Energy

Strategische Prioritäten bis 2030

  • Aktive Steuerung und Optimierung des Öl- und Gasportfolios; Neupositionierung als ein auf Europa fokussierter Akteur
  • Realisierung von Neptun Deep, dem größten Projekt zur Erschließung von Erdgasvorkommen in der EU, unter der Betriebsführerschaft von OMV
  • Stärkung und Diversifizierung des Gasportfolios im Westen und Ausbau von Strom und Gas in Rumänien
  • Aufbau eines profitablen CO2-armen Geschäfts in drei Bereichen: Geothermie, erneuerbare Energien sowie CO2-Abscheidung und Speicherung

In seinem Öl- und Gasportfolio hält OMV an seinem Produktionsziel von rund 350 kboe/d bis 2030 fest, wobei der Schwerpunkt mit rund 60% des Gesamtvolumens auf Erdgas als Brückenenergieträger der Energiewende liegen soll. Das Unternehmen wird sein Portfolio sowohl durch organische als auch anorganische Projekte weiter aufwerten und dabei sicherstellen, dass die Investitionen auf die strategischen Ziele abgestimmt sind. Zur Bewertung von Investitions­möglichkeiten wird für Projekte, die sich vor 2030 positiv auf den Cashflow auswirken, eine Amortisationsdauer von weniger als zehn Jahren und ein interner Zinsfuß (IZF) von mindestens 12% in Ländern mit Investment-Grade-Ratings bzw. mindestens 15,5% in Ländern ohne Investment-Grade-Ratings erwartet. Die Explorations­aktivitäten werden sich in erster Linie auf Erschließungen in der Nähe bestehender Felder und Exportinfrastrukturen konzentrieren. Insgesamt wird erwartet, dass die Produktionskosten für das Portfolio des Unternehmens bis 2030 unter 9 USD/boe liegen werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Aktivitäten in der sich verändernden Energielandschaft weiterhin sicherzustellen. Zur Gewährleistung der finanziellen Stabilität wird außerdem ein Kostendeckungspreis von unter 30 USD/boe angestrebt.

OMV richtet sein Produktionsportfolio neu aus und konzentriert sich dabei auf drei Kernregionen: Nord, CEE (Mittel- und Osteuropa) und Süd. In der Region Nord wird der Schwerpunkt auf dem Management des Portfolios in Norwegen und der qualitativen Aufwertung des norwegischen Kontinentalschelfs liegen, um den natürlichen Förderrückgängen entgegenzuwirken, wobei Erdgas Priorität hat. Dabei werden auch potenzielle anorganische Möglichkeiten ausgelotet und Steuersynergien im Land genutzt.

In der Region CEE wird OMV dem natürlichen Förderrückgang reifer Felder wirksam entgegensteuern und die Langlebigkeit seiner Aktivitäten sicherstellen. Darüber hinaus hat sich das Unternehmen zur Umsetzung des Gasentwicklungsprojekts Neptun Deep verpflichtet, das eine Produktionskapazität von rund 70 kboe/d zum OMV-Portfolio beisteuern wird. Die Entwicklung von Neptun Deep verläuft nach Plan, die ersten Entwicklungsbohrungen werden für 2025 erwartet und das erste Gas soll 2027 gefördert werden. Ebenfalls in der Region CEE will OMV die Wachstumschancen in der Schwarzmeerregion, die sich aufgrund der aktuell starken Position des Unternehmens bieten, durch strategische Partnerschaften und Investitionen nutzen.

In der Region Süd wird OMV seine Position in Nordafrika und im Mittelmeerraum stärken, um die bestehende Präsenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu ergänzen. Angesichts des erheblichen Potenzials dieser Regionen bietet eine solche strategische Expansion OMV die Möglichkeit, sein Portfolio zu diversifizieren und die allgemeine Widerstandsfähigkeit zu verbessern.

Im Gas Marketing & Power Geschäft will OMV sein Portfolio in Westeuropa weiter stärken und diversifizieren und das Gas-&-Power-Geschäft in Rumänien ausbauen. Was die Gasverkäufe betrifft, so hat OMV seine Bezugsquellen erfolgreich diversifiziert. Seit Dezember 2024 bezieht OMV kein Gas mehr von Gazprom. OMV sicherte sich für den Zeitraum 2024–2026 europäische Transportkapazitäten nach Österreich im Ausmaß von 40 TWh pro Jahr über Deutschland und Italien, um die Erfüllung seiner Verpflichtungen gegenüber sämtlichen Kund:innen zu gewährleisten. Dies wird dem Unternehmen die Lieferung von Eigen- und Drittgasmengen aus Norwegen nach Österreich sowie von LNG-Mengen unter Nutzung der Kapazitäten des LNG Regasifizierungsterminals Gate in Rotterdam ermöglichen. OMV will auch grüne Gase in sein Verkaufsportfolio aufnehmen, um die CO2-Intensität seines Produktportfolios zu reduzieren. Im Bereich der Stromerzeugung profitiert OMV weiterhin von der Integration von Gas und Strom in Rumänien. Ausschlaggebend für die Rentabilität sind dabei Strommargen und Spark Spreads sowie Ausgleichsleistungen und die Integration von Kapazitäten erneuerbaren Stroms. Insgesamt wird das Segment Gas Marketing & Power mit einem geschätzten mittelfristigen Operativen Ergebnis vor Sondereffekten von rund EUR 300 Mio pro Jahr auch weiterhin einen wichtigen Ergebnisbeitrag leisten.

OMV hat sich zum Ziel gesetzt, ein profitables CO2-armes Geschäft aufzubauen, das bis 2030 einen wesentlichen Beitrag leistet und danach Wachstum erzielt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf drei Bereichen: Geothermie, erneuerbare Energien sowie CO2-Abscheidung und Speicherung. Im Juni 2024 kündigte OMV eine Erhöhung seines Ziels für Strom aus erneuerbaren Energien auf 3–4 TWh bis 2030 an, wobei ein IZF von mindestens 10% erreicht werden soll. Das Wachstum konzentriert sich in erster Linie auf Rumänien und soll von den attraktiven Marktbedingungen in der Region profitieren. Neben dem bestehenden 860-MW-Gas-und-Dampfturbinenkraftwerk verfügt OMV in Rumänien über eine solide Pipeline an Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien. OMV Petrom sicherte sich bis 2030 bereits eine voraussichtliche Stromproduktion von rund 2,4 TWh pro Jahr. Im Jahr 2024 wurden in Rumänien mehrere große M&A-Transaktionen abgeschlossen. Dadurch konnte die Zusammenarbeit mit namhaften Unternehmen aufgenommen werden, die bereits in der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen tätig sind. Im September 2024 schloss OMV Petrom die Transaktion mit Jantzen Renewables für den Erwerb mehrerer Photovoltaikprojekte in Rumänien ab, die eine Photovoltaikkapazität von insgesamt rund 710 MW im „Ready-to-Build“-Stadium umfassen. Im November vergab das Unternehmen den EPCC-Auftrag für das Photovoltaikkraftwerk in Ișalnița mit einer Kapazität von rund 89 MW und leitete damit die Ausführungsphase ein. Darüber hinaus schloss OMV Petrom im Oktober 2024 den Erwerb von 50% der Anteile an der Electrocentrale Borzești von RNV Infrastructure ab. Die Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien weisen eine Kapazität von rund 1.000 MW auf, wovon 950 MW auf Windkraft und 50 MW auf Photovoltaik entfallen. Die Windkraftprojekte wird OMV Petrom in Partnerschaft mit RNV Infrastructure entwickeln, bauen und betreiben. Das Photovoltaikprojekt wurde bereits errichtet und durchläuft derzeit Produktionstests.

Dieses integrierte Portfolio ermöglicht es dem Unternehmen, die bestehende Infrastruktur zu nutzen und gleichzeitig die Kapazitäten an erneuerbaren Energien auszubauen. Darüber hinaus verfolgt OMV Petrom das Ziel, mit der Verfügbarkeit von EU-Mitteln in Rumänien ein Marktführer im Bereich der erneuerbaren Energien zu werden. OMV prüft zudem Möglichkeiten zur Stärkung seiner Präsenz im Bereich der erneuerbaren Energien in den Nachbarländern Rumäniens, etwa in Serbien, Bulgarien und Ungarn. Durch die Ausweitung seiner geografischen Reichweite kann OMV zusätzliche Wachstumsmärkte erschließen und einen Beitrag zur Energiewende in der Region leisten. Parallel dazu baut OMV aktiv ein Portfolio von Stromabnahmeverträgen in Westeuropa auf und investiert selektiv in eigene Anteile an Projekten im Bereich der erneuerbaren Energie, um seine Scope-2-Emissionen zu reduzieren. Durch die Integration der Aktivitäten im Bereich der erneuerbaren Energien mit dem Geschäftsbereich Fuels & Feedstock kann OMV Synergien erzielen und die Erträge verbessern.

In den Bereichen Geothermie und CO2-Abscheidung und Speicherung verfolgt OMV nunmehr weniger ehrgeizige Ziele als ursprünglich anvisiert, allerdings mit Potenzial für Wachstum und Expansion über das Jahr 2030 hinaus. OMV geht davon aus, dass die im Jahr 2022 festgelegten Ziele Anfang der 2030er-Jahre erreicht werden. Das Unternehmen strebt bis 2030 etwa 4 TWh an geothermischer Energie mit einem IZF von mindestens 10% an. In diesem Zusammenhang wird OMV die über Jahrzehnte aufgebauten Kenntnisse und gesammelten Erfahrungen im Bereich E&P im Umgang mit Kohlenwasserstoffen sowie auf dem Gebiet der Geologie nutzen. Im Bereich der Geothermie liegt der Schwerpunkt darauf, zur Dekarbonisierung von Fernwärmenetzen, großen Infrastrukturbetreiber:innen und Industrieanlagen beizutragen. OMV setzt bei der Erschließung von Geothermie zwei Arten von Technologien ein. Die bestehende Technologie mit offenem Kreislauf nutzt natürliche Grundwasserleiter, um das heiße Wasser aus der Tiefe zu fördern und im Kreis zu führen. Die zweite Technologie basiert auf einem geschlossenen Kreislauf und erfordert zur Energieerzeugung lediglich heißes Gestein, in das Wasser eingespritzt und im Kreis geführt wird. Diese Technologie hat großes Potenzial für Skalierbarkeit, da sie nicht von Grundwasserleitern abhängig ist.

OMV hat mit Wien Energie, die eines der europaweit größten Fernwärmenetze betreibt, im Jahr 2023 ein Joint Venture gegründet, um das Potenzial des Wiener Beckens mithilfe der auf offenen Kreisläufen basierenden Technologie zu erkunden und zu erschließen. Die erste Bohrung begann am 16. Dezember 2024, und die erste Tiefengeothermie-Anlage wird voraussichtlich 2028 in Betrieb gehen. Langfristig plant das Joint Venture, die Kapazität auf 200 MW zu skalieren. So könnte etwa die Hälfte der Wiener Haushalte, die heute Fernwärme nutzen, mit geothermischer Energie versorgt werden. Neben dem Joint Venture mit Wien Energie wurde OMV im Jahr 2023 Minderheits­anteilseigner an dem kanadischen Unternehmen Eavor, das sich im Bereich der Geothermie auf die innovative Technologie mit geschlossenem Kreislauf spezialisiert hat. Derzeit führt das Unternehmen Tests durch, um die Wirtschaftlichkeit dieser Methode in Deutschland zu prüfen, wo ein immenses Marktpotenzial von bis zu 10 TWh bis 2030 besteht.

Im Rahmen seiner Bestrebungen im Bereich der CO2-Abscheidung und Speicherung zielt OMV auf eine Gesamtkapazität von rund 3 Mio t pro Jahr bis 2030 ab. Der Fortschritt in diesem Bereich hängt von externen Faktoren ab, wie etwa Investitionen von Kund:innen und der Verfügbarkeit eines attraktiven und garantierten CO2-Preises. OMV hat bisher zwei CO2-Speicherlizenzen auf dem norwegischen Kontinentalschelf erhalten. Die erste Lizenz, an der OMV und Aker BP jeweils 50% halten, weist eine potenzielle Speicherkapazität von mehr als 5 Mio t CO2 pro Jahr auf. Die zweite Lizenz, an der OMV 30% hält und die in Kooperation mit Vår Energi und Lime Petroleum betrieben wird, hat eine Speicherkapazität von mehr als 7,5 Mio t CO2 pro Jahr. Die Drill-or-Drop-Entscheidung (Bohren oder Lizenzrückgabe) für beide Projekte wird für 2025 erwartet.

Das Low-Carbon-Geschäft soll bis 2030 einen Cashflow-Beitrag von rund EUR 400 Mio generieren und bis 2035 durch dieselben Projekte auf rund EUR 600 Mio anwachsen. Die gesamten organischen Investitionen im Geschäftsbereich Energy werden im Zeitraum 2024–2030 durchschnittlich EUR 1,7 Mrd pro Jahr betragen, was etwa 45% der organischen Investitionen (CAPEX) von OMV entspricht. Ungefähr 35% der gesamten organischen Investitionen für diesen Zeitraum sind für das Low-Carbon-Geschäft und 15% für das Projekt Neptun Deep vorgesehen. Die restlichen 50% werden in das Explorations- und Produktionsgeschäft investiert. Bis 2030 werden das Operative Ergebnis vor Sondereffekten von Energy voraussichtlich auf rund EUR 2,9 Mrd und der Cashflow aus der Betriebstätigkeit auf mehr als EUR 3 Mrd steigen.

CAPEX
Capital Expenditure; Investitionen
E&P
Exploration & Produktion, Teil des Geschäftsbereichs Energy
EPCC
Engineering, Procurement, Construction and Commissioning
LNG
Liquefied natural gas; Flüssigerdgas
kboe
Tausend Barrel Öläquivalent

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