Bioabfall als Rohstoff

Gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern arbeitet die OMV aktiv an der Entwicklung von Projekten zur Herstellung von Biokraftstoffen und/oder Biochemikalien aus Abfallbiomasse im industriellen Maßstab. Abfallbiomasse wie Rückstände aus der Land- und Forstwirtschaft sowie aus der holzverarbeitenden Industrie oder gemischte Siedlungsabfälle stehen nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelkette. Wenngleich die Umwandlung derartiger Abfallbiomasse in hochwertige Produkte oft eine technische Herausforderung darstellt, können die damit verbundenen Vorteile überzeugen: eine erhebliche -Reduktion im Vergleich zu fossilen Brennstoffen und die wertsteigernde Nutzung lokaler Ressourcen.

Co-Processing

Bio-Öl-Co-Processing (graphic)

Die OMV nutzt neue Technologien zur Erhöhung der Qualität und Stabilität von Kraftstoffen mit biogenen Anteilen durch das sogenannte Co-Processing. Bei diesem Verfahren wird der biogene Rohstoff während der Kraftstofferzeugung zugeführt – im Unterschied zur herkömmlichen Methode, bei der der biogene Anteil dem Kraftstoff erst nach der Produktion zugesetzt wird. Mit Co-Processing können in den bestehenden OMV Raffinerieanlagen Treibstoffe aus verschiedenen Arten von biogenen Rohstoffen wie heimischem Rapsöl, Sonnenblumenöl, Altspeiseöl oder zukünftigen neuartigen Ölen hergestellt werden. Der hohe Integrationsgrad der OMV Raffinerien reduziert die Treibhausgasemissionen aus dem Co-Processing um bis zu 85% im Vergleich zu EU-Standards für ähnliche Prozesse.

Co-Processing

Bio-Öl-Co-Processing (graphic)

In den Jahren 2016 und 2017 führte die OMV in der Raffinerie Schwechat die ersten Co-Processing-Feldversuche mit Rapsöl erfolgreich durch und erlangte die Zertifizierung nach dem REDcert-Standard, einem von der anerkannten System für die Zertifizierung von nachhaltiger Biomasse. Im Jahr 2020 wurde ein weiterer Feldversuch in der Raffinerie Petrobrazi erfolgreich abgeschlossen. Die OMV setzt weiterhin auf die Co-Processing-Technologie und plant bis 2025 die Mitverarbeitung von nachhaltigen Rohstoffen von jährlich rund 200.000 – dies jedoch unter Vorbehalt künftiger Rechtsvorschriften.

Ziel der Nachhaltigkeits­strategie 2025

  • Steigerung des Anteils an nachhaltigen Rohstoffen, die in den Raffinerien mitverarbeitet werden, auf rund 200.000 t jährlich bis 2025

Stand 2020

  • Basic Engineering für Raffinerie Schwechat fertiggestellt
  • Prozessstudien für die Raffinerie Petrobrazi fertiggestellt

Aktionsplan zur Zielerreichung

  • Auswahl des technischen Konzepts und Beginn der Prozessdesignarbeiten für Co-Processing in der Raffinerie Petrobrazi
  • Durchführung des Detail Engineering für Co-Processing in Schwechat

SDG-Ziele: 8.4 Bis 2030 die weltweite Ressourceneffizienz in Konsum und Produktion Schritt für Schritt verbessern und die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung anstreben, im Einklang mit dem Zehnjahres-Programmrahmen für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster, wobei die entwickelten Länder die Führung übernehmen; 9.4 Bis 2030 die Infrastruktur modernisieren und die Industrien nachrüsten, um sie nachhaltig zu machen, mit effizienterem Ressourceneinsatz und unter vermehrter Nutzung sauberer und umweltverträglicher Technologien und Industrieprozesse, wobei alle Länder Maßnahmen entsprechend ihren jeweiligen Kapazitäten ergreifen; 12.5 Bis 2030 das Abfallaufkommen durch Vermeidung, Verminderung, Wiederverwertung und Wiederverwendung deutlich verringern; 13.1 Die Widerstandskraft und die Anpassungsfähigkeit gegenüber klimabedingten Gefahren und Naturkatastrophen in allen Ländern stärken

Weitere Projekte und Produkte

Die OMV plant derzeit den Bau und Betrieb einer Pilotanlage zur Umwandlung verschiedener Arten von Rohglycerin, einem geeigneten Biorohstoff der zweiten Generation, in Propanol. Propanol kann als Biokraftstoffbeimischung und für Biochemikalien verwendet werden.

Borealis erreichte im Jahr 2020 mit der Markteinführung weiterer erneuerbarer Polyolefinmaterialien auf Basis von Rohstoffen der zweiten Generation, die aus Biomasseabfällen gewonnen wurden, einen neuerlichen Meilenstein. Borealis und Neste, der weltweit führende Anbieter von nachhaltigem, erneuerbarem Diesel und erneuerbarem Flugzeugtreibstoff und Experte für die Bereitstellung von erneuerbaren chemischen Drop-in-Lösungen, gingen zu diesem Zweck eine strategische Kooperation zur Herstellung von erneuerbarem Polypropylen () ein. Neste bietet biobasierte Alternativen (unter anderem auch Abfall- und Restöle mit niedriger Qualität) zu herkömmlichen fossilen Rohstoffen zur Produktion von Polymeren und Chemikalien an. Borealis wird Nestes erneuerbares Propan, das in Rotterdam produziert wird, in seinen Anlagen in Belgien nutzen, um eine ganze Palette an Anwendungen basierend auf erneuerbarem PP zu entwickeln. Im Rahmen dieses Projekts nutzt Borealis biobasierte Rohstoffe, um fossile Rohstoffe in der industriellen PP-Produktion teilweise zu ersetzen.

Im Jahr 2020 brachte Borealis außerdem mit Bornewables™ ein neues Portfolio kreislauforientierter Polyolefinprodukte auf den Markt. Bornewables™ werden aus erneuerbaren Rohstoffen produziert, die vollständig aus Abfall- und Reststoffströmen gewonnen werden. Diese Premium-Polyolefine bieten die gleiche Materialleistung wie Polyolefin-Neuware, weisen dabei jedoch einen erheblich kleineren CO2-Fußabdruck auf. Im Gegensatz zu erneuerbaren Rohstoffen, die mit landwirtschaftlichen Nutzpflanzen für Lebensmittel und Viehfutter hergestellt werden, bestehen Bornewables™ aus Rohstoffen aus erneuerbaren Quellen, die ausschließlich aus Abfall- und Reststoffströmen stammen, wie etwa aus der Pflanzenölproduktion sowie aus Ölabfällen und -rückständen. Das gesamte Bornewables™-Produktportfolio ist nach PLUS zertifiziert.

CO2
Kohlendioxid
EU
Europäische Union
t
Tonne
PP
Polypropylen
ISCC
International Sustainability & Carbon Certification