9. Abschreibungen, Wertminderungen und Wertaufholungen

Bilanzierungsgrundsätze

Wertminderung von Vermögenswerten

Immaterielle Vermögenswerte, Sachanlagen (inklusive Öl- und Gasvermögen) und at-equity bewertete Beteiligungen werden auf Wertminderung überprüft, wenn Ereignisse oder veränderte Umstände einen Anhaltspunkt für eine potenzielle Wertminderung eines Vermögenswerts geben. Überprüfungen auf Werthaltigkeit werden auf der Ebene des Vermögenswerts oder der kleinsten Gruppe von Vermögenswerten durchgeführt, die Zahlungsmittel weitgehend unabhängig von anderen Vermögenswerten oder Gruppen von Vermögenswerten generieren, der sogenannten zahlungsmittelgenerierenden Einheit (ZGE).

Wenn festgestellt wurde, dass Vermögenswerte wertgemindert sind, werden die Buchwerte bis zu ihrem erzielbaren Betrag, der dem höheren aus beizulegendem Zeitwert abzüglich Veräußerungskosten und Nutzungswert entspricht, abgeschrieben.

Zur Ermittlung des Nutzungswerts werden die erwarteten künftigen Cashflows unter Zugrundelegung eines Abzinsungssatzes nach Steuern, der die aktuellen Markterwartungen hinsichtlich des Zinseffekts und der spezifischen Risiken des Vermögenswerts bzw. der zahlungsmittelgenerierenden Einheit widerspiegelt, auf ihren Barwert abgezinst. Die Cashflows werden aus den aktuellen Budget- und Planungsrechnungen abgeleitet, die für die einzelnen zahlungsmittelgenerierenden Einheiten des Konzerns, denen die einzelnen Vermögenswerte zugeordnet sind, separat erstellt werden.

Zur Bestimmung des beizulegenden Zeitwerts abzüglich Veräußerungskosten werden, falls vorhanden, kürzlich erfolgte Markttransaktionen herangezogen. Sind keine derartigen Transaktionen identifizierbar, wird ein angemessenes Bewertungsmodell herangezogen.

Falls in einer Folgeperiode die Gründe für eine Wertminderung wegfallen, wird eine ergebniswirksame Wertaufholung erfasst. Der infolge einer Wertaufholung erhöhte Buchwert eines Vermögenswerts darf nicht den Buchwert übersteigen, der unter Berücksichtigung der planmäßigen Abschreibung bestimmt worden wäre, wäre in früheren Jahren kein Wertminderungsaufwand für den Vermögenswert erfasst worden.

Wertminderungen sind in der Zeile „Abschreibungen, Wertminderungen und Wertaufholungen“ in der Gewinn- und Verlustrechnung enthalten, mit Ausnahme der Wertminderungen auf Vermögenswerte aus Exploration und Evaluierung, welche in den „Explorationsaufwendungen“ gezeigt werden.

Wesentliche Schätzungen: Werthaltigkeit der Vermögenswerte

Die Beurteilung, ob Vermögenswerte oder ZGE wertgemindert sind oder ob vergangene Wertminderungen wieder zugeschrieben werden sollen, erfordert die Anwendung verschiedener Schätzungen und Annahmen wie beispielsweise über die Preis- und Margenentwicklung, Produktionsmengen und Diskontierungssätze.

Änderungen der wirtschaftlichen Lage, der Erwartungen hinsichtlich klimabezogener Risiken oder anderer Tatsachen und Umstände können eine Überprüfung dieser Annahmen erforderlich machen und zu Wertminderungen oder Wertaufholungen von Vermögenswerten innerhalb des nächsten Geschäftsjahres führen. Das Management führt diese Analyse für jede wesentliche ZGE durch.

Die den Wertminderungstests zugrundeliegenden Preis- und Margenannahmen werden jährlich im Rahmen der Mittelfristplanung (MTP) vom Management überprüft und vom Aufsichtsrat verabschiedet. Sie stellen die bestmöglichen Schätzungen des Managements dar und sind im Einklang mit externen Quellen. Während die kurzfristigen Annahmen aus aktuellen Forward-Preisen und Marktentwicklungen abgeleitet werden, werden die langfristigen Preisannahmen anhand einer Vielzahl von langfristigen Prognosen von anerkannten Fachleuten unter Berücksichtigung von weltweitem Angebot und Nachfrage entwickelt. Die langfristigen Annahmen von OMV berücksichtigen die Auswirkungen des Klimawandels und der Energiewende hin zu kohlenstoffärmeren Energieträgern (siehe mehr Informationen in Anhangangabe 3 – Auswirkungen des Klimawandels und der Energiewende).

Die wesentlichen Bewertungsparameter zur Ermittlung der erzielbaren Beträge für E&P-Vermögenswerte sind die Öl- und Gaspreise, Produktionsmengen, Wechselkurse und die Diskontierungssätze. Die Förderprofile wurden aufgrund der Reservenschätzungen (siehe Anhangangabe 17 – Sachanlagen) und der Erfahrungswerte aus der Vergangenheit geschätzt und stellen die beste Schätzung des Managements bezüglich der zukünftigen Produktionsmengen dar. Die Cashflow-Prognosen für die ersten fünf Jahre basieren auf der Mittelfristplanung und darüber hinaus auf einer Feldlebensplanung und umfassen damit die gesamte Lebensdauer des Feldes.

In den Geschäftsbereichen F&F- und Chemicals sind die Hauptannahmen für die Berechnung des erzielbaren Betrags die relevanten Margen, Volumina sowie Diskontierungs‑, Inflations- und Wachstumsraten. Die Nutzungswertberechnung basiert auf den Cashflows der Fünf-Jahres-Mittelfristplanung sowie einer ewigen Rente.

Die wesentlichen Preisannahmen für die Berechnung der Nutzungswerte sind in Anhangangabe 3 – Auswirkungen des Klimawandels und der Energiewende – enthalten.

Die folgenden Tabellen zeigen eine Überleitung zu den in der Gewinn- und Verlustrechnung erfassten Beträgen:

Abschreibungen, Wertminderungen (ohne Exploration und Evaluierung) und Wertaufholungen

In EUR Mio

 

 

 

2024

2023

Planmäßige Abschreibungen

2.435

2.439

Wertaufholungen

–15

–189

Wertminderungen (ohne Exploration und Evaluierung)

575

213

Abschreibungen, Wertminderungen (ohne Exploration und Evaluierung) und Wertaufholungen

2.994

2.463

Wertminderungen (inkl. Exploration und Evaluierung)

In EUR Mio

 

 

 

2024

2023

Wertminderungen (ohne Exploration und Evaluierung)

575

213

Wertminderungen (Exploration und Evaluierung)

79

152

Wertminderungen (inkl. Exploration und Evaluierung)

654

365

Abschreibungen, Wertminderungen und Wertaufholungen – Aufteilung auf die Funktionen

In EUR Mio

 

 

 

2024

2023

Planmäßige Abschreibungen

2.435

2.439

davon Explorationsaufwendungen

davon Produktions- und operative Aufwendungen

2.121

2.152

davon Vertriebs- und Verwaltungsaufwendungen

314

287

 

 

 

Wertaufholungen

–15

–189

davon Explorationsaufwendungen

–1

davon Produktions- und operative Aufwendungen

–15

–116

davon Vertriebs- und Verwaltungsaufwendungen

–0

–72

 

 

 

Wertminderungen (inkl. Exploration und Evaluierung)

654

365

davon Explorationsaufwendungen

80

158

davon Produktions- und operative Aufwendungen

555

203

davon Vertriebs- und Verwaltungsaufwendungen

19

4

Wertminderungen in Chemicals

Im Jahr 2024 erfasste Borealis Wertminderungen in Höhe von insgesamt EUR 16 Mio, darunter EUR 10 Mio für ungenutzte Sachanlagen bei Renasci N.V. und EUR 6 Mio für immaterielle Vermögenswerte.

Im Jahr 2023 wurde der Verkauf des Stickstoff-Geschäftsbereichs der Borealis Gruppe, welcher Pflanzennährstoffe, technischen Stickstoff und Melaminprodukte umfasste, an AGROFERT, a.s. abgeschlossen. Um den beizulegenden Zeitwert abzüglich Veräußerungskosten widerzuspiegeln, wurde basierend auf dem Kaufvertrag mit AGROFERT, a.s., eine Wertminderung von EUR 57 Mio erfasst.

Ebenfalls im Jahr 2023 führte der Erwerb des zusätzlichen 48,55%-Anteils an Renasci N.V. zum 30. November 2023 zu einer Neubewertung, die zu einer Wertminderung in Höhe von EUR 54 Mio führte, wovon EUR 23 Mio der at-equity bewerteten Beteiligung BlueAlp Holding B.V. zugeordnet wurden.

Wertminderungen und Wertaufholungen in Energy

Im Jahr 2024 wurde eine Wertminderung von EUR 222 Mio für bestimmte Gasvermögenswerte mit sicheren Reserven in Neuseeland erfasst. Diese Wertminderung wurde durch erwartete niedrigere Produktionsvolumina verursacht. Der erzielbare Betrag der zugehörigen Vermögenswerte, basierend auf dem Nutzungswert, betrug EUR 40 Mio. Der angewandte Diskontierungssatz nach Steuern betrug 8,25%.

Eine Wertminderung von EUR 121 Mio wurde für einige ZGE in Rumänien erfasst, die hauptsächlich Öl- und Gasvermögenswerte betrafen, im Wesentlichen bedingt durch aktualisierte allgemeine Betriebskostensteigerungen im Kontext des hohen Inflationsdrucks. Der erzielbare Betrag der zugehörigen Vermögenswerte, basierend auf dem Nutzungswert, betrug EUR 671 Mio. Der angewandte Diskontierungssatz nach Steuern betrug 9,50%.

Ein Veräußerungsprozess für einen Öl- und Gasvermögenswert im Geschäftsbereich Energy wurde initiiert und führte zu einer Umgliederung auf „zu Veräußerungszwecken gehalten“ in Q2/24. Basierend auf dem beizulegenden Zeitwert abzüglich Veräußerungskosten wurde eine Wertminderung in Höhe von EUR 125 Mio erfasst.

Die berichteten Wertminderungsverluste, die der Exploration und Evaluierung zuzurechnen sind, beliefen sich auf EUR 79 Mio und betrafen hauptsächlich erfolglose Explorationsbohrungen in Österreich und Norwegen.

Weitere Wertminderungen im Jahr 2024 umfassten EUR 65 Mio, die hauptsächlich im Zusammenhang mit nicht erfolgreichen Generalüberholungen und veralteten oder ersetzten Sachanlagen in Rumänien standen.

Im Jahr 2023 wurde eine Wertaufholung von EUR 114 Mio in einigen ZGE in Libyen nach stabilisierter Produktion in den letzten Jahren erfasst. Darüber hinaus wurde im Jahr 2023 ein Wertminderungstest für die Etzel-Gasspeicheranlage in Deutschland durchgeführt, was zu einer Wertaufholung von EUR 72 Mio aufgrund des verbesserten Marktumfelds für Gasspeicheranlagen in Europa führte.

Wertminderungsverluste im Jahr 2023 umfassten Wertminderungen von EUR 152 Mio, die hauptsächlich nicht erfolgreiche Explorationsbohrungen und abgelaufene Explorationslizenzen in Malaysia und Norwegen betrafen.

Ebenfalls im Jahr 2023 betrafen weitere Wertminderungen überwiegend nicht erfolgreiche Generalüberholungen und veraltete oder ersetzte Sachanlagen in Rumänien (EUR 55 Mio).

E&P
Exploration & Produktion, Teil des Geschäftsbereichs Energy
F&F
Geschäftsbereich Fuels & Feedstock
ZGE
Zahlungsmittelgenerierende Einheit

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