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Performance im Bereich Geschäftsgrundsätze und soziale Verantwortung

Geschäftsethik und Compliance

Die OMV ist Unterzeichnerin des UN Global Compact und verfügt über einen Code of Business Ethics, der für alle Mitarbeiter:innen bindend ist. Obwohl wir unseren Hauptsitz in Österreich haben – einem Land mit hohen Geschäftsethikstandards –, sind wir in mehreren Staaten im Mittleren Osten, in Nordafrika, Asien-Pazifik, Nord- und Südamerika und Europa tätig, die der Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index; CPI) von Transparency International als Hochrisikoländer einstuft. Wir bemühen uns, branchenspezifische Bestechungs- und Korruptionsrisiken zu vermeiden. Auch unsere Reputation ist uns sehr wichtig. Deshalb legen wir größten Wert darauf, die einheitliche Einhaltung unserer Geschäftsethikstandards überall dort sicherzustellen, wo wir tätig sind. Die Einhaltung von Ethikstandards ist ein nicht verhandelbarer Wert, der vor allen Geschäftsinteressen Priorität hat. Die absolute Verbindlichkeit dieses Ziels gilt auf allen Ebenen der OMV – vom Topmanagement bis zu den einzelnen Mitarbeiter:innen. Von unseren Geschäftspartner:innen erwarten wir dasselbe Verständnis von und dieselbe Verpflichtung zu ethischen Standards. Jede geschäftliche Aktivität, von der Planung der Geschäftsstrategie bis zum Tagesgeschäft, wird an der Einhaltung von Ethikstandards wie dem Code of Conduct und dem Code of Business Ethics gemessen.

Eine spezielle länderübergreifende Compliance-Organisation stellt die konzernweit einheitliche Einhaltung der OMV Standards sicher. Im Jahr 2022 wurden 7.537 Mitarbeiter:innen des OMV Konzerns in Geschäftsethik geschult. Die Integrity Platform bietet einen anonymen Whistleblower-Mechanismus für OMV Mitarbeiter:innen und externe Stakeholder:innen, wie zum Beispiel Lieferant:innen. Sie alle können diese Plattform für Meldungen über wahrgenommene Verstöße in folgenden Bereichen nutzen: Korruption, Bestechungsgelder, Interessenkonflikte, Kartellgesetze, Kapitalmarktrecht, öffentliche Auftragsvergabe, Umweltschutz, Produkt- und Lebensmittelsicherheit, Verbraucherschutz, Unternehmenssteuervorschriften und Datenschutz.

Compliance der Lieferant:innen

Nachhaltige Beschaffung einzuführen heißt, die umweltbezogenen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Waren und Dienstleistungen, die das Unternehmen einzukaufen beabsichtigt, im Blick zu haben. Der Code of Conduct der OMV stellt sicher, dass Lieferant:innen die Grundsätze der OMV unterstützen. Beim Management unserer Lieferkette ist es für unser Unternehmen von höchster Bedeutung, sämtliche geltenden gesetzlichen Bestimmungen sowie unsere internen Standards in den Bereichen Sicherheit, Umweltschutz und Menschenrechte vollumfänglich einzuhalten. Die OMV hat einen Prozess eingeführt, der sicherstellt, dass bestehende und potenzielle Geschäftspartner:innen, gegen die von der EU oder internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen Sanktionen verhängt wurden, nicht als Einkaufspartner:innen akzeptiert werden.

Zur Minderung der Risiken in der Lieferkette, einschließlich Zwangsarbeit, Sklaverei, Menschenhandel und Korruption, erlegt die OMV ihren Lieferant:innen die für die OMV geltenden Rechtsvorschriften und internen Regeln auf. Unsere Lieferant:innen und Geschäftspartner:innen sind verpflichtet, unseren Code of Conduct zu unterzeichnen und vollständig zu erfüllen. Darüber hinaus müssen unsere Lieferant:innen die Allgemeinen Einkaufsbedingungen, die unsere Geschäftsstandards (z.B. Arbeitsrechte) näher erläutern, als integralen Bestandteil unserer vertraglichen Vereinbarungen akzeptieren. Die OMV behält sich das Recht vor, die Vertragsbeziehungen zu Lieferant:innen zu kündigen, wenn Verstöße festgestellt oder nicht innerhalb eines angemessenen Zeitraums adressiert werden.

Die Lieferantenpräqualifikation ist ein Teil der vorvertraglichen Aktivitäten, bei denen die OMV Informationen von potenziellen Lieferant:innen einholt, um die Einhaltung unserer - und anderer Nachhaltigkeitsanforderungen zu bewerten. Ziel des Präqualifikationsprozesses ist es, potenzielle Lieferant:innen zu prüfen – entweder bevor sie unter Vertrag genommen werden oder noch während der Ausschreibungsphase. Damit soll sichergestellt werden, dass nur solche Lieferant:innen für eine zukünftige Zusammenarbeit infrage kommen, die unsere HSSE- und Nachhaltigkeitsstandards erfüllen. Im Anschluss an die Präqualifikation wählen die Kolleg:innen der Einkaufsabteilung gemeinsam mit Unternehmensvertreter:innen die geeignetsten Lieferant:innen auf der Grundlage eines vordefinierten Katalogs wirtschaftlicher und technischer Kriterien im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens aus. Im Jahr 2022 integrierten wir im Rahmen mehrerer Pilotprojekte weitere Nachhaltigkeitselemente in unsere Beschaffungsaktivitäten (z.B. technologisch innovative Elemente, CO2-Emissionen, Energieeffizienz-KPIs, CDP- und EcoVadis-Rating).

Die OMV führt Lieferantenaudits im Rahmen des Präqualifikationsprozesses und/oder während des Vertragsabschlusses durch. Das Ziel der Audits ist, die Performance unserer Lieferant:innen zu messen und Maßnahmen zu definieren, die es ihnen ermöglichen, ihre Performance zu optimieren und die Anforderungen der OMV zu erfüllen. Bei den Audits achten wir besonders auf die finanzielle Stabilität unserer Lieferant:innen, ihre Strategie und Organisation, die Lieferkette, die Nachhaltigkeit (z.B. Menschenrechte, Management der CO2-Bilanz, Umweltmanagement, Zertifizierungen und soziale Verantwortung) und ihre Cybersicherheitsleistung. Darüber hinaus führen wir jährlich spezifische Audits zu Themen wie Prozesssicherheit, Qualität und Effizienz durch. Bei den Lieferantenaudits geht es uns nicht nur darum, den Managementansatz im Hinblick auf die Themen zu verstehen, die Gegenstand der Audits sind (z.B. HSSE-Aspekte). Wir achten insbesondere auch darauf, wie die Themen von den Mitarbeiter:innen vor Ort verstanden und umgesetzt werden. Dazu führen wir beispielsweise Gespräche mit der Belegschaft und den Führungskräften.

Seit 2021 ist die OMV Mitglied von Together for Sustainability (TfS). Als gemeinsame Initiative und globales Netzwerk von 40 Unternehmen setzt TfS den globalen De-facto-Standard für die Leistung von Lieferketten der chemischen Industrie in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Governance (Environmental, Social, and Governance; ESG). Das TfS-Programm basiert auf den Grundsätzen des UN Global Compact und von Responsible Care®. Die TfS-Mitgliedschaft hilft der OMV dabei, Nachhaltigkeit noch fester im Tagesgeschäft zu verankern und Nachhaltigkeitsanforderungen noch stärker in unsere Lieferkette zu integrieren.

Unser Ziel ist es, den CO2-Gehalt der von uns eingekauften Waren und Dienstleistungen fortlaufend zu überwachen und zu verringern. Nur gemeinsam mit unseren Lieferant:innen können wir Initiativen zur CO2-Reduktion entwickeln, um die CO2-Emissionen in der Lieferkette kontinuierlich zu senken und unsere Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen zu erfüllen. Im Rahmen ihrer „CDP Supply Chain“-Mitgliedschaft lud die OMV im Jahr 2022 insgesamt 231 Lieferant:innen ein, den CDP-Fragebogen zum Thema Klimaschutz zu beantworten. Die Lieferant:innen wurden anhand der Ausgabenhöhe, ihres geschätzten CO2-Ausstoßes und der CO2-Intensität der von ihnen bezogenen Waren und Dienstleistungen ausgewählt. Zusätzlich zur Berichterstattung über ihre Emissionen fragten wir die Lieferant:innen, ob sie CO2-Reduktionsziele festgelegt haben, und luden sie ein, uns Initiativen oder Projekte zur Verringerung des CO2-Ausstoßes vorzustellen, an denen sie uns gerne beteiligen würden. 75% der befragten Lieferant:innen haben ein Klimaziel festgelegt (vs. 63% im Jahr 2021).

Menschenrechte

Menschenrechte sind universelle Werte, die unser Verhalten in allen Aspekten unserer Geschäftstätigkeit leiten. Unsere Verantwortung in Bezug auf Menschenrechte umfasst insbesondere Gleichberechtigung und Gleichbehandlung, angemessene Löhne, Arbeitszeiten, Arbeitnehmervertretung, Sicherheit, primäre Gesundheitsversorgung, Arbeitnehmerrechte in der Lieferkette, Bildung, Armutsminderung, Landrechte sowie das Recht auf freie, vorherige und in Kenntnis der Sachlage gegebene Zustimmung (Free, Prior, and Informed Consent; FPIC). Die OMV respektiert und unterstützt die Menschenrechte, wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und in international anerkannten Abkommen, einschließlich jener der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organization; ILO), beschrieben sind. Die OMV hat 2003 den UN Global Compact unterzeichnet und bekennt sich vollumfänglich zu den UN‑Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und den -Leitsätzen für multinationale Unternehmen. Wir unterstützen die Ziele des UK Modern Slavery Act von 2015 in vollem Umfang und setzen uns dafür ein, unser Geschäft und unsere Lieferkette frei von Zwangsarbeit, Sklaverei und Menschenhandel zu betreiben. Wir betrachten die Menschenrechte als einen wichtigen Aspekt unseres Risikomanagementansatzes und integralen Bestandteil unserer Entscheidungsprozesse. Wir übernehmen die Verantwortung dafür, die Menschenrechte im Zusammenhang mit all unseren geschäftlichen Aktivitäten zu achten, zu erfüllen und zu unterstützen sowie sicherzustellen, dass wir uns nicht an Menschenrechtsverletzungen im Sinne des derzeitigen internationalen Rechts mitschuldig machen.

Wir führen Risikobewertungen zum Thema Menschenrechte auf Länderebene durch, um aktuelle und künftige Auswirkungen auf die Menschenrechte und daraus resultierende Risiken, die sich auf die OMV Geschäftstätigkeit im jeweiligen Land auswirken, zu identifizieren und abzuschätzen und die Auswirkungen zu lindern oder zu vermeiden. Mithilfe von E-Learning-Modulen und Präsenzschulungen schulten wir insgesamt 4.254 Mitarbeiter:innen in Menschenrechtsfragen (2021: 980). Für die Umsetzung unserer Menschenrechtsverpflichtung sind professionelle Schulungen unabdingbar. Daher haben wir uns zum Ziel gesetzt, bis 2025 alle Mitarbeiter:innen in Menschenrechtsfragen zu schulen. Darüber hinaus führten wir interne Kampagnen zur Bewusstseinsbildung durch. Im Jahr 2022 wurden 35 Menschenrechtsverletzungen gemeldet (2021: 7).

Ende Juli 2022 wurde Borealis mit Berichten über angebliche Menschenhandelspraktiken durch das Vertragsunternehmen (IREM) und dessen Subunternehmen auf der Baustelle einer Propan-Dehydrierungsanlage (PDH-Anlage) in Kallo (Belgien) konfrontiert. Den Berichten zufolge handelte es sich dabei um Ausbeutung, unzureichende Entlohnung, fehlende soziale Absicherung und schlechte Wohnverhältnisse. Borealis setzte sofort alle Verträge mit IREM aus und kündigte diese später auf, da gegen die grundlegenden Vertragsgrundsätze verstoßen worden war. Anschließend schrieb Borealis die betroffenen Aufträge neu aus. Nach sorgfältiger Abwägung vergab Borealis den Großteil der verbleibenden Arbeiten an das Bauunternehmen Ponticelli und führte zudem gründliche soziale Kontrollen auf der Kallo-Baustelle ein, um den nötigen Respekt und die nötige Wertschätzung für die dort tätigen Arbeiter:innen zu gewährleisten. Ab Oktober 2022 wurden die Arbeiten auf der Baustelle schrittweise intensiviert.

Der OMV Konzern ist stets bestrebt, sich zu verbessern, und setzt sich nachdrücklich dafür ein, seine Prozesse und Maßnahmen zur Verhinderung von Fehlverhalten und einer Missachtung der Menschenrechte von Arbeitnehmer:innen in der Lieferkette weiter zu stärken. Auf Konzernebene analysierten wir die HSSE- und Vergaberichtlinien für das Kontraktorenmanagement und erstellten eine detaillierte Checkliste zur Einhaltung der Menschenrechte, die an den Standorten verwendet werden kann. Das überarbeitete E-Learning zum Thema Menschenrechte bezieht sich speziell auf die Menschenrechte in Geschäftsbeziehungen, und die neue Grundsatzerklärung des OMV Konzerns zu Menschenrechten beschreibt unser Engagement für Menschenrechte in Bezug auf Arbeitnehmerrechte und Geschäftspartner:innen im Einklang mit den branchenüblichen Best Practices und internationalen Standards. Darüber hinaus wurden konzernweit individuelle Überwachungsinitiativen auf lokaler Ebene umgesetzt, um die Einhaltung der Menschenrechte durch unsere Lieferant:innen sicherzustellen.

Community Relations und Entwicklung

Die OMV pflegt aktive Partnerschaften mit den lokalen Gemeinden in allen Ländern, in denen das Unternehmen tätig ist, und ist bestrebt, Mehrwert für die lokale Bevölkerung zu schaffen. Im Rahmen unseres Stakeholderdialogs führten wir an allen Betriebsstandorten Community-Beschwerdemechanismen (CGM) ein. Im Jahr 2022 gingen bei der OMV über diese Mechanismen insgesamt 776 externe Beschwerden (2021: 884) ein. Alle Beschwerden wurden nach den lokalen Verfahren des Community-Beschwerdemanagements (Community Grievance Management; CGM) der OMV gehandhabt. Unser CGM fordert einen stringenten Ansatz zur systematischen Entgegennahme, Dokumentation, Bearbeitung und Klärung von Beschwerden in allen Ländern, in denen wir tätig sind.

Die OMV wird ihr CGM-System an allen Standorten an den Wirksamkeitskriterien der Leitprinzipien der Vereinten Nationen ausrichten. Zur Umsetzung dieses Ziels nehmen wir entsprechende Bewertungen vor. Dazu zählen Überprüfungen der Managementprozesse und Beratungen mit internen und externen Stakeholder:innen. Die Bewertungen resultieren in Empfehlungen und maßgeschneiderten Aktionsplänen zur Verbesserung des Beschwerdemanagements auf Standortebene. Die Aktionspläne werden vom lokalen Management umgesetzt und von der Konzernzentrale überwacht. Die bereits bewerteten Standorte repräsentieren 96% aller im Jahr 2022 bei der OMV eingegangenen Beschwerden.

Weitere Einzelheiten zu Ratings und Indexaufnahmen der OMV in Bezug auf Umwelt, Gesellschaft und Governance (ESG) finden Sie im Kapitel Die OMV an den Kapitalmärkten.

Managementansätze und Leistungsdetails zu allen wesentlichen Themen finden Sie im OMV Nachhaltigkeitsbericht. Dieser Bericht stellt auch den separaten konsolidierten nicht finanziellen Bericht der OMV Aktiengesellschaft nach österreichischem Recht (§ 267a ) dar.

HSSE
Health, Safety, Security, and Environment; Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz
OECD
Organisation for Economic Cooperation and Development; Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
UGB
Österreichisches Unternehmensgesetzbuch