Im Geschäftsbereich Chemicals zählt OMV zu den weltweit führenden Anbietern von fortschrittlichen und kreislauforientierten Polyolefinlösungen und ist ein europäischer Marktführer bei Basischemikalien und im Kunststoffrecycling. Chemicals umfasst die Produktion von Basischemikalien, integriert in den von OMV betriebenen Raffinerien in Österreich und Deutschland, das Basischemikalien- und Polyolefingeschäft von Borealis sowie mehrere Joint Ventures. OMV hat eine maßgebliche Präsenz in Europa und unterhält zwei starke Partnerschaften – Borouge mit ADNOC in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Baystar mit TotalEnergies in den USA –, um weltweit Kunden in aller Welt mit Dienstleistungen und Produkten zu versorgen. Die Produktionskapazität beläuft sich einschließlich der Joint Ventures auf 7,0 Mio t Basischemikalien, 6,4 Mio t Polyolefine (wobei sich Polyethylen und Polypropylen in etwa die Waage halten) und 0,8 Mio t Polyolefin-Compounding. Das Polyolefingeschäft bedient fünf Industriecluster: Konsumgüter, Energie, Healthcare, Infrastruktur und Mobilität.
Am 3. März 2025 haben OMV und ADNOC eine verbindliche Vereinbarung über die Zusammenlegung ihrer Anteile an Borealis und Borouge in einem neuen Unternehmen, Borouge Group International, unterzeichnet. Nach Abschluss wird OMV einen Anteil von 46,9% am neuen Unternehmen, Borouge Group International, halten – zu gleichen Anteilen und mit gemeinsamer Kontrolle mit ADNOC. ADNOC und OMV haben außerdem vereinbart, dass Borouge Group International nach Abschluss der Zusammenlegung Nova Chemicals für einen Unternehmenswert von 13,4 Milliarden USD erwerben wird. Nova Chemicals ist ein in Nordamerika ansässiger Polyolefin-Produzent und führend bei hochwertigen Verpackungslösungen und proprietären Technologien. Durch die Übernahme von Nova Chemicals wird Borouge Group International die Präsenz auf dem amerikanischen Kontinent weiter stärken und die Position bei kostengünstigen Rohstoffen ausbauen. Borouge Group International wird hervorragend positioniert sein, um Wert zu schaffen und über den gesamten Zyklus hinweg überdurchschnittliche Aktionärsrenditen zu erzielen – gestützt durch Synergieeffekte und eine starke Pipeline an Wachstumsprojekten. Mehr dazu in der Anhangangabe 37 - Ereignisse nach dem Bilanzstichtag.
Basischemikalien
Basischemikalien sind wichtige Grundelemente für die chemische Industrie und werden zu Kunststoffen, Verpackungen, Kleidung und vielen anderen Konsumgütern verarbeitet. OMV betreibt direkt zwei Steamcracker, die in die Raffinerien in Österreich und Deutschland physisch integriert sind und dadurch eine kosteneffiziente Naphtha-Versorgung ermöglichen. Borealis betreibt zwei Cracker – einen in Schweden und einen in Finnland –, die sich durch eine hohe Rohstoffflexibilität auszeichnen. Beide Anlagen können einen hohen Anteil an leichten Rohstoffen nutzen, was einen wirtschaftlichen Vorteil mit sich bringt. In Belgien betreibt Borealis eine Propan-Dehydrierungsanlage, die zu 100% auf Propan als Grundstoff setzt. OMV produziert Basischemikalien wie Olefine (Ethylen, Propylen, Butadien und hochreines Isobuten) und Aromaten (Benzol und Phenol).
Trotz des anhaltenden Konjunkturabschwungs in Europa, der die Nachfrage nach Basischemikalien belastet, waren die europäischen Cracker vom OMV Konzern im Jahr 2024 besser ausgelastet als im Vorjahr: Sie erreichten einen Auslastungsgrad von 84% gegenüber 80% im Jahr 2023. Geplante und ungeplante Cracker-Stillstände sowie dauerhafte Schließungen in der gesamten europäischen Industrie trugen 2024 zum Erhalt des Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage bei. Darüber hinaus verringerten hohe Frachtraten und längere Transitzeiten den Importdruck nach Europa, während die Nachfrage nach Ethylen und Propylen leicht über den Erwartungen lag und sich im Vergleich zu den niedrigen Vorjahreswerten verbesserte. Trotz schwieriger Marktbedingungen produzierte und verkaufte OMV weiterhin nachhaltige und kreislauffähige Chemikalien und konnte dabei auf eine starke Unterstützung seitens der Kund:innen bauen.
Die Butadien-Referenzmargen lagen 2024 über dem Niveau von 2023. Das knappe Angebot führte dazu, dass die Butadien-Preise in der zweiten Jahreshälfte 2024 die Marke von EUR 1.000/t überschritten. Die Spotpreise waren über mehrere Monate hinweg höher als die Kontraktpreise. Im Gegensatz dazu war es 2023 aufgrund eines Long-Markts mit schwacher Nachfrage und großem Angebot zu Abschlägen bei den Spotpreisen von bis zu 50% gekommen. OMV setzte 2024 den Verkauf von nachhaltigem Butadien fort. Zusätzlich wurde erstmals Pyrolyseöl aus Altreifen verarbeitet und in den Verkauf gebracht. Die Referenzmargen für Benzol lagen deutlich über dem Vorjahresniveau. Dies war auf eine überaus rege Turnaround-Saison in den USA, logistische Störungen (Panama- und Suezkanal), eine etwas bessere Nachfrage und die verminderte Verfügbarkeit in Europa zurückzuführen. Vor allem in der ersten Hälfte des Jahres 2024 wurde der Markt durch massive Exporte in die USA, einen Rückgang der Importe, die begrenzte Verfügbarkeit von Crackern und Raffinerien sowie eine verbesserte kurzfristige Nachfrage gestützt. In der zweiten Jahreshälfte, die nicht mehr ganz so stark war, gingen die Referenzmargen hingegen aufgrund der schwachen Nachfrage nach Benzin und Derivaten zurück.
Wachstumsprojekt Kallo
Im Hinblick auf das erwartete Wachstum der Propylennachfrage in Europa errichtet Borealis in Kallo (Belgien) eine zweite Anlage für die Propan-Dehydrierung (PDH). PDH ist ein unerlässlicher Prozessschritt bei der Herstellung von Propylen aus Propan. Als einer der wichtigsten Bausteine in der chemischen Industrie dient Propylen auch als Rohstoff für die Herstellung von Polypropylen (PP). Das Bauprojekt machte 2024 erhebliche Fortschritte, und ist zu mehr als 90% fertiggestellt. Die Inbetriebnahme ist für die erste Hälfte des Jahres 2026 geplant. Die neue Anlage wird über eine geplante Produktionskapazität von 740 kt Propylen pro Jahr verfügen und an das bestehende Pipelinenetz im Raum Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) angeschlossen, was kosteneffiziente und zugleich nachhaltige Propylen-Transporte ermöglicht.
Polyolefine
Durch seine Tochtergesellschaft Borealis ist OMV heute das zweitgrößte polyolefinproduzierende Unternehmen in Europa und zählt weltweit zu den Top Ten in der Branche. Die Polyolefinprodukte von Borealis sind die Grundlage vieler wertvoller Kunststoffanwendungen, die aus dem modernen Leben nicht mehr wegzudenken sind. Borealis betreibt acht Polyolefinanlagen, die an den Standorten Schwechat, Stenungsund, Porvoo und Burghausen rückwärts in die Steamcracker integriert sind. Hinzu kommen die Standorte Beringen und Kallo, wo sie in die Propan-Dehydrierung integriert sind, sowie die Anlagen in Antwerpen und Geleen. Darüber hinaus betreibt Borealis mehrere Compoundinganlagen in Europa, den USA, Südkorea und Brasilien (JV mit Braskem).
Mit der proprietären Borstar®-Technologie zur Herstellung von Polyolefinen produziert Borealis einen Großteil der Spezialpolyolefine, die rund 45% der Gesamtverkaufsmengen ausmachen. Während das Geschäft mit Standardpolyolefinen durch Importe aus verschiedenen Regionen der Welt beeinflusst wird, sind die Spezialpolyolefine aufgrund ihrer hohen technologischen Integration und der engen Kundenbeziehungen des Unternehmens besser geschützt. Borealis bietet fortschrittliche Polyolefine als Neuware und als kreislauffähige Lösungen für die folgenden Schlüsselindustrien an: Konsumgüter, Energie, Healthcare, Infrastruktur und Mobilität. Die Polyolefine von Borealis tragen durch die effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen und Energieeffizienz wesentlich zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette bei.
Der Markt für Polyolefine im Jahr 2024 blieb im historischen Vergleich schwach, zeigte jedoch eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu dem beispiellosen Lagerbestandsabbau, der in der zweiten Jahreshälfte 2023 entlang der gesamten Wertschöpfungskette stattgefunden hatte. Störungen im weltweiten Containerschiffsverkehr, die höhere Logistikkosten und längere Lieferzeiten für importierte Materialien mit sich brachten, erwiesen sich von Februar bis September für den europäischen Polyolefinmarkt von Vorteil. Mit dem Nachlassen dieser Störungen im letzten Quartal 2024 stieg das Angebot in Europa, was sich negativ auf die Rentabilität der Branche auswirkte.
Erneuerbare und kreislauforientierte Chemikalien
Kunststoffe sind aus dem modernen Leben nicht mehr wegzudenken: Sie halten unsere Lebensmittel frisch, reduzieren das Gewicht unserer Fahrzeuge und sorgen dafür, dass unsere Medikamente steril bleiben. In vielen Anwendungsbereichen bieten Kunststoffe im Vergleich zu alternativen Materialien deutliche Vorteile. So zum Beispiel sind Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff höchst effektiv, indem sie die Sterilität aufrechterhalten und die Haltbarkeit verlängern und so zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung beitragen. Aus Kunststoff gefertigte Fahrzeugkomponenten sind leicht und dennoch robust, was das Gewicht der Fahrzeuge und damit auch die Emissionen im Betrieb reduziert. Die meisten der heute hergestellten Kunststoffe werden nach einmaliger Verwendung auf Deponien entsorgt oder der Verbrennung zugeführt. Mit unseren kreislauffähigen Lösungen lassen sich die Mengen dieser Einwegkunststoffe verringern. Dabei kommt der Grundsatz „Reduzieren, Wiederverwenden und Recyceln“ („Reduce-Reuse-Recycle“) zum Tragen. Unser Ziel ist es, Materialien über möglichst viele Lebenszyklen im Kreislauf zu führen und dabei gleichzeitig Abfälle zu reduzieren und den Verbrauch fossiler Ressourcen für die Herstellung neuer Kunststoffe zu senken. In einer solchen Kreislaufwirtschaft wird das, was in einem Stadium des Kreislaufs als Kunststoffabfall betrachtet worden wäre, in einem anderen Stadium zu einem wertvollen Rohstoff.
Für den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft braucht es eine ganze Reihe unterschiedlicher, sich ergänzender Technologien. Das bereits gängige mechanische Recycling konzentriert sich auf Altkunststoffe, die gereinigt, geschreddert, aufgeschmolzen und zu Kunststoffpellets verarbeitet werden. Bei diesem Verfahren bleibt die chemische Struktur des Materials im Wesentlichen unverändert. Es hat sich als effektiv erwiesen und dürfte auf absehbare Zeit die ökoeffiziente Methode der Wahl bleiben. Dennoch stößt es auch an Grenzen, etwa bei der Verarbeitung mehrschichtiger Ausgangsmaterialien oder bei der Verwendung für bestimmte Produktanwendungen wie zum Beispiel kontaktempfindliche Verpackungen.
Im Gegensatz dazu werden beim chemischen Recycling mittels Pyrolyse Kunststoffe durch Erhitzen auf 400 bis 450°C in inerter Atmosphäre in ihre Kohlenwasserstoffelemente zerlegt. Das resultierende Pyrolyseöl wird anschließend in den petrochemischen Anlagen der Raffinerie Schwechat weiterverarbeitet, um eine neuwertige Basischemikalie zu erzeugen, die fossile Kohlenwasserstoffe als chemischen Rohstoff für die Herstellung neuer Kunststoffe ersetzt. Das chemische Recycling ist eine wichtige Ergänzung zum mechanischen Recycling, da es auf schwer zu recycelnde Kunststoffe abzielt. Das daraus entstehende Ausgangsmaterial für die Kunststoffproduktion ist qualitativ von fossilen Rohstoffen nicht zu unterscheiden. Darüber hinaus können Kunststoffe mit diesem Verfahren nahezu unbegrenzt und ohne Qualitätseinbußen recycelt werden. Das gewonnene Rezyklat eignet sich für anspruchsvolle Anwendungen, zum Beispiel in der Healthcare- und Energieindustrie oder für kontaktempfindliche Verpackungen. Das chemische Recycling stärkt die Kreislauffähigkeit in der Kunststoff-Wertschöpfungskette und hilft den Beteiligten im gesamten Prozess, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Wir verfolgen das Ziel, die Kreislaufwirtschaft in jeder Phase des Lebenszyklus von Kunststoffen voranzutreiben und kreislauforientierte Grundsätze bereits in das Produktdesign zu integrieren. OMV strebt auch die Maximierung des Einsatzes alternativer Rohstoffe, darunter Biomasse und Altkunststoffe, an. Dabei setzen wir eigene Technologien für mechanisches und chemisches Recycling ein und arbeiten an verschiedenen Strategien, um Altkunststoffe als Rohstoffe für unsere Recyclingprozesse zu sichern. OMV hat den Anspruch den Anteil der kreislauffähigen Produkte an seiner Gesamtproduktion weiter zu erhöhen. Hierzu werden wir den Zugang zu Rohstoffen verbessern sowie wichtige Kapazitäten im Bereich des mechanischen und chemischen Recyclings weiter ausbauen.
Partnerschaften für den Zugang zu Rohstoffen
Im Oktober 2023 gab OMV die finale Investitionsentscheidung für den Bau einer innovativen Sortieranlage zur Herstellung von Rohstoffen für das chemische Recycling bekannt. Diese Sortieranlage wurde von Interzero entwickelt, dem europaweit führenden Anbieter von Lösungen für die Kreislaufwirtschaft. Zu diesem Zweck gründeten OMV und Interzero ein Joint Venture, an dem OMV 89,9% der Anteile hält, während 10,1% der Anteile auf Interzero entfallen. OMV investiert über EUR 170 Mio in den Bau dieser hochmodernen Anlage im süddeutschen Walldürn. Mit einer jährlichen Verarbeitungskapazität von bis zu 260.000 t gemischten Post-Consumer-Kunststoffabfällen wird diese vollautomatische Sortieranlage die erste ihrer Art sein, die im großindustriellen Maßstab Rohstoffe für das chemische Recycling von OMV produziert. Die Bauarbeiten wurden im vierten Quartal 2023 aufgenommen und schreiten derzeit planmäßig voran, sodass der Produktionsstart für 2026 erwartet wird.
Darüber hinaus gab OMV im April 2024 die Unterzeichnung langfristiger Verträge über die Lieferung von Recyclingrohstoffen aus gemischten Abfällen mit TOMRA bekannt. OMV wird die von TOMRA gelieferten Rohstoffe in seinen ReOil®-Anlagen in Österreich verarbeiten, während Borealis die Rohstoffe von TOMRA in seinen Anlagen für mechanisches Recycling in Europa verarbeiten wird. Die Rohstoffe werden aus gemischten Altkunststoffen hergestellt, die andernfalls auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen entsorgt würden.
Mechanisches Recycling
Die im März 2024 abgeschlossene Übernahme von Integra Plastics EAD ist der jüngste Schritt zur Steigerung der Produktion des Konzerns im fortschrittlichen mechanischen Recycling. Zur weiteren Unterstützung dieser Bestrebung wurde im Juni eine Anlage für die Compoundierung von rezyklatbasierten Polyolefinen in Beringen (Belgien) installiert. Nach ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2025 wird die Anlage die kontinuierlich weiterentwickelte Borcycle™ M-Technologie nutzen, um mechanisch recycelte Post-Consumer-Abfälle in hochwertiges starres Polypropylen und Polyethylen zu verwandeln. Diese Produktion wird durch weitere Anlagen für das mechanische Recycling von Unternehmen in der Gruppe ergänzt. Dazu gehören die Ecoplast Kunststoffrecycling GmbH in Österreich, die mtm compact GmbH und die mtm plastics GmbH in Deutschland sowie das italienische Unternehmen Rialti, S.p.A., das 2023 von Borealis übernommen wurde. Rialti ist ein führender Hersteller von Polypropylen-Compounds auf Basis von Rezyklaten für Spritzguss und Extrusion.
Chemisches Recycling
In der ReOil®-Pilotanlage in der Raffinerie Schwechat werden seit 2018 Altkunststoffe von Haushalten und aus der Industrie in einem Pyrolyseverfahren zu Pyrolyseöl recycelt. Im Jahr 2024 schloss OMV den Bau einer neuen Anlage ab, die auf der firmeneigenen ReOil®-Technologie basiert, und hat damit die Kapazitäten für das chemische Recycling ausgebaut. Die Anlage mit einer Nennkapazität von 16.000 t pro Jahr, wurde mechanisch fertiggestellt und begann einen schrittweisen Anfahrprozess. Beim Rohstoff handelt es sich um nach ISCC PLUS zertifizierte Altkunststoffe, die Partner aus der gesamten Wertschöpfungskette liefern, darunter Abfallwirtschafts- und Recyclingunternehmen wie das im Bereich des mechanischen Recyclings tätige Borealis Tochterunternehmen Ecoplast.
Als nächsten Schritt strebt OMV die Entwicklung einer rentablen großtechnischen ReOil®-Anlage in der Raffinerie Schwechat mit einer Verarbeitungskapazität von bis zu 200.000 t pro Jahr an. Im Oktober 2024 wählte die Europäische Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt (CINEA) dieses Projekt aus 337 Anträgen für eine Förderung in Höhe von EUR 81,6 Mio aus.
Joint Ventures
Borouge (Borealis 36%, ADNOC 54%, Streubesitz 10%)
Borouge wurde 1998 gegründet und hat sich zu einer echten Erfolgsgeschichte der langfristigen Zusammenarbeit mit ADNOC entwickelt. Das Joint Venture hat die hochkarätige Borstar®-Technologie mit wettbewerbsfähigen Rohstoffen und dem Zugang zu wachsenden asiatischen Märkten vereint. Borouge betreibt Steamcracker auf Ethanbasis mit einer Kapazität von 3,6 Mio t pro Jahr und eine Anlage zur Olefinumwandlung, die Ethylen in Propylen umwandelt, mit einer Gesamtkapazität von rund 0,8 Mio t pro Jahr. Darüber hinaus betreibt Borouge Polyolefinanlagen mit einer Gesamtproduktionskapazität von 5 Mio t pro Jahr, davon 2,7 Mio t Polyethylen, 2,2 Mio t Polypropylen und 0,1 Mio t sonstige Produkte. Im Juni 2022 wurde Borouge mit 10% des gesamten ausgegebenen Aktienkapitals an der Abu Dhabi Securities Exchange (ADX) notiert. Durch Borouge ist der Konzern im Mittleren Osten, in der Region Asien-Pazifik, auf dem indischen Subkontinent und in Afrika vertreten. Das Produktionsunternehmen Borouge ADP hat seinen Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten, während die für Vertrieb und Marketing zuständige Borouge PTE in Singapur ansässig ist.
Wachstumsprojekt Borouge 4
Das derzeit größte Wachstumsprojekt ist Borouge 4 am Standort des 1998 von Borealis und der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) gegründeten Joint Ventures Borouge. Der Spatenstich für den Bau von Borouge 4, der neuen Anlage mit Anschaffungskosten von USD 6,2 Mrd im bestehenden Komplex in Ruwais (VAE), erfolgte im Jahr 2022. Der Bau verläuft planmäßig und ist zu rund 80% abgeschlossen. Die Inbetriebnahme der ersten Anlage ist für Ende 2025 geplant, die nachfolgenden Anlagen sollen schrittweise im Jahr 2026 in Betrieb gehen. Das Borouge-4-Projekt wird einen Steamcracker auf Ethanbasis mit einer Kapazität von 1,5 Mio t und zwei zusätzliche Borstar®-Polyethylen-(PE)-Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 1,4 Mio t einbringen. Die gesteigerte Produktionskapazität für fortschrittliche Basischemikalien und Polyolefine, die sich mit der Inbetriebnahme von Borouge 4 erschließt, wird die Rolle von Borouge weiter stärken, da das Unternehmen große Mengen an Kunden im Mittleren Osten und in Asien liefern und auch die benachbarte TA’ZIZ Industrial Chemicals Zone mit Rohstoffen versorgen wird.
Baystar (Borealis 50%, TotalEnergies 50%)
Das Joint Venture Baystar™ mit TotalEnergies in Texas (USA) betreibt einen integrierten Ethan-zu-Polyethylen-Komplex im Weltmaßstab mit einer Kapazität von 1 Mio t unter Verwendung der einzigartigen Borstar®-Technologie. Zu dem texanischen Komplex gehören ein Ethancracker mit einer Kapazität von 1 Mio t in Port Arthur und drei Polyethylen-Anlagen in Pasadena. Die beiden bestehenden Polyethylen-Anlagen, Bay 1 und Bay 2, haben zusammen eine Kapazität von 0,4 Mio t, während die neue Bay 3-Anlage eine Kapazität von 0,6 Mio t aufweist. Bay 3 basiert auf der neuesten Borstar®-3G-Technologie und wurde im Oktober 2023 in Betrieb genommen. Mit der Fertigstellung der USD 1,4 Mrd teuren Anlage konnte Baystar™ seine Produktionskapazität mehr als verdoppeln. Als vollständig integrierter Akteur in der US-Petrochemie kann das Unternehmen Spezialpolymere mit hoher Wertschöpfung für die boomende Energie-, Infrastruktur- und Konsumgüterindustrie in Nordamerika liefern.