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Bericht des Aufsichtsrats

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,

das vergangene Jahr war trotz des Wirtschaftswachstums von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Die gesellschaft­lichen Auswirkungen neuer Corona-Mutationen sowie Lieferengpässe und gestiegene Rohstoffkosten haben insbesondere in der zweiten Jahreshälfte den weltweit einsetzenden Aufschwung wieder etwas gedämpft. Darüber hinaus begegneten wir zunehmenden geopolitischen Spannungen, die bedauerlicherweise im ersten Quartal 2022 mit der Invasion der Ukraine ihren Höhepunkt fanden.

In diesem herausfordernden Umfeld haben sich die große Leistungsfähigkeit des diversifizierten Portfolios der OMV und die Vorteile der erweiterten Wertschöpfungskette in Richtung Chemie einmal mehr deutlich gezeigt, und wir konnten ein Rekordergebnis erzielen. Dieses lässt sich aber nur zum Teil auf gestiegene Öl- und Gaspreise zurückführen. Denn deutlich mehr als die Hälfte dieses Ergebnisses stammt von den Geschäftsbereichen Refining & Marketing sowie insbesondere Chemicals & Materials, die von diesen hohen Öl- und Gaspreisen nicht profitieren. Im Kern geht dieser Erfolg auf das Engagement und Know-how unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück, die die vielschichtigen Marktbedingungen – für Öl und Gas ebenso wie für unsere Raffinerie- und Chemieprodukte – bestmöglich genutzt haben.

Dieser bemerkenswerte Erfolg sowie die weiterhin außerordentlich stabile finanzielle Position der OMV spiegeln sich auch in der vorgeschlagenen progressiven Dividende von 2,30 Euro je Aktie wider, durch die Sie, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, am Erfolg der OMV partizipieren.

Nachfolgend möchte ich Sie über die Arbeit des Aufsichtsrats im Geschäftsjahr 2021 informieren:

Zusammensetzung von Vorstand und Aufsichtsrat

Am 1. April 2021 trat die vom Aufsichtsrat im Februar 2021 beschlossene Neuorganisation des OMV Konzerns in Kraft, mit der der bisherige Bereich Refining & Petrochemical Operations in Refining und Chemicals & Materials geteilt und erweitert wurde. Das Vorstandsteam wurde dabei per 1. April 2021 durch Alfred Stern verstärkt – zuständig für den Bereich Chemicals & Materials inklusive Kreislaufwirtschaft. Mit ihm konnte die OMV einen Manager mit großer internationaler Erfahrung in der chemischen Industrie gewinnen, der in den vergangenen Jahren nicht nur das Polyolefingeschäft von Borealis exzellent im Markt positioniert, sondern das Unternehmen auch in Richtung Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt hat. Thomas Gangl, der als OMV Vorstandsmitglied für den Bereich Refining & Petrochemical Operations tätig war, übernahm mit 1. April 2021 die Position des CEO der Borealis AG.

Für den Bereich Refining, bis 30. Juni 2021 interimistisch von Elena Skvortsova, Executive Officer Marketing & Trading, geleitet, trat Martijn van Koten mit 1. Juli 2021 seine Funktion als Vorstandsmitglied an. Van Koten verfügt als Manager über außerordentlich breite internationale Erfahrung im Raffinerie- und Chemiegeschäft und wird gemeinsam mit dem Vorstandsteam die Transformation des Raffinieriebereichs vorantreiben.

Am 26. April 2021 gab der damalige Vorstandsvorsitzende und CEO Rainer Seele bekannt, dass er seinen Vorstandsvertrag nicht über den 30. Juni 2022 hinaus verlängern möchte.

Der Aufsichtsrat bestellte in seiner Sitzung am 1. Juni 2021 Alfred Stern als Nachfolger für die Position des Vorstandsvorsitzenden und CEO mit Wirkung ab 1. September 2021. Rainer Seele schied mit 31. August 2021 einvernehmlich aus dem Vorstand aus. Ich möchte mich bei Rainer Seele im Namen des gesamten Aufsichtsrats für seine Verdienste um die Weiterentwicklung des Unternehmens bedanken. Rainer Seele hat mit seinem Vorstandsteam das Portfolio der OMV entscheidend umgebaut, die Ertragskraft deutlich gesteigert und damit gute Voraussetzungen für die Transformation der OMV geschaffen. Zugleich hat er mit der Borealis Transaktion einen ersten großen und richtungsweisenden Schritt in diesem Transformationsprozess gesetzt. Mit Alfred Stern ist es uns gelungen, einen international erfahrenen Manager in der chemischen Industrie mit viel Innovationserfahrung und Know-how im Bereich der Kreislaufwirtschaft als neuen CEO und Vorstandsvorsitzenden an Bord zu holen.

Es kam 2021 auch zu Änderungen im Aufsichtsrat. Aufgrund des Rücktritts von Mansour Mohamed Al Mulla mit Wirksamkeit zum Ablauf der Hauptversammlung am 2. Juni 2021 wurde als Nachfolger Saeed Al Mazrouei als zweiter Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats gewählt. Aufgrund des Rücktritts von Thomas Schmid wurde Christine Catasta in der außerordentlichen Hauptversammlung am 10. September 2021 in den Aufsichtsrat gewählt und übernahm die Position der ersten Stellvertretenden Vorsitzenden des Aufsichtsrats.

Auch seitens der Belegschaftsvertreterinnen und -vertreter gab es 2021 Veränderungen. Mit 18. Jänner 2021 wurden Nicole Schachenhofer und Hubert Bunderla als neue Aufsichtsratsmitglieder nominiert. Aufgrund des Rücktritts von Herbert Lindner zum 31. August 2021 wurde Alexander Auer mit 1. September 2021 als dessen Nachfolger in den Aufsichtsrat entsandt.

Mark Garrett, Vorsitzender des Aufsichtsrats (Foto)

»In diesem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld haben sich die große Leistungsfähigkeit des diversifizierten Portfolios der OMV und die Vorteile der erweiterten Wertschöpfungskette in Richtung Chemie einmal mehr deutlich gezeigt.«

MARK GARRETT
Vorsitzender des Aufsichtsrats

Tätigkeit des Aufsichtsrats

Der Aufsichtsrat hat im Berichtsjahr die ihm nach Gesetz, Satzung und Geschäftsordnung obliegenden Aufgaben mit großer Sorgfalt wahrgenommen. Er überwachte die Geschäftsführung der OMV durch den Vorstand und beriet diesen in Entscheidungsfindungsprozessen auf Basis detaillierter mündlicher und schriftlicher Berichte sowie konstruktiver Diskussionen zwischen Aufsichtsrat und Vorstand.

Das von der OMV im Jahr 2021 begonnene Veräußerungsprogramm von 2 Milliarden Euro wurde in diesem Jahr erfolgreich fortgesetzt: Dieses umfasst den Verkauf unserer Anteile an der Gas Connect Austria GmbH, unseres Retail- und Commercial-Geschäfts in Slowenien und unserer Tankstellen in Deutschland ebenso wie die Veräußerung unseres E&P-Geschäfts in Kasachstan, den Verkauf von Ölfeldern in Malaysia und unseres 25 Prozent-Anteils am Offshore-Ölfeld Wisting in Norwegen. Mit dem Verkauf des Wisting-Ölfeldes unterstreicht die OMV Exploration & Production GmbH ihre Strategie, den Anteil an Gas gegenüber Öl zu erhöhen, um die CO2-Intensität des Produktportfolios zu reduzieren. Außerdem konnte im Jahr 2021 die endgültige Investitionsentscheidung zum Bau einer chemischen Recycling-Demonstrationsanlage getroffen werden, die auf der von der OMV patentierten ReOil®-Technologie basiert. Damit erfolgte ein weiterer Schritt hin zu einer großtechnischen Anlage, womit ein wichtiger Meilenstein in Richtung Kreislaufwirtschaft und Reduktion der CO2 Emissionen gesetzt wurde.

Im Dezember einigte sich der Aufsichtsrat mit dem Vorstand der OMV auf die Eckpfeiler der Strategie 2030. Details darüber werden weiter konkretisiert und im ersten Quartal des Jahres 2022 präsentiert. Ziel der Strategie ist, dass die OMV als integriertes Energie-, Kraftstoff- und Chemieunternehmen ihren Wachstumskurs in Richtung Nachhaltigkeit mit einem Fokus auf Kreislaufwirtschaft fortsetzt und bis zum Jahr 2050 ihr Ziel von Netto-Null-Emissionen erreicht.

Mit 1. November 2021 gründete der Aufsichtsrat einen neuen Ausschuss für Nachhaltigkeit und Transformation. Der Nachhaltigkeits- und Transformationsausschuss wird seine erste formelle Sitzung im Jahr 2022 abhalten und sich sämtlichen ESG-relevanten Themen widmen, insbesondere auch den Herausforderungen des Klimawandels. Dabei dient der Ausschuss der Unterstützung und Überwachung des Transformationsprozesses der OMV hin zu einem nachhaltigeren Geschäftsmodell.

Der Austausch mit Investorinnen und Investoren ist dem Aufsichtsrat und insbesondere mir als Vorsitzendem des Aufsichtsrats ein großes Anliegen. Im November und Dezember führte ich daher, gemeinsam mit Investor Relations, eine Vielzahl von Gesprächen mit unseren großen institutionellen Investorinnen und Investoren sowie einem Stimmrechtsberater im Rahmen einer Governance-Roadshow, die diesmal Covid-19-bedingt virtuell stattfand.

Auch 2021 fanden wieder maßgeschneiderte Schulungen für den Aufsichtsrat statt. Die jährliche Selbstevaluierung des Aufsichtsrats wurde, unterstützt durch Fragebögen, von einem externen Berater durchgeführt. Die Ergebnisse fließen in die Schwerpunktsetzung und Tätigkeiten für 2022 ein.

Tätigkeit der Ausschüsse des Aufsichtsrats

Der Präsidial- und Nominierungsausschuss befasste sich insbesondere mit der Vorbereitung der Entscheidungen über die Vorstandsbestellungen für die Bereiche Chemicals & Materials und Refining sowie über die Position des Vorstandsvorsitzenden und CEOs. Weiters lag der Fokus auf dem Thema der langfristigen Vorstandsnachfolgeplanung.

Der Vergütungsausschuss befasste sich im Jahr 2021 mit Fragen der angemessenen Höhe und Struktur der Vorstandsvergütung im Einklang mit regulatorischen Erfordernissen und der Marktpraxis. Insbesondere wurden die Vertragskonditionen der neuen Vorstandsmitglieder sowie die Beendigungsvereinbarungen mit den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern diskutiert und beschlossen.

In der Hauptversammlung 2021 wurde den Aktionärinnen und Aktionären erstmals der Vergütungsbericht auf Basis der neuen aktienrechtlichen Bestimmungen zur Abstimmung vorgelegt. Seit 2020 sind auch nicht finanzielle bzw. ESG-Ziele Teil des variablen Vergütungssystems; deren Gewichtung wurde 2021 weiter erhöht. Der Vergütungsbericht stellt die Vergütung für Vorstand und Aufsichtsrat noch transparenter als bisher dar und enthält einen Vergleich mit der relativen Entwicklung des Unternehmenserfolgs sowie der Mitarbeitergehälter.

Der Prüfungsausschuss behandelte im Jahr 2021 wesentliche Themen der Rechnungslegungsprozesse, der internen Revision, des Risikomanagements sowie des internen Kontroll- und Steuerungssystems des Konzerns. Der aktuelle Abschlussprüfer des OMV Konzerns, die Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft m.b.H., nahm an jeder Sitzung des Prüfungsausschusses teil.

In den Sitzungen des Portfolio- und Projektausschusses, die regelmäßig vor den Aufsichtsratssitzungen stattfinden, wurden im Jahr 2021 die Entscheidungen zu den wichtigsten Investitions- und M&A-Projekten durch umfangreiche Information und intensive Diskussionen vorbereitet.

Weitere Ausführungen zur Tätigkeit des Aufsichtsrats und seiner Ausschüsse finden Sie im (konsolidierten) Corporate-Governance-Bericht.

Jahresabschluss und Dividende

Nach umfassender Prüfung und Erörterung mit dem Abschlussprüfer im Prüfungsausschuss und im Aufsichtsrat erklärte sich der Aufsichtsrat mit dem gemäß § 96 Abs. 1 Aktiengesetz vorgelegten Lagebericht und Konzernlagebericht einverstanden und billigte den Jahresabschluss sowie den Konzernabschluss 2021, die damit gemäß § 96 Abs. 4 Aktiengesetz festgestellt sind. Sowohl der Jahresabschluss als auch der Konzernabschluss 2021 erhielten vom Abschlussprüfer Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft m.b.H. einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk. Ebenso stimmte der Aufsichtsrat dem vom Prüfungsausschuss und von ihm selbst geprüften (konsolidierten) Corporate-Governance-Bericht und dem (konsolidierten) Bericht über Zahlungen an staatliche Stellen zu. Der Aufsichtsrat hat bei den Prüfungen keine Beanstandungen festgestellt. Nach Prüfung akzeptierte der Aufsichtsrat den Vorschlag des Vorstands, der Hauptversammlung gemeinsam vorzuschlagen, eine Dividende von 2,30 Euro je Aktie auszuschütten, was einer Steigerung von 0,45 Euro gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der nach der Ausschüttung verbleibende Restbetrag des Bilanzgewinns soll auf neue Rechnung vorgetragen werden. Der gesonderte konsolidierte nicht finanzielle Bericht (Nachhaltigkeitsbericht) wird vom Aufsichtsrat getrennt geprüft und im Anschluss an den Geschäftsbericht gemeinsam mit dem diesbezüglichen Bericht des Aufsichtsrats separat veröffentlicht.

Im Namen des gesamten Aufsichtsrats bedanke ich mich herzlich beim Vorstand sowie bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement und ihre äußerst erfolgreiche Arbeit im schwierigen Geschäftsjahr 2021, das von vielen Unsicherheiten geprägt war. Mein besonderer Dank gilt den Aktionärinnen und Aktionären für ihr fortwährendes Vertrauen sowie allen Kundinnen und Kunden und Partnerinnen und Partnern der OMV.

Wien, am 9. März 2022

Für den Aufsichtsrat

Mark Garrett e.h.