E2-1 (Unternehmensspezifisch) Spezifische Richtlinien1 und Verpflichtungen

Prozesssicherheits­managementstandard

[MDR-P 65a] Der Prozesssicherheits­managementstandard von OMV dient als Rahmen und Referenz für die Umsetzung und Aufrechterhaltung wirksamer Richtlinien für die Prozesssicherheit. Er legt die Mindestanforderungen fest und bietet Leitlinien zur Integration der Prozesssicherheit in das Management von Gesundheit, Sicherheit und Umwelt (Health, Safety, Security, and Environment; HSSE). Der Prozesssicherheits­managementstandard konzentriert sich auf die Minimierung von Risiken im Zusammenhang mit der Handhabung von Gefahrstoffen bei Tätigkeiten in den Bereichen Öl, Gas, Energie und Chemie. Ziel ist es, Zwischenfälle zu verhindern, durch die Personen, die Umwelt oder Vermögenswerte und die Reputation von OMV Schaden erleiden könnten. Der Rahmen umfasst eine proaktive Risikoerkennung und -steuerung durch die Analyse und Evaluierung von Gefahren, um Risiken innerhalb akzeptabler Grenzen zu halten. Zudem fördert er durch das Engagement der Führungskräfte, die Einbindung der Arbeitnehmer:innen und kontinuierliches Lernen eine starke Sicherheitskultur. Mit der Integration des Prozesssicherheits­managementstandards in das HSSE-Managementsystem stellt OMV die Einhaltung der rechtlichen und branchenspezifischen Standards sicher. Im Hinblick auf den Umgang mit Zwischenfällen bietet der Rahmen klare Leitlinien zur Minderung der Auswirkungen sowie zu Notfallmaßnahmen.

[MDR-P 65b] Der Prozesssicherheits­managementstandard, die HSSE-Direktive und alle weiteren relevanten Standards, die in diesem Abschnitt erwähnt sind, gelten für OMV weltweit. Im Hinblick auf die Einhaltung lokaler Rechtsvorschriften gelangen zusätzlich eigene Bestimmungen zur Anwendung. Dies betrifft die OMV Aktiengesellschaft und alle ihre Tochtergesellschaften sowie die Borealis AG und die OMV Petrom S.A. mit ihren jeweiligen Tochtergesellschaften, nicht jedoch die SapuraOMV Upstream Sdn. Bhd. und ihre Tochtergesellschaften. In geringem Umfang gibt es auch Ausnahmeregelungen. So gelten zum Beispiel bei Borealis separate Richtlinien für unternehmensspezifische betriebliche Vorfälle. Aufgrund der engen Verflechtung zwischen den Richtlinien zur Regelung des wesentlichen Themas der Prozesssicherheit und den Richtlinien, die andere wesentliche Umweltthemen steuern, wird für weitere Informationen zu unseren übergreifenden Verpflichtungen im Code of Conduct und zum Geltungsbereich unseres Umweltmanagementstandards auf Umweltverschmutzung und für Informationen über unsere HSSE-Strategie auf S1 Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen verwiesen.

[MDR-P 65c, 65d, 65e, 65f] Alle Richtlinien zur Regelung des Prozesssicherheits­managements bei OMV werden vom Vorstand genehmigt. Die Verantwortung für die Umsetzung dieser Richtlinien liegt bei den jeweiligen Geschäftsbereichen bzw. den jeweils zuständigen Mitgliedern des Vorstands. Die Konzernfunktionen sind dafür verantwortlich, die Umsetzung zu unterstützen und bis zu einem gewissen Grad deren Steuerung und Kontrolle zu beaufsichtigen. Die HSSE-Direktive und damit verbundene Konzernrichtlinien stehen allen Arbeitnehmer:innen von OMV über die OMV Regulations Alignment Platform im OMV Intranet zur Verfügung.

Zur Minderung der negativen Auswirkungen ungeplanter Freisetzungen aufgrund von Prozesssicherheitsereignissen, die zu Sachschäden und Umweltverschmutzung in der Nähe unserer Standorte führen können, folgt OMV dem Prozesssicherheits­managementstandard. Dieser Standard bietet umfassende Leitlinien und Verfahren zur Verhinderung und zum Management von Prozesssicherheitsereignissen und Freisetzungen gefährlicher Stoffe. Er stellt strenge Kontrollen sicher, um die Wahrscheinlichkeit und die Auswirkungen solcher Vorfälle zu minimieren, und trägt so zum Schutz von Umwelt und Eigentum in der Umgebung unserer Standorte bei.

Im Rahmen des Prozesssicherheits­managementstandards von OMV wurden Prozesse und Mechanismen definiert, um tatsächliche negative Auswirkungen zu verhindern, abzumildern und zu beheben. Diese umfassen:

Risikomanagement

[MDR-P 65a] Prozesssicherheitsrisiken werden durch eine Vielzahl von Risikobeurteilungen systematisch bewertet, wie etwa PAAG/HAZOP-Studien, quantitative Risikoanalysen (Quantitative Risk Assessments; QRAs) und Risikobewertungen gemäß der Seveso-Richtlinie, der wichtigsten EU-Verordnung zur Beherrschung der Gefahren schwerer Unfälle mit gefährlichen Stoffen an Land.

Empfehlungen aus Prozesssicherheitsanalysen (Process Hazard Analyses; PHAs), Audits, Überprüfungen und Untersuchungen von Zwischenfällen, die sich mit Risiken der Prozesssicherheit befassen, werden zentral erfasst und im integrierten Risikoregister von OMV systematisch priorisiert. Die Empfehlungen werden an die Mittelfristplanung gekoppelt, damit für die Umsetzung der Empfehlungen auch Mittel zur Verfügung stehen. Vor der Inbetriebnahme einer neuen Anlage, nach größeren Änderungen oder nach einer Generalüberholung führen wir eine unabhängige Sicherheitsüberprüfung durch, um die Sicherheit der Anlage in der Inbetriebnahmephase und im laufenden Betrieb zu gewährleisten.

Im Jahr 2024 wurde zur Identifizierung und Steuerung der Risiken in jedem operativen Produktionsbereich ein Register mit Maßnahmen zur Risikominderung erstellt und mit Daten – auch von Borealis Standorten – befüllt, wobei die Maßnahmen durch diverse Prozesssicherheitsanalysen (PHAs), Bewertungen und Sicherheitsüberprüfungen identifiziert wurden. So entstand ein konsolidierter Überblick, der uns bei der Priorisierung und Weiterentwicklung von Plänen zur Risikominderung unterstützt. Außerdem wurde bei OMV ein Softwaretool zur Auswertung der Ergebnisse von Prozesssicherheitsanalysen sowie zur Nachverfolgung von daraus resultierenden Empfehlungen und Arbeitsabläufen implementiert.

Notfallmanagementpläne

[MDR-P 65a] Prozesssicherheitsereignisse können mitunter auch unsere Anrainergemeinden betreffen. Aus diesem Grund verfügen wir über effektive Notfallmanagementpläne, die mit den umliegenden Gemeinden abgestimmt sind. Diese Notfallmanagementpläne sehen verschiedene Stufen vor, für die Aufgaben und Zuständigkeiten, Struktur und Kommunikation sowie Schnittstellen zu Notfall- und Störfallmanagementteams festgelegt sind. Um eine koordinierte Durchführung von Notfallmaßnahmen sicherzustellen, umfassen unsere Notfallpläne spezifische Notfallprozeduren sowie Alarmierungs- und Benachrichtigungsvorschriften.

Inspektion und Wartung

[MDR-P 65a] Umfassende Inspektions- und Wartungsprogramme werden von speziellen Abteilungen für Inspektion, Wartung und Anlagenintegrität durchgeführt. Diese nehmen regelmäßige Inspektionen von Anlagen und Maschinen, Rohrleitungen, Tanks usw. vor und kümmern sich um die Prüfung von Sicherheitsausrüstungen sowie die Instandhaltung und Revision von Anlagen.

Untersuchungen und Audits

[MDR-P 65a] Regelmäßige Audits, Überprüfungen und Aktualisierungen unserer Sicherheitssysteme und -verfahren sind in den Richtlinien vorgeschrieben. Das Engagement von OMV zur Verbesserung unserer Sicherheitsprotokolle gewährleistet nicht nur ein sicheres Arbeitsumfeld, sondern verhindert auch Schäden an unseren Anlagen und mindert negative Auswirkungen auf unser Personal, lokale Gemeinschaften und die Umwelt. Sämtliche Vorfälle werden in angemessener Weise zeitgerecht identifiziert und gemeldet. Arbeitsbezogene Vorfälle mit potenziellen Folgen für Menschen, die Umwelt, Vermögenswerte oder unsere Reputation werden entsprechend untersucht, um unmittelbare Ursachen, tiefer liegende Ursachen und systemische Ursachen zu ermitteln, aus denen Erkenntnisse gezogen werden können, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Tier‑1- und Tier‑2-ProzesssicherheitsereignisseTier-1- und Tier-2-Prozesssicherheitsereignisse, klassifiziert gemäß API RP 754 werden regelmäßig erfasst, nachverfolgt und untersucht, um einen konsistenten Überblick über die Prozesssicherheitsleistung von OMV zu erhalten. Zusätzlich überwachen wir Tier‑3-Prozesssicherheitsereignisse, um eine bessere Bewertung der kritischen Barrieren auf Anlagenebene zu ermöglichen. Die Überwachung von Prozesssicherheitsereignissen sowie die Berichterstattung über diese vermitteln uns einen Überblick über die Herausforderungen für die Sicherheitssysteme, sodass wir Schwachstellen innerhalb der Barrieren auf Anlagenebene identifizieren und korrigieren können.

Im Jahr 2024 führte Borealis regelmäßige Blue Audits durch, um die Einhaltung der Standards in Bezug auf Gesundheit, Sicherheit und Umwelt (Health, Safety, Security, and Environment; HSSE) zu überprüfen. Diese umfassenden Audits sehen eine detaillierte drei- bis viertägige Prüfung vor, in deren Rahmen die Korrekturmaßnahmen von Fachexpert:innen validiert und überwacht werden. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen wird in einem Audit-Zyklus evaluiert, um kontinuierliche Verbesserungen in den Bereichen Gesundheitsschutz und Sicherheit zu erwirken.

HSSE-Direktive

[MDR-P 65a] Die HSSE-Direktive legt die Prinzipien und Regeln für das Management von HSSE-Risiken und ‑Aktivitäten über den gesamten Lebenszyklus des Konzerngeschäfts und der Konzerntätigkeiten fest, einschließlich Investitionsprojekten, Unternehmenszusammenschlüssen und Akquisitionen. Die Direktive gibt auch die wichtigsten HSSE-Aufgaben für alle Arbeitnehmer:innen, Geschäftspartner:innen und Auftragnehmer:innen von OMV vor. Außerdem schreibt sie die laufende Verbesserung der HSSE-Performance fest. Die HSSE-Direktive definiert die zentralen Aspekte des HSSE-Managements und fasst diese in zwölf Elementen entlang des „Plan-Do-Check-Act“-Zyklus zusammen. Für jedes Element legt die HSSE-Direktive den Ansatz für ein wirksames HSSE-Management fest, das auch das Prozesssicherheits­management einschließt. [MDR-P 65b, 65c, 65d, 65e, 65f] In Bezug auf die HSSE-Direktive werden, sofern nicht anders angegeben, der Geltungsbereich der Richtlinie, die Einbeziehung der obersten Führungsebene, die Bezugnahme auf Standards Dritter (sofern zutreffend), die Interessen der wichtigsten Interessenträger:innen bei der Festlegung der Richtlinie (sofern zutreffend) und die Art und Weise, wie die Richtlinie potenziell betroffenen Interessenträger:innen zugänglich gemacht wird, im Abschnitt S1 Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen behandelt.

Zur Minderung der negativen Auswirkungen ungeplanter Freisetzungen aufgrund von Prozesssicherheitsereignissen, die zu Sachschäden und Umweltverschmutzung in der Nähe unserer Standorte führen können, enthält die HSSE-Direktive Leitlinien dazu, wie derartige Vorkommnisse gemeldet, auf ihre Ursachen hin analysiert und künftig verhindert werden sollen. Darüber hinaus schreibt die HSSE-Direktive vor, dass für organisatorische Vorkehrungen sowie entsprechende Ausstattungen, Schulungen und Übungen zu sorgen ist, um Notfälle und Krisensituationen effizient zu managen.

Zusätzliche relevante Standards

[MDR-P 65a] Weitere Konzernrichtlinien zum Thema Prozesssicherheit bei OMV sind das HSSE-Risikomanagement, das Kontraktoren-HSSE-Management, das Management von Gefahrstoffen und Personentransport sowie die Meldung, Untersuchung und Klassifizierung von Zwischenfällen. Zusammen bilden sie den Rahmen für das Sicherheitsmanagement. Sie schreiben regelmäßige Überprüfungen und Aktualisierungen der Risikoregister und Aktionspläne vor, um die Einhaltung der Maßnahmen und eine kontinuierliche Verbesserung unserer Sicherheitskultur zu gewährleisten. Unsere Richtlinie zur Vermeidung schwerer Unfälle (Major Accident Prevention Policy) definiert die generellen Ziele und Leitlinien zur Kontrolle des Risikos eines schweren Unfalls im Rahmen von Arbeiten und Tätigkeiten von OMV. OMV ist sich dessen bewusst, dass das Risiko schwerer Unfälle bei Onshore- und Offshore-Arbeiten im Zusammenhang mit der Gewinnung, dem Transport, der Aufbereitung und der Verteilung von Öl und Gas signifikant ist und dass derartige Unfälle erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und betroffene Menschen haben können. Deshalb ist OMV überzeugt, dass ein tief verwurzeltes Bewusstsein für HSSE in der Unternehmenskultur das Fundament all seiner Geschäftstätigkeiten und Beziehungen mit Vertragsunternehmen ist.

Unser Konzernstandard für das Kontraktoren-HSSE-Management definiert die Mindestanforderungen für die Integration von HSSE-Themen in alle Phasen des Vertragslebenszyklus und in das Kontraktorenmanagement. Er legt einen strukturierten Prozess für das Kontraktoren-HSSE-Management – von der Auswahl bis zum Vertragsabschluss – fest. Zusammen bieten diese Richtlinien umfassende Leitlinien und Maßnahmen zur Minderung der negativen Auswirkungen ungeplanter Freisetzungen aufgrund von Prozesssicherheitsereignissen, die zu Sachschäden und Umweltverschmutzung in der Nähe unserer Standorte führen können.

[MDR-P 65f] Das HSSE-Management von OMV steht in engem Austausch mit den Arbeitnehmer:innen und ihren Vertreter:innen, darunter Betriebsräte und Gewerkschaften, um kritische Themen anzusprechen und Bereiche mit Verbesserungsbedarf aufzuzeigen. So gibt es zum Beispiel bei Borealis an jedem Standort ein HSE-Forum, das dazu dient, Arbeitnehmervertreter:innen anzuhören und über das HSE-Managementsystem zu informieren. Die HSSE-Abteilung organisiert HSSE-Tage für verschiedene OMV Bereiche, um die Arbeitnehmer:innen über HSSE-Themen einschließlich Prozesssicherheit aufzuklären. Darüber hinaus stellt OMV durch die regelmäßige Zusammenarbeit mit lokalen Stellen und Regulierungsbehörden sicher, dass die Richtlinien des Unternehmens den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Außerdem bieten die an den Standorten eingerichteten Sicherheitsschulungszentren eine Plattform für Interaktion und Austausch.

1 Anstelle des in den ESRS verwendeten Begriffs „Konzept“ wird der Begriff „Richtlinie“ verwendet

Themenfilter

Ergebnisse