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Geschäftsüberblick

Der Geschäftsbereich Refining & Marketing raffiniert Rohöl und andere Rohstoffe und vermarktet Kraftstoffe sowie Erdgas und Strom. Die Aktivitäten umfassen die Bereiche Refining, Supply & Trading, Commercial, Retail sowie Gas & Power Osteuropa. Die OMV verfügt über eine Raffineriekapazität von insgesamt rund 500 , mit drei eigenen Raffinerien in Europa und einer 15%igen Beteiligung an ADNOC Refining und ADNOC Global Trading. In Europa sind die Raffinerieaktivitäten in hohem Maße in den Bereich Marketing integriert, um ein starkes Marken-Retail-Netz und eine breite Basis von gewerblichen Kund:innen zu bedienen. Kraftstoffe und andere Verkaufsmengen in Europa beliefen sich im Jahr 2022 auf 15,51  t. Für rund 40% des Verkaufsvolumens ist das starke Marken-Retail-Netz mit 1.803 Tankstellen verantwortlich, während das restliche vermarktete Volumen auf gewerbliche Kunden entfällt, die hauptsächlich aus dem Transportsektor und der Baubranche kommen. Im Segment Gas & Power Osteuropa betreibt die OMV Petrom ein Gaskraftwerk in Rumänien und ist im Verkauf von Gas und Strom tätig.

Raffinerien inklusive Produktbeschaffung und -verkauf

Während des gesamten Jahres 2022 waren die Raffineriemargen außergewöhnlich stark. Ab dem Ende des ersten Quartals, als sich die Verknappung bei den Mitteldestillaten deutlich bemerkbar machte, setzte ein regelrechter Boom bei den Benchmark-Raffineriemargen ein. Die russische Invasion in die Ukraine, auf die eine Reihe von „Selbstsanktionen“ westlicher Unternehmen im Handel mit russischem Öl folgte, trug erheblich zu diesem angespannten Bild bei. Die wiederauflebende Nachfrage in der ersten Jahreshälfte machte auch die stark eingeschränkte Fähigkeit des globalen Raffineriesystems, zusätzliche Mengen an Destillaten zu liefern, deutlich.

Diese Knappheit bei den Destillaten erwies sich über das Jahr hinweg als treibende Kraft für das Raffineriegeschäft. Als die etablierte Rolle Russlands als Hauptlieferant von Öldestillaten für den europäischen Markt massiv eingeschränkt wurde, stiegen Öldestillate in Europa im Wert sprunghaft an. Dieser Höchststand hielt das gesamte zweite Quartal hinweg an. So erzielte Diesel mit extrem niedrigem Schwefelgehalt in Rotterdam im Quartalsdurchschnitt einen Aufschlag von knapp USD 50/ auf Dated Brent. Auch die Kerosinpreise bewegten sich auf ähnlich hohem Niveau. Wie sehr das Raffineriesystem damit zu kämpfen hatte, die Nachfrage zu befriedigen, zeigte sich auch am Tempo, mit dem Lagerbestände an den wichtigen Hubs in der ersten Jahreshälfte abgebaut wurden. Ein erhebliches Maß der verknappten Produktionskapazitäten bei wichtigen Raffinerieprodukten ist zum Teil auf eine ganze Reihe von Kapazitätsverlusten seit dem Nachfragehoch im Jahr 2019 zurückzuführen.

Gegen Ende des zweiten Quartals war der Höhepunkt für die Benchmark-Margen erreicht, da das Raffinerieangebot im weiteren Jahresverlauf die Nachfrage zunehmend einholte. Als das Produktangebot als Reaktion auf den beispiellosen Anstieg der Nachfrage nach Mitteldestillaten und Benzin im zweiten Quartal zunahm, gerieten Naphtha und schwere Produkte immer stärker unter Druck. In Europa verloren die Preise für Naphtha gegenüber Brent in der ersten Jahreshälfte 2022 zusehends an Boden: Im Juni lag der durchschnittliche Abschlag bei mehr als USD 35/bbl gegenüber Dated Brent, und erst in der zweiten Jahreshälfte kam es zu einer moderaten Erholung. Die Nachfrage nach Naphtha blieb schwach, da die Petrochemiemargen weiterhin unter erheblichem Druck standen. Auch bei den Heizölmargen war keine nennenswerte Erholung von den Rückgängen in der ersten Jahreshälfte zu verzeichnen. In Rotterdam notiertes Heizöl mit hohem Schwefelgehalt erholte sich von den Tiefstständen zur Jahresmitte, als es mit einem Abschlag von mehr als USD 40/bbl gegenüber Dated Brent gehandelt wurde, blieb jedoch weiter stark unterbewertet.

Die extremen Diskrepanzen bei den Produktmargen im Jahr 2022 sind auf die erzwungene Neuordnung der interregionalen Rohöl- und Produktströme zurückzuführen, seitdem Russland als wichtiger Lieferant von beiden aus vielen Importmärkten ausgeschlossen wurde. Gleichzeitig mussten die Bruttomargen – insbesondere in Europa und bis zu einem gewissen Grad auch in Asien – die wesentlich höheren Kosten der Raffinerieproduktion (für Energie und Einsatzstoffe) im Jahr 2022 widerspiegeln, was eine logische Folge der den geopolitischen Umwälzungen geschuldeten Veränderungen auf dem europäischen Erdgasmarkt ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Diesel-Grenzkosten für die Versorgung des Marktes 2022 deutlich höher waren als 2021.

Die europäischen Raffinerien der OMV erreichten im Jahr 2022 eine Auslastung von 73%. Maßgeblichen Einfluss hatten dabei die planmäßigen Generalüberholungen in den Raffinerien Schwechat und Burghausen sowie der Zwischenfall in der Rohöldestillationsanlage in Schwechat. Bei der gesetzlich vorgeschriebenen Wasserdruckprüfung im Rahmen der Abschlussarbeiten der Generalüberholung der OMV Raffinerie Schwechat kam es am 3. Juni durch einen mechanischen Zwischenfall zu einem erheblichen Schaden an der Rohöldestillationsanlage. Nachdem die Reparaturarbeiten in Rekordzeit und ohne einen einzigen Zwischenfall abgeschlossen waren, nahm die Rohöldestillationsanlage am 7. Oktober 2022 wieder ihren vollen Betrieb auf.

Trotz des herausfordernden Umfelds, das durch die instabile geopolitische Lage und den Zwischenfall in der Raffinerie Schwechat bedingt war, übertraf das Commercial-Geschäft in vielen Bereichen die Erwartungen. Das Operative Ergebnis wurde vor allem durch ein gut umgesetztes Preismanagement erzielt, und das selbst bei geringeren verfügbaren Mengen. Um den Marktentwicklungen und dem Marktausblick Rechnung zu tragen, wird das Angebot der OMV an Produkten und Dienstleistungen im Commercial-Bereich unter anderem durch die Markteinführung einiger neuer, nachhaltigerer Produkte erweitert. Nachhaltiger Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuel; SAF) beispielsweise trägt durch die Mitverarbeitung von regionalem Altspeiseöl zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen um mehr als 80% bei. Ausgehend von einer Produktion von rund 2 kt SAF im Jahr 2022 plant die OMV, die Produktion auszuweiten und bis 2030 700 kt pro Jahr zu vermarkten. Was den Verkauf betrifft, so beliefert die OMV bereits Austrian Airlines am Flughafen Wien mit SAF. Darüber hinaus wurden im Jahr 2022 Absichtserklärungen mit Lufthansa, Ryanair und Wizz Air über die Lieferung von bis zu 1.145 kt SAF im Zeitraum 2023–2030 unterzeichnet.

ADNOC Refining & Trading

Neben den Hauptanteilseignerinnen ADNOC (65%) und Eni (20%) ist die OMV seit dem Erwerb von 15% der Anteile an ADNOC Refining Ende Juli 2019 eine strategische Partnerin des Unternehmens. Im Jahr 2022 betrieb ADNOC Refining ihre Hauptraffinerie in Ruwais, bei der es sich um den weltweit viertgrößten Raffineriekomplex mit integrierter Petrochemieproduktion handelt.

Im Vergleich zu 2021 profitierte die Geschäftsentwicklung von ADNOC Refining im Jahr 2022 von einem günstigeren Margenumfeld und einer besseren operativen Leistung. ADNOC Global Trading (AGT) hat die gleiche Eigentümerstruktur wie ADNOC Refining. AGT handelt den Großteil des Exportvolumens der Produkte von ADNOC Refining und beschafft ausländische Rohöle, Kondensate und andere Flüssigprodukte für die Verarbeitung in der Raffinerie.

Mit AGT weitet der Bereich Refining & Marketing sein erfolgreiches Geschäftsmodell auf wichtige geografische Regionen und strategische Partner:innen aus. Durch kontinuierliche Optimierung der Handelsströme hat ADNOC Refining Zugang zu wettbewerbsfähigen Rohstoffquellen außerhalb der eigenen Quellen und kann Best Practices wie Risikomanagement implementieren.

Im Jahr 2022 zeigte AGT eine starke Performance, indem sie ihre Geschäftsziele weiter verfolgte und ihr Drittkundengeschäft erheblich ausbaute.

Nominalkapazitäten der Raffinerien 2022

In kbbl/d

 

 

 

Schwechat (Österreich)

204

Burghausen (Deutschland)

79

Petrobrazi (Rumänien)

86

ADNOC Refining (Vereinigte Arabische Emirate)1

138

Insgesamt

507

1

Entsprechen dem 15%-Anteil der OMV an ADNOC Refining

Retail

Trotz des herausfordernden Umfelds, das sowohl durch den Krieg in der Ukraine als auch durch Versorgungsengpässe – vor allem infolge des Zwischenfalls in der Rohöldestillationsanlage der Raffinerie Schwechat – geprägt war, erzielte das Retail-Geschäft 2022 ein bemerkenswertes Ergebnis und erwies sich erneut als stabiler Vertriebskanal für Raffinerieerzeugnisse und als starker Cash-Generator.

Die Gesamtverkaufsmenge erholte sich vor allem dank eines weiterhin wachsenden Kartengeschäfts teilweise auf 6,1 Mio , was in etwa 7,6  l entspricht. Das Netzwerk umfasste zum Jahresende 1.803 Tankstellen (2021: 2.088). Die OMV profitierte in diesem schwierigen Preisumfeld besonders von ihrer bewährten Mehrmarkenstrategie. Die Marke OMV ist als Premiummarke positioniert und steht mit VIVA für ein starkes Shop-, Gastronomie- und Serviceangebot, während die Automatentankstellenmarke Avanti in Österreich und die Marke Petrom in Rumänien preissensible Kundengruppen bedienen. Der Absatz von Kraftstoffen der OMV Premiummarke MaxxMotion stand aufgrund der insgesamt gestiegenen Verbraucherpreise unter Druck, trug jedoch als margenstarkes Produkt dennoch zum Retail-Gesamtergebnis bei. Das Non-Fuel-Geschäft – einschließlich VIVA Shops und Autowaschanlagen – wuchs weiter und entwickelte sich noch besser als 2021. In Österreich und der Slowakei zeigte eine neue Store-Partnerschaft mit REWE erste Erfolge. In mehreren Ländern wurde das Kundentreueprogramm durch den Einsatz modernster digitaler Lösungen erfolgreich weiterentwickelt.

Das OMV Netzwerk arbeitet mit Drittunternehmen zusammen, um Ladestationen für Elektrofahrzeuge an mehr als 150 Standorten anzubieten, und installierte in Österreich die ersten Ladestationen, die sich im Besitz der OMV befinden und von ihr betrieben werden. Durch weitere Investitionen in die eigene Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge soll diese zu einer der strategischen Säulen des Retail-Geschäfts werden. Rund 380 Standorte sind mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, was den Fokus der OMV auf Nachhaltigkeit und Resilienz unterstreicht.

Im Sinne einer klaren Strategie für ein aktives Portfoliomanagement beschloss die OMV, bestimmte Teile ihres Retail-Netzes zu veräußern. Der Verkauf des OMV Netzes in Deutschland (285 Tankstellen) an die EG Group wurde im April 2022 abgeschlossen. Der angekündigte Verkauf der OMV Slowenien (118 Tankstellen) an die MOL Gruppe steht unter dem Vorbehalt der fusionskontrollrechtlichen Freigabe durch die EU-Behörden. Darüber hinaus wurde im Dezember 2022 ein Vertrag über die Veräußerung von Avanti Deutschland, einschließlich des Verkaufs von 17 Automatentankstellen, an PKN Orlen unterzeichnet.

Gas & Power Osteuropa

Im Jahr 2022 war der europäische Gasmarkt durch Gaspreise auf Rekordniveau und ein hohes Maß an Volatilität gekennzeichnet. Diese Situation wird voraussichtlich weiter anhalten.

Auch in Rumänien waren sowohl die Gas- als auch die Strommärkte mit beispielloser Volatilität und Unvorhersehbarkeit konfrontiert, was sich in hohen Preisen und einem Nachfrageeinbruch niederschlug. Eine Reihe von regulatorischen Eingriffen und Marktbeschränkungen führte zu erheblichen Beeinträchtigungen der Geschäftstätigkeit und der Ergebnisse, was auch in Zukunft der Fall sein wird.

In Rumänien erzielte die OMV Petrom im Gas- und Stromgeschäft erneut ein Operatives Ergebnis in Rekordhöhe. Dies spiegelt die hervorragende Geschäftsentwicklung wider, die auf der profitablen Optimierung des Produkt-, Markt- und Kundenportfolios aufbaut. Die Verkaufsmengen von Erdgas an Dritte lagen 2022 bei 35,8  gegenüber 38,4 TWh im Jahr 2021, was angesichts des Marktumfelds eine starke Performance ist. Da die Marktnachfrage insgesamt deutlich rückläufig war, deckten die Gasmengen der OMV Petrom einen zunehmenden Anteil des Gesamtverbrauchs. Der OMV Petrom gelang es, große Gasmengen von Dritten zu beziehen, wodurch sie ihre Vertriebskanäle erfolgreich abdecken konnte. Darüber hinaus wurde das Gas- und Stromgeschäft auf die benachbarten Märkte ausgeweitet und damit eine solide Grundlage für den weiteren Ausbau unserer regionalen Präsenz geschaffen. Die außerhalb Rumäniens getätigten Gastransaktionen, die Diversifizierung des Lieferportfolios mit und das erweiterte Kundenportfolio (einschließlich Kleinunternehmen und sogar Privatkund:innen) wurden erfolgreich gemanagt und verbesserten das Ergebnis.

Die Nettostromerzeugung der OMV Petrom stieg auf 5,01 TWh, was einem Plus von 5% gegenüber 2021 entspricht und einen neuen Produktionsrekord seit dem Einstieg ins Stromgeschäft darstellt. Das Kraftwerk Brazi deckte rund 9% des rumänischen Stromerzeugungsmixes ab und leistete damit einen Rekordbeitrag zur Sicherheit des nationalen Stromnetzes. Das Kraftwerk Brazi feierte im August 2022 sein zehnjähriges Bestehen und hat seit seiner Inbetriebnahme über 34 TWh Strom erzeugt. Mit Blick auf die Zukunft wird das Kraftwerk Brazi eine tragende Säule des rumänischen Strommarkts bleiben, da Erdgas sehr gut zu erneuerbaren Energien passt.

Nord Stream 2

Die OMV ist gemeinsam mit vier anderen europäischen Unternehmen Finanzinvestorin des Pipelineprojekts Nord Stream 2. Im Jahr 2022 beschloss die OMV, ihr gesamtes Darlehen an Nord Stream 2 inklusive bisher aufgelaufener Zinsen (rund EUR 1 Mrd) abzuschreiben. Weitere Details sind der Anhangangabe 2 – Bilanzierungsgrundsätze, Ermessensentscheidungen und Schätzungen, Abschnitt „Auswirkungen des Angriffs Russlands auf die Ukraine und damit in Zusammenhang stehende wesentliche Schätzungen und Annahmen“ zu entnehmen.

kbbl/d
Tausend Barrel pro Tag
Mio
Million, Millionen
bbl
Barrel (Fass zu zirka 159 Liter)
t
Tonne
Mrd
Milliarde, Milliarden
TWh
Terawattstunde
LNG
Liquefied Natural Gas; Flüssigerdgas