Kunststoffrecycling

Dank der vielseitigen Eigenschaften von Kunststoffen lassen sich unzählige Produkte und Anwendungen realisieren, die das tägliche Leben sicherer, mobiler und ökoeffizienter machen. Diese Eigenschaften ermöglichen uns ein nachhaltigeres Leben, obwohl die Weltbevölkerung wächst und die Nachfrage nach Kunststoffen steigt. Im linearen Wirtschaftsmodell werden Kunststoffprodukte produziert, verwendet und anschließend entsorgt. Wenn dieses Modell weiter bestehen bleibt, wird dies zu noch mehr Kunststoffabfällen und zu einer noch größeren Umweltverschmutzung führen. Damit steigt auch der Druck auf die beschränkten Ressourcen unseres Planeten. Die Reduktion von Kunststoffabfall ist ein Kernaspekt des wesentlichen Themas Kreislaufwirtschaft.

Es gibt einen wachsenden Konsens über die Notwendigkeit einer Kreislaufwirtschaft zum Schutz der Umwelt. Im Jahr 2020 hat die Europäische Kommission einen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft entwickelt, der die Kunststoffrecyclingquoten erhöhen und die Freisetzung von Kunststoffen in die Umwelt minimieren soll. Die OMV ist sich des ökologischen Fußabdrucks der Petrochemie bewusst und nimmt ihre Verantwortung für die Auswirkungen petrochemischer Produkte entlang deren Wertschöpfungskette während ihrer gesamten Lebensdauer wahr. Die Lösung liegt im Wechsel zu einer Kreislaufwirtschaft, in der Kunststoffe wiederverwendet, recycelt und aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt werden.

Chemisches Recycling

Die OMV beschäftigt sich seit 2011 mit dem Potenzial des chemischen Recyclings von Altkunststoffen (Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol). Das Projekt wird in Teilen von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft mitfinanziert. Im Jahr 2013 ging die erste Testanlage in Betrieb. Die nächstgrößere Testanlage – die ReOil®-100-Pilotanlage mit einer Verarbeitungskapazität von bis zu 100 kg pro Stunde – nahm 2018 den voll in die Raffinerie integrierten Betrieb auf und produziert 100 Liter synthetisches Rohöl pro Stunde. Das Rohöl wird danach in der Raffinerie Schwechat zu Treibstoffprodukten bzw. anderen Grundstoffen für die Kunststoffindustrie weiterverarbeitet.

ReOil®?100?pilot plant

Der ReOil®-Prozess ist ein wichtiger Teil der Kreislaufwirtschaft, da die Verwendung von Altkunststoffen zur Erzeugung von höherwertigen Produkten die Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen verringert und die CO2-Intensität im Vergleich zur herkömmlichen Ölverarbeitung reduziert. Diese innovative chemische Recyclingtechnologie schließt den Kreislauf des Altkunststoffrecyclings. Die Substitution von Rohöl durch Altkunststoffe resultiert in schätzungsweise 45% weniger -Emissionen bei Verwendung dieses Produkts und 20% weniger Energiebedarf verglichen mit dem fossilen Weg. 1 Österreichisches Umweltbundesamt, ReOil® – Bewertung eines Konzeptes zur kaskadischen Nutzung von Altkunststoffen im Raffineriekontext, 2016 Für diesen chemischen Recyclingprozess hält die OMV in Europa, den , Russland, Australien, Japan, Indien, China und weiteren Ländern das Patent.

Chemischer Recyclingprozess (explanation graphic)

Im Jahr 2020 arbeitete die OMV an der Erprobung verschiedener am Markt erhältlicher Rohstoffe, um den thermischen Crackprozess weiter zu verbessern. Weitere Aktivitäten umfassten die Definition der erforderlichen technischen Parameter für eine weitere Skalierung und die Unterstützung des Ende 2019 initiierten Engineering-Prozesses zur Entwicklung einer ReOil®-Demonstrationsanlage mit einer Altkunststoffkapazität von 16.000 bis 20.000 pro Jahr. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Rohstoffaufbereitung und der Nachbehandlung des in der Raffinerie zu verarbeitenden synthetischen Rohöls ReOil®. Ziel der OMV bis 2025 ist es, ReOil® zu einer rentablen, großtechnischen Recyclingtechnologie mit einer Verarbeitungskapazität von bis zu 200.000 t Altkunststoffen pro Jahr zu entwickeln. Darüber hinaus hat die OMV mit ADNOC eine Absichtserklärung zur Einrichtung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zur Beurteilung der Machbarkeit einer skalierbaren ReOil®-Anlage in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet.

Ziel der Nachhaltigkeits­strategie 2025

  • Entwicklung von ReOil® zu einem rentablen großtechnischen Verfahren (Kapazität: bis zu 200.000 t Altkunststoffeinsatz pro Jahr)

Stand 2020

  • Im Jahr 2020 wurden mehr als 250 t Altkunststoffe in synthetisches Rohöl umgewandelt.
  • Die ReOil®-Anlage ist in den 24/7-Betrieb der Raffinerie integriert.

Aktionsplan zur Zielerreichung

  • Ständige Verbesserung des Prozesses und der Zuverlässigkeit auf der Grundlage definierter Testlaufprogramme und Nutzung der erzielten Ergebnisse zur Verbesserung der Prozessmodellierung und Designbasis für die ReOil®-Demonstrationsanlage
  • 2022: Demonstrationsanlage mit einer Kapazität von rund 16.000 t Altkunststoffen pro Jahr

SDG-Ziele: 8.4 Bis 2030 die weltweite Ressourceneffizienz in Konsum und Produktion Schritt für Schritt verbessern und die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung anstreben, im Einklang mit dem Zehnjahres-Programmrahmen für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster, wobei die entwickelten Länder die Führung übernehmen; 9.4 Bis 2030 die Infrastruktur modernisieren und die Industrien nachrüsten, um sie nachhaltig zu machen, mit effizienterem Ressourceneinsatz und unter vermehrter Nutzung sauberer und umweltverträglicher Technologien und Industrieprozesse, wobei alle Länder Maßnahmen entsprechend ihren jeweiligen Kapazitäten ergreifen; 12.5 Bis 2030 das Abfallaufkommen durch Vermeidung, Verminderung, Wiederverwertung und Wiederverwendung deutlich verringern; 13.1 Die Widerstandskraft und die Anpassungsfähigkeit gegenüber klimabedingten Gefahren und Naturkatastrophen in allen Ländern stärken

Mechanisches Recycling

Recycling

Mit der Akquisition von Borealis expandiert die OMV auch in das mechanische Recycling. Borealis recycelt Polyolefinkunststoffe in Deutschland (mtm plastics) und flexible Kunststoffe in Österreich (Ecoplast) mechanisch und hat sich dazu verpflichtet, bis 2025 jährlich 350.000 t recycelte Polyolefine (Polyethylen [] und Polypropylen []) für die Herstellung von Produkten der zweiten Generation zu liefern. Große europäische Herstellerinnen und Hersteller von Polyolefinkunststoffen haben sich gegenüber der EU-Kommission zur Lieferung von 1 recycelter Polyolefine verpflichtet.

Im Jahr 2019 unterzeichneten Borealis und die EREMA Group, die globale Marktführerin in der Entwicklung und Produktion von Kunststoffrecyclingsystemen, eine Absichtserklärung, um ihre bestehende Partnerschaft im Bereich des mechanischen Recyclings weiter zu vertiefen.

Rezyklate

Borealis hat sich zum Ziel gesetzt, dass sein Konsumgüterportfolio bis 2025 zu 100% recycelbar oder wiederverwendbar ist bzw. erneuerbare Bestandteile enthält. Im Jahr 2020 führte Borealis die neue Kunststoffrecyclingtechnologie Borcycle™ ein. Mit dieser Technologie, die laufend weiterentwickelt wird, sollen hochwertige Compounds aus recycelten Polyolefinen () hergestellt werden. Borcycle™ MF1981SY ist zum Beispiel einer von mehreren neuen rPO-Verbundstoffen, der sich vor allem für schwarze Teile mit anspruchsvoller Optik in Haushaltsgeräten eignet. Der Werkstoff weist einen Rezyklatanteil von über 80% auf und bietet ein optimal ausgewogenes Verhältnis von Steifigkeit und Schlagzähigkeit. Zu den Pilotanwendungen, die aus dieser nachhaltigen Ergänzung des rPO-Portfolios von Borealis gefertigt werden, gehören mehrere Teile eines Bosch-Staubsaugers.

1 Österreichisches Umweltbundesamt, ReOil® – Bewertung eines Konzeptes zur kaskadischen Nutzung von Altkunststoffen im Raffineriekontext, 2016

CO2
Kohlendioxid
USA
United States of America
t
Tonne
PE
Polyethylen
PP
Polypropylen
Mio
Million(en)
t
Tonne
rPOs
recycelte Polyolefine