Digitalisierung im Upstream-Bereich

Die OMV will in die Liga der digitalen Spitzenreiter im Upstream-Bereich aufsteigen. Die Digitalisierung macht Abläufe und Prozesse effizienter, verbessert die HSSE-Performance und steigert die Profitabilität. Gleichzeitig werden digitale Technologien und der daraus resultierende Bedarf an neuen Fertigkeiten die OMV nicht nur für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter attraktiv machen, sondern auch die Tür zu neuen Partnerschaften mit Betreiberinnen und Betreibern sowie Lieferantinnen und Lieferanten öffnen.

Unsere digitale Roadmap besteht aus den folgenden fünf Leuchtturmprojekten, die von den Business-Agility-Programmen „Digital Twins“, „Digital Oilfield“ und „Digital Rig“ bis hin zu „Digital Ways of Working“ und „Digital Office of the Future“ reichen. Die Roadmap umfasst mehr als 70 Projekte und Anwendungsfälle.

Integrierte Digital Twins von unter bis über Tage

Dieses Programm konzentriert sich auf Aspekte des Untertagebereichs von der Exploration bis zur Entwicklung innerhalb der OMV Lieferkette. Mehrere „Evergreen“-Modelle von Lagerstätten werden eine durchgängige Wertschöpfung durch fundierte Entscheidungen auf der Grundlage eines strikten Managements von Unsicherheiten ermöglichen. Das Ziel ist ein einheitliches Ökosystem, das Arbeitsabläufe, Technologie und Daten mit persönlichem Wissen verbindet und durch künstliche Intelligenz unterstützt wird. Es wird nicht mehr nötig sein, nach den erforderlichen Informationen und Tools zu suchen; sie stehen jederzeit zur Verfügung. Die Daten sind über ein personalisiertes Cockpit mit allen entscheidungsrelevanten Informationen zugänglich, sodass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einer schnellen und effektiven Entscheidungsfindung beitragen können.

Das Projekt „Digital Rock“ erstellt beispielsweise Digital Twins aus echtem Gestein mit all seinen Komponenten im Mikrometerbereich. Die Digital Twins werden Teil der High-Performance-Computing-(HPC-)Umgebung sein und tiefe Einblicke in die Eigenschaften unserer Lagerstätten liefern. Im Vergleich zum traditionellen Scannen von Gestein liefert diese Methode schnelle Ergebnisse, verwendet weniger gefährliche Chemikalien für die Labormessungen und trägt dazu bei, die Qualität unserer Explorations- und Entwicklungsaktivitäten zu verbessern.

Digitales Ölfeld in Echtzeit

Das Projekt „Real-Time Digital Oil Field“ soll die Optionen für sicherere, umweltfreundlichere und effizientere Betriebsabläufe durch den strategischen integrierten Einsatz digitaler Technologie erweitern. Ein Beispiel aus jüngster Zeit ist eine Drohne, die routinemäßige Zustandsprüfungen der größten Rohöltanks in einem Bruchteil der früher benötigten Zeit und zu geringeren Kosten durchführte und dabei das Verletzungsrisiko für Menschen bei Arbeiten in der Höhe und beim Betreten von beengten Räumen vollständig ausschaltete. Derzeit werden außerdem Raupenroboter mit Magnetgreifern für das Spritzlackieren und die Instandsetzung des äußeren Korrosionsschutzes getestet. So wollen wir die extremen Risiken eliminieren, denen Menschen bei der Durchführung dieser Arbeiten ausgesetzt sind.

Zwei Experten vor einem Bildschirm (photo)

Erweiterte Prozesssteuerungssysteme befinden sich in der Testphase. Mit ihnen wollen wir ein algorithmusbasiertes Vorhersagemodell implementieren, das den Betreiberinnen und Betreibern dabei hilft, die Anlagen jederzeit zu steuern und zu optimieren, damit sie im effizientesten Betriebspunkt arbeiten. Dies reduziert den internen Energieverbrauch, verringert den CO2-Fußabdruck, erhöht die Effizienz der Prozesschemikalien und optimiert so die Produktionskosten.

Mit dem Digital Worker (auch „Remote Operator“ genannt) können qualitativ hochwertige Bilder und Informationen von den Bohr- und Betriebsstandorten weltweit zu den Expertinnen und Experten der OMV gestreamt werden. So können diese die richtigen Supportentscheidungen aus der Ferne treffen, ohne lange Wege in sicherheitsgefährdete Gebiete zurücklegen zu müssen.

Die digitale Bohranlage der Zukunft

Das RigUP-Projekt ermöglicht die kundenspezifische Planung und Konstruktion einer voll automatisierten Bohranlage mit maßgeschneiderter Software und einem innovativ angetriebenen Bohrgestänge. Das Ziel von RigUP ist die Implementierung einer unbemannten Bohrplattform sowie zuverlässiger Hochgeschwindigkeits-Datenströme und innovativer Sensoren zur effektiven und effizienten Fernüberwachung von Bohrungen. Damit beseitigen wir eine ständige Gefahrenquelle für eine Bohrmannschaft vor Ort und erfüllen die OMV Vision „ZERO harm – NO losses“.

Eine neue Bohrtechnologie, die 2020 in Betrieb geht, wird den Kraftstoffverbrauch pro Bohrung durch einen schnelleren Bohrvorgang senken. Gleichzeitig wird ein intelligenteres Lieferkettensystem zwischen Lieferantinnen bzw. Lieferanten, Lagerhäusern und den Bohranlagen den Verkehr zur Bohrstelle reduzieren, was geringere CO2- und NOX-Emissionen zur Folge hat. Die Steigerung der Leistung und die Optimierung der Bohrungen werden weniger Workover-Arbeiten zur Aufrechterhaltung der Produktion erfordern und somit ein sichereres Arbeitsumfeld schaffen.

Digitale Arbeitsweisen

Das Leuchtturmprojekt „Digital Ways of Working“ soll den Upstream-Bereich der OMV so strukturieren, dass wir im Kern resilient und stets wettbewerbsfähig sind. Die Maximierung unserer Digitalisierungsrendite wird unsere Handlungsfähigkeit beschleunigen.

Die Organisation, das Team und die Belegschaft von Upstream werden Chancen ergreifen, wo immer sie sich bieten, und eigenverantwortlich zur Wertschöpfung beitragen – auf nachhaltige Weise. Ein Hauptaugenmerk wird darauf liegen, unser wertvollstes Kapital – unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – in die Lage zu versetzen, die digitale Reise von Upstream durch die Entwicklung digitaler Kompetenzen und Fertigkeiten zu bewältigen. Dieses Leuchtturmprojekt geht Hand in Hand mit der Unternehmenskulturinitiative (mehr dazu siehe Über die Technologie hinaus – anders handeln), um sicherzustellen, dass die konzernweite „Digital Journey“ in die Vorreitervision von Upstream einbezogen wird.

Das digitale Büro der Zukunft

Digitalisierung basiert auf Daten. Das Projekt „Digital Office of the Future“ konzentriert sich deshalb auf den Daten-Backbone der OMV, um den Upstream-Bereich der OMV zu einer digitalisierten Vorreiterorganisation zu machen. Durch den Einsatz neuester Cloud- und Integrationstechnologien bauen wir eine flexible und global leistungsstarke und sichere Infrastruktur für unsere Belegschaft auf, die den Zugang zu modernsten integrierten Anwendungen und qualitätsgesicherten Daten ermöglicht.

Ein Beispiel ist die GeoCloud-Plattform, die über geowissenschaftliche Anwendungen, die große Mengen an Strom und Rechenleistung benötigen, eine globale Zusammenarbeit an Projekten und Geschäftsprozessen ermöglicht. Sie wurde bereits an 8 von 10 Standorten der OMV eingeführt und ermöglicht 400 Benutzerinnen und Benutzern den Zugriff auf 1,6 PB geologische Daten und 170 Anwendungen von jedem beliebigen Gerät weltweit. Darüber hinaus bietet die GeoCloud die erforderliche Flexibilität und Skalierbarkeit, um schnell ein virtuelles Büro einzurichten, indem sie die Sicherheit von Daten und Menschen in Hochrisikoregionen verbessert. Die GeoCloud wird als Grundlage für weitere Projekte dienen, wie etwa High-Performance Computing (HPC), das eine wichtige Rolle bei der Datengewinnung für maschinelles Lernen und Methoden der künstlichen Intelligenz zur datenbasierten Entscheidungsfindung spielt. Die HPC-Umgebung unter Microsoft Azure wird derzeit so eingerichtet, dass die Simulationszeiten verkürzt und die Auflösung um den Faktor 10 erhöht werden können, wobei jeweils ein weltweit unbegrenztes Lizenzmodell zum Einsatz kommt.