Prozesssicherheitsmanagement
Prozesssicherheitsmanagement ist die proaktive Identifizierung, Analyse und Evaluierung von Risiken in Bezug auf die unbeabsichtigte Freisetzung von Gefahrstoffen oder Unfälle, zu denen es durch Versagen der Prozesstechnologie, Fehler in Prozessabläufen oder Ausfälle von Maschinen kommen kann. Außerdem umfasst das Prozesssicherheitsmanagement die Verhinderung von derartigen Freisetzungen und Unfällen. Es wird für das Management von Gefahren im Zusammenhang mit den chemischen und physikalischen Eigenschaften der Substanzen angewendet, die wir in unseren Öl-, Gas- und Energietätigkeiten einsetzen.
Tier-1- und Tier-2-Kennzahlen liefern grundlegende Leistungsinformationen und werden jährlich erfasst, um einen umfassenden Überblick über die Prozesssicherheitsleistungen des Unternehmens zu erhalten. Zusätzlich überwachen und melden wir Tier-3-Vorfälle, um eine bessere Bewertung der kritischen Barrieren auf Anlagenebene zu ermöglichen.
Die Überwachung von und die Berichterstattung über Tier-3-Vorfälle vermitteln uns einen Überblick über die Schwachstellen kritischer Barrieren auf Anlagenebene. Die Anzahl der gemeldeten Tier-3-Prozesssicherheitsvorfälle lag 2019 bei 4.379 (2018: 5.329).
Die Anzahl der Tier-1-Vorfälle blieb 2019 mit 4 Vorfällen konstant auf dem Niveau der vorangegangenen zwei Jahre.
Die Anzahl der Tier-2-Vorfälle ging von 12 im Jahr 2018 auf 7 im Jahr 2019 zurück.1Ein Tier-1-Prozesssicherheitsvorfall (Process Safety Event; PSE) ist ein Stoffaustritt (Loss of Primary Containment; LOPC) mit den schwerwiegendsten Folgen. Ein Tier-2-PSE ist ein LOPC mit weniger schwerwiegenden Folgen. Ein Tier-3-PSE ist ein sogenannter „Beinaheunfall“, der keine tatsächlichen Folgen hat bzw. nicht als Tier 1 oder Tier 2 klassifiziert ist. Eine detailliertere Definition von Tier-1-, Tier-2- und Tier-3-PSEs finden Sie im Abschnitt Definitionen. Wir führten weiterhin detaillierte Untersuchungen von Prozesssicherheitsvorfällen durch und integrierten die Ergebnisse in unseren Lernprozess.
Im Upstream-Bereich lag der Schwerpunkt unserer Prozesssicherheitsmaßnahmen auf der Überwachung der Instandhaltung von sicherheitskritischen Elementen und der Durchführung regelmäßiger Inspektionen. 2019 verzeichneten wir signifikante Verbesserungen: Wir schlossen knapp 100% der Arbeitsaufträge ab und führten alle regelmäßigen Inspektionen durch.
Im Downstream-Bereich setzen wir die Entwicklung unserer Tätigkeiten im Rahmen des Prozesssicherheitsmanagements hauptsächlich auf Basis der folgenden Parameter fort: Prozesssicherheitsinformationen und Bewusstsein für Prozesssicherheit, Mitarbeiterqualifikationen und laufende Überwachung der Prozesssicherheitsleistung. Dafür verwenden wir eine Reihe von vor- und nachlaufenden Kennzahlen. Im Jahr 2019 schlossen wir unsere Reihe interner Audits zum Prozesssicherheitsmanagement mit einer standort- und fachübergreifenden Bewertung der Raffinerie Petrobrazi ab. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Aktivitäten lag auf der Führung und Kommunikation im Bereich der Prozesssicherheit sowie auf der laufenden Bewertung der Wirksamkeit von prozesssicherheitsrelevanten Vorschriften im Feld.
Wir begannen mit der Implementierung von Prozesssicherheitsprojekten im österreichischen Upstream-Bereich. Dabei hielten wir uns an den Grundsatz: „Handle nach Bedarf und nicht aus Gewohnheit.“ Das Ziel dieser Projekte ist die langfristige Wertschöpfung durch die Reduktion von Sicherheitsrisiken und Umweltauswirkungen. Sie sollen Druck, Lagerbestände und Betriebsmittel reduzieren. Darüber hinaus werden diese Projekte es uns ermöglichen, Brennstoffe zu sparen, Emissionen zu reduzieren und die Produktion zu erhöhen, wo immer dies möglich ist.
Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie 2025
Aufrechterhaltung der führenden Position bei der Prozesssicherheitsvorfallrate
Stand 2019
- 0,152In der Kennzahl zur Prozesssicherheitsvorfallrate sind Vorfälle und Arbeitsstunden von folgenden Geschäftseinheiten im Upstream-Bereich berücksichtigt: Jemen, Kasachstan, Malaysia, Neuseeland, Norwegen, Österreich, Rumänien und Tunesien; im Downstream-Bereich: Raffinerien und petrochemische Produkte, Gas Connect Austria.
Aktionsplan zur Zielerreichung
- Weitere Konsolidierung der Szenarien von schweren Unfällen (Major Accident Events; MAEs) für Seveso- und Offshore-Einrichtungen sowie für weitere Onshore-Einrichtungen, die den Kriterien der Seveso-III-Richtlinie im Active Risk Management System (ARMS) entsprechen
- Durchführung von Prozesssicherheitsbewertungen in Downstream und Bewertungen der operativen Integrität in Upstream zur Überprüfung des Status der wichtigsten Barrieren der Risikokontrolle
- Konzernweite Harmonisierung der Berichterstattung über Prozesssicherheitskennzahlen zur Verbesserung der Mess- und Überwachungsprozesse in Bezug auf die Prozesssicherheit, was wiederum zur Verbesserung von Präventivmaßnahmen wie etwa der Überarbeitung von Managementsystemen, Schulungen und Optimierungen der Anlagentechnik genutzt werden kann