken, die potenziell langfristige Auswirkungen auf die Unternehmensziele haben könnten, beobachtet OMV laufend sein internes und externes Umfeld.

Geopolitische und regulatorische Risiken

OMV beobachtet die geopolitischen Entwicklungen aufmerksam, insbesondere den anhaltenden Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie eventuelle zusätzliche Sanktionen und Gegensanktionen, die sich daraus ergeben könnten. Auch die jüngsten Entwicklungen in Israel und Syrien haben Bedenken hinsichtlich der regionalen Stabilität und ihrer potenziellen Auswirkungen auf die Geschäftsaktivitäten von OMV hervorgerufen. Dennoch ist es wichtig festzuhalten, dass die Geschäftstätigkeit von OMV in der MENA-Region bislang von diesen Entwicklungen unberührt geblieben ist.

Das Unternehmen prüft regelmäßig die Auswirkungen derartiger geopolitischer Entwicklungen auf seine Geschäftstätigkeit. Zum Beispiel könnten anhaltende und/oder zunehmende Unterbrechungen der russischen Rohstofflieferungen nach Europa zu einem weiteren Anstieg der europäischen Energiepreise führen. Sanktionen gegen Russland und von Russland verhängte Gegensanktionen könnten zu weiteren Störungen in den globalen Lieferketten und Engpässen führen – beispielsweise bei Energieprodukten, Rohstoffen, Agrarprodukten und Metallen –, was wiederum einen weiteren Anstieg der Betriebskosten zur Folge hätte.

Im Dezember 2024 kündigte OMV nach schwerwiegenden Vertragsverletzungen durch Gazprom Export seinen Vertrag mit Gazprom Export über die Lieferung von Gas nach Österreich mit sofortiger Wirkung. Mit dieser Kündigung wurde das Vertragsverhältnis beendet und das Russland-Risiko des Unternehmens erheblich reduziert. Bereits davor hatte OMV im Hinblick auf die erwartete Unterbrechung aller russischen Erdgaslieferungen nach Österreich aufgrund der Beendigung des Gastransitvertrags zwischen der Ukraine und Russland sowohl die Gasbezugsquellen als auch die Lieferwege diversifiziert, um die Energieversorgung seiner Kund:innen sicherzustellen. Mit dem Kauf zusätzlicher Transportkapazitäten nach Österreich an den Übergabepunkten Oberkappel (Pipeline aus Deutschland) und Arnoldstein (Pipeline aus Italien) im Juli 2023 sowie der Sicherung zusätzlicher Lieferungen war OMV auf diese Situation gut vorbereitet. Das überdurchschnittlich wärmere Wetter in Europa, die gestiegene Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie hohe Gaspreise waren die Hauptgründe für den reduzierten Gasverbrauch von Haushalten und der Industrie im Jahr 2024. Zudem waren die Lagerbestände in Mitteleuropa im Vergleich zu den Vorjahren höher. OMV beobachtet die Entwicklungen weiterhin genau und bewertet regelmäßig potenzielle Auswirkungen auf den Cashflow und die Liquiditätslage des Unternehmens.

Eine hohe Volatilität der Erdgaspreise kann potenziell zu Liquiditätsspitzen führen, um Margin Calls für kurzfristige Börsenhandelsaktivitäten zu erfüllen. OMV verfügt über ungenutzte zugesagte und nicht zugesagte Kreditfazilitäten, um solche kurzfristigen Anforderungen im Bedarfsfall zu erfüllen. Das Unternehmen reagiert auf die Situation mit gezielten Maßnahmen, um die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens und eine sichere Energieversorgung zu gewährleisten.

Abgesehen von den oben erwähnten geopolitischen Spannungen ist die Geschäftstätigkeit von OMV noch weiteren geopolitischen Risiken ausgesetzt, wie beispielsweise Enteignung und Verstaatlichung von Eigentum, Beschränkungen für ausländisches Eigentum, inneren Unruhen, Kriegshandlungen oder Terrorismus und politischer Instabilität, etwa in Libyen, im Jemen oder Tunesien sowie anderen Ländern, in denen OMV tätig ist und Investitionen getätigt hat. OMV verfügt jedoch über umfangreiche Erfahrungen und Kenntnisse hinsichtlich des politischen Umfelds in Schwellenländern. Mögliche regulatorische Änderungen können auch zu Unterbrechungen, Produktionseinschränkungen oder einer höheren Steuerbelastung führen. OMV beobachtet laufend politische und regulatorische Entwicklungen in allen Märkten, die sich auf die Geschäftstätigkeit des Unternehmens auswirken. Spezifische Länderrisiken werden vor dem Eintritt in neue Länder überprüft.

Makroökonomische Risiken

Geoökonomische Fragmentierung, Handelsbeschränkungen sowie Unterbrechungen der globalen Lieferketten könnten zu weiteren Kostensteigerungen für OMV führen. Im Zusammenhang mit hohen Zinssätzen kann diese Situation das Wirtschaftswachstum negativ beeinflussen, was wiederum die Nachfrage nach den Produkten von OMV beeinträchtigen könnte.

Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel

Neben dem Marktpreisrisiko im Zusammenhang mit EU-Emissionszertifikaten bewertet OMV laufend die Exposition des Unternehmens gegenüber Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Dazu zählen die potenziellen Auswirkungen von akuten oder chronischen Ereignissen, wie etwa häufigeren extremen Wetterereignissen, aber auch systemische Änderungen unseres Geschäftsmodells aufgrund veränderter rechtlicher Rahmenbedingungen oder die Substitution von OMV-Produkten durch verändertes Konsumverhalten. OMV betrachtet den Klimawandel als zentrale globale Herausforderung und berücksichtigt daher bei der Entwicklung seiner Geschäftsstrategie klimarelevante Risiken und Chancen. Die Maßnahmen zur Steuerung oder Minderung dieser Risiken sind in den entsprechenden Abschnitten dieses Berichts, insbesondere in der Nachhaltigkeitserklärung und im Abschnitt Strategie, näher erläutert.

Risiken im Zusammenhang mit der Unternehmenstransformation

Die Transformation von OMV zu einem führenden Anbieter von nachhaltigen Kraftstoffen, Chemikalien und Materialien sowie nachhaltigen Energielösungen ist von einer Vielzahl von Unsicherheiten geprägt. Zu diesen Risiken gehören die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitnehmer:innen, Technologie- und Skalierungsrisiken, die Verfügbarkeit nachhaltiger Rohstoffe in ausreichender Qualität und Quantität sowie Governance-Risiken im Zusammenhang mit Joint Ventures und Partnerschaften.

Personalrisiken

Durch eine gezielte Nachfolge- und Entwicklungsplanung will die OMV Abteilung People & Culture geeignete Führungskräfte für das weitere Unternehmenswachstum entwickeln bzw. für OMV gewinnen und damit Personalrisiken mindern.

Auswirkungen, Risiken und Chancen im Bereich der Nachhaltigkeit

Durch die entsprechende Verankerung im unternehmensweiten Risikomanagementprozess legt OMV besonderes Augenmerk auf fünf Schwerpunktbereiche der Nachhaltigkeit: Klimawandel, Management natürlicher Ressourcen, Menschen und Menschenrechte, Gesundheit und Arbeitsschutz sowie ethische Geschäftspraktiken. Das weiter oben kurz beschriebene bewährte Risikosicherungsmodell wurde angepasst, um eine wirksame Steuerung der potenziellen Auswirkungen, Risiken und Chancen in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Governance zu gewährleisten.

Mehr über Risiken in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Governance finden Sie in den entsprechenden Abschnitten der Nachhaltigkeitserklärung.

OMV Group Security

Die Abteilung OMV Group Security beobachtete 2024 ein zunehmend instabiles geopolitisches Umfeld. Laut dem Uppsala Conflict Data Program gibt es derzeit weltweit mehr als 50 staatliche Konflikte – die höchste Zahl seit dem Zweiten Weltkrieg. Die globale Sicherheit wird insbesondere durch die anhaltenden Konflikte in der Ukraine und im Mittleren Osten beeinträchtigt. OMV Group Security investierte daher weiterhin beträchtliche Ressourcen in die Gewährleistung der Resilienz und Sicherheit in Regionen, die zuvor als risikoarm galten. Der Schwerpunkt lag jedoch wie schon bisher auf den Standorten im Mittleren Osten und Nordafrika.

Neben der herausfordernden Sicherheitslage für die OMV-Geschäftstätigkeit im Jemen, in Tunesien und in Libyen hat auch die anhaltende Bedrohung durch Terroranschläge und hybride Kriegsführung in Europa nicht abgenommen. Politischer Extremismus, organisierte Kriminalität und die zunehmende Konvergenz von Cyberrisiken und physischen Bedrohungen machten es erforderlich, dass sich OMV Group Security weiterhin auf eine robuste und dennoch flexible Sicherheitsstrategie konzentrierte. Diese Strategie ermöglicht es OMV, seine Geschäftstätigkeit in dynamischen Umfeldern mit asymmetrischen Bedrohungen fortzusetzen.

Der konzerninterne OMV-Sicherheitsmanagementstandard legt eine breite Palette von Vorschriften, Plänen, Maßnahmen und Systemen zum Thema Sicherheit fest. Das Dokument berücksichtigt die IOGP-Leitlinien sowie andere branchenspezifische bewährte Verfahren (ASIS und UK Security Institute), damit das Unternehmen Bedrohungen bestmöglich erkennen, abwenden, verhindern, aufzeichnen und untersuchen sowie vor diesen schützen kann.

Managementprozesse und Verfahren zur Erfüllung der Sorgfaltspflicht

OMV verfügt über ein einzigartiges, agiles und bewährtes Sicherheitsmanagementsystem, das je nach Bedarf regelmäßig überprüft, angepasst und erweitert wird. Die Philosophie, Sicherheitsinformationen aus unterschiedlichsten Quellen einzuholen und als präventives Sicherheitsinstrument einzusetzen, ist und bleibt ein Grundprinzip der Strategie von OMV Group Security. Mit diesem Ansatz können wir ein breites Spektrum an geopolitischen Ereignissen, regionalen Konflikten und vereinzelten Zwischenfällen vorhersehen und unverzüglich darauf reagieren. Zusätzlich gestärkt wird dieser Ansatz durch die wirksame Zusammenarbeit mit staatlichen und lokalen Sicherheitsbehörden zum Zwecke der zuverlässigen Bestätigung der Faktenlage vor Ort.

Die Plattform von OMV zur Bewertung von Sicherheitsrisiken bietet auch weiterhin einen Echtzeitüberblick über den Grad an Sicherheitsrisiken, dem die OMV-Vermögenswerte ausgesetzt sind, und kann rasch an geopolitische und andere sicherheitsrelevante Ereignisse angepasst werden. Außerdem ermöglicht sie die Verbreitung sicherheitskritischer Informationen in Echtzeit.

Um die Wirksamkeit und Angemessenheit der Security-Praktiken in den Geschäftsbereichen von OMV zu gewährleisten, führt OMV Group Security regelmäßige Audits durch. Diese finden jedes Jahr für Unternehmen in Hochrisikoländern statt. Im Jahr 2024 waren dies Tunesien, Libyen und der Jemen. Zwei weitere größere Audits werden jährlich durchgeführt, wobei die Geschäftsbereiche nach den betrieblichen Erfordernissen ausgewählt werden. Für 2024 fiel die Wahl auf OMV Abu Dhabi und OMV Libyen, einschließlich der operativen Tätigkeiten vor Ort. Ebenso wurden die Security-Aktivitäten in Tripolis und Bengasi einer detaillierten Prüfung unterzogen.

Die Leistungsbeschreibung (Terms of Reference) wird vor dem Audit mit dem Geschäftsbereich vereinbart. Anschließend findet eine gründliche Prüfung mit Besuchen vor Ort, Interviews, Dokumentenanalysen und Beobachtungen statt. Anschließend wird ein Auditbericht verfasst, verteilt, genehmigt und veröffentlicht. Der Bericht enthält SMART-Maßnahmen, wobei der gesamte Prozess im HSSE-Reporting-Tool von OMV protokolliert wird.

OMV Group Security leistete auch weiterhin konzernweit operative Unterstützung für alle OMV-Unternehmensbereiche weltweit und stellte bei Sicherheitsproblemen zusätzliche Kapazitäten bereit. In Hochrisikoländern setzte OMV zudem eigene Country-Security-Manager:innen und Asset-Protection-Expert:innen vor Ort ein, um die Sicherheit durch zusätzliche und gegebenenfalls lokale Expertise zu verbessern.

Sicherheit und Menschenrechte

Wir verpflichten uns, die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht zu achten und gleichzeitig die Sicherheit unserer Arbeitskräfte und unserer Geschäftstätigkeit zu gewährleisten. Wir erreichen dies, indem wir im Einklang mit allen einschlägigen Gesetzen und internationalen Standards oder Initiativen handeln, einschließlich der Freiwilligen Grundsätze zur Wahrung der Sicherheit und Menschenrechte (Voluntary Principles on Security and Human Rights; VPs) und des Internationalen Verhaltenskodex für private Sicherheitsdienstleister (International Code of Conduct for Private Security Service Providers; ICoC). Insbesondere, aber nicht ausschließlich gilt dies für unsere Interaktionen mit öffentlichen und privaten Sicherheitsdiensten. Diese Bestrebung ist ein fester Bestandteil unserer effektiven Arbeitsweise, jedoch noch nicht vollständig auf die Europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (European Sustainability Reporting Standards; ESRS) abgestimmt. Mehr über unseren Ansatz zum Schutz der Menschenrechte finden Sie in der Nachhaltigkeitserklärung (S1 Menschenrechte).

OMV stellte 2023 einen Antrag auf Mitgliedschaft in den Freiwilligen Grundsätzen zur Wahrung der Sicherheit und Menschenrechte. Seitdem gelten wir als antragstellendes Mitglied und engagieren uns aktiv für die Initiative, beispielsweise während des jährlichen Forums in Washington und während eigener Q&A-Calls mit dem Sekretariat und aktiven Mitgliedern aus den Bereichen Corporate, Government und NGO – alles im Rahmen des Antragsverfahrens. OMV hält sich weiterhin an die Richtlinien der Initiative, wobei die VPs eine tragende Säule für alle unsere weltweiten Sicherheitsoperationen darstellen.

EWRM
Unternehmensweites Risikomanagementsystem
VPs
Voluntary Principles on Security and Human Rights; freiwillige Grundsätze zur Wahrung der Sicherheit und der Menschenrechte

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