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37 – Ereignisse nach dem Bilanzstichtag

Am 20. Jänner 2022 wurde die ökosoziale Steuerreform in dritter Lesung im Nationalrat beschlossen. Das Gesetz beinhaltet die Senkung des Körperschaftssteuersatzes von 25% auf 24% im Jahr 2023 sowie auf 23% ab 2024. Wären die neuen Steuersätze bereits zum 31. Dezember 2021 verabschiedet worden, hätten sich die latenten Steueransprüche des Konzerns um EUR 42  verringert.

Am 2. Februar 2022 hat die Borealis-Gruppe ein verbindliches Angebot von EuroChem für den Erwerb des Stickstoff-Geschäftsbereichs der Borealis Gruppe, der Pflanzennährstoffe, Melamin und technische Stickstoffprodukte umfasst, erhalten. Das Angebot bewertet das Unternehmen mit einer Unternehmenswertbasis von EUR 455 Mio Borealis wird die obligatorischen Informations- und Konsultationsverfahren mit Arbeitnehmervertretern einleiten. Die Transaktion unterliegt außerdem bestimmten Vollzugsbedingungen und behördlichen Genehmigungen. Der Abschluss wird für die zweite Hälfte des Jahres 2022 erwartet. Borealis wird sich weiterhin auf seine Kernaktivitäten konzentrieren: die Produktion innovativer und nachhaltiger Lösungen in den Bereichen Polyolefine und Basischemikalien, sowie das Vorantreiben des Wandels zu einer Kreislaufwirtschaft.

Am 15. Februar 2022 fällte das irakische Bundesgericht („Iraqi Federal Supreme Court“) das Urteil, dass das regionale Öl- und Gasgesetz Kurdistans (KROGL) von 2007 gegen bestimmte Artikel der irakischen Verfassung von 2005 verstößt. Der Beschluss steht im Widerspruch zu früheren Analysen und Urteilen. Die gerichtliche Entscheidung stellt das Recht der Regionalregierung Kurdistans (KRG) auf Abschluss von Öl- und Gasverträgen mit ausländischen Parteien in Frage. Darüber hinaus räumt es dem Bundesministerium für Öl das Recht ein, das weitere Vorgehen mit den ausländischen Parteien im Zusammenhang mit den abgeschlossenen Verträgen zu verfolgen. Es ist unklar, wie die Bundesregierung und die KRG im oben angeführten Sachverhalt verfahren und diesen Rechtstreit lösen werden. Die OMV ist dabei, diese Situation zu beurteilen, und es ist derzeit zu früh, um die Auswirkungen auf den 10%-Anteil der OMV an Petroleum Company Limited zu bestimmen.

Am 21. Februar 2022 unterzeichnete der russische Präsident Vladimir V. Putin Dekrete zur Anerkennung von zwei pro-russischen abtrünnigen Regionen in der Ostukraine. Folglich reagierten die Europäische Union (EU), die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Großbritannien mit gezielten Sanktionen gegen russische Einzelpersonen und das russische Finanzsystem. Als direkte Folge stoppte Deutschland den Zertifizierungsprozess von Nord Stream 2. Einen Tag später kündigten die USA Sanktionen gegen die Nord Stream 2 AG und ihre leitenden Angestellten an.

Am 24. Februar 2022 startete Russland eine breite Offensive in der Ukraine mit gleichzeitigen Angriffen in verschiedenen Gebieten. Die EU, die USA und Großbritannien verhängten weitere Sanktionen, darunter Finanzierungsbeschränkungen, die gegen bestimmte russische Banken und Staatsunternehmen wie Gazprom gerichtet waren. Die EU kündigte an, zusätzliche und strengere Sanktionen gegen Russland zu verhängen, die unter anderem speziell gegen das russische Bankensystem, russische Einzelpersonen und den Energie- und Verkehrssektor gerichtet sind. Die Gaslieferungen wurden gemäß den bestehenden vertraglichen Verpflichtungen ohne Unterbrechung fortgesetzt.

In weiterer Folge setzte Russland die weit verbreiteten Angriffe in der gesamten Ukraine fort. Die EU verhängte Sanktionen gegen Vladimir V. Putin und Sergej Lawrow und kündigte weitere Sanktionen an, einschließlich, aber nicht beschränkt auf die Bereitstellung von Darlehen und Krediten an bestimmte börsennotierte Banken und Unternehmen, von denen einige im Ölgeschäft tätig sind (wie Gazprom Neft). Die EU, die USA und Großbritannien beschlossen, sieben russische Banken aus dem SWIFT-System auszuschließen.

Am 1. März 2022 hat der Vorstand der OMV beschlossen, die Verhandlungen mit Gazprom über den möglichen Erwerb einer 24,98% Beteiligung an den Blöcken 4A/5A der Achimov-Formation des Urengoi-Erdgas- und Kondensatfelds nicht weiterzuführen und das Basic Sale Agreement vom 3. Oktober 2018 zu kündigen. Die OMV kündigte auch an, die Beteiligung an der Nord Stream 2 Pipeline zu überprüfen.

Vor dem Hintergrund weiterer Sanktionen kündigte Russland Gegensanktionen an, insbesondere Beschränkungen von Dividendenzahlungen an ausländische Anteilseigner russischer Unternehmen.

Am 4. März 2022 verhängten die USA, die EU und Großbritannien weitere Sanktionen gegen Einzelpersonen und Russland erließ Gegensanktionen, darunter unter anderem Beschränkungen des Verkaufs von Aktien offener oder geschlossener Aktiengesellschaften. Russland kündigte auch Sanktionen gegen ausländische Personen und Unternehmen an.

Am 5. März 2022 hat der Vorstand der OMV beschlossen, in Russland zukünftig keine Investitionen mehr zu verfolgen. Zudem wurde bekannt gegeben, dass eine strategische Überprüfung der wirtschaftlichen 24,99% Beteiligung am Juschno Russkoje Erdgasfeld eingeleitet wurde. Diese Überprüfung beinhaltet alle Optionen einschließlich Möglichkeiten einer Veräußerung oder eines Ausstiegs. Infolgedessen geht die OMV von einer nicht liquiditätswirksamen Wertanpassung in Höhe von EUR 0,5 – 0,8  (Stand 31. Dezember 2021) aus. Zudem gab OMV bekannt, wegen der erwarteten Uneinbringlichkeit der Forderungen gegenüber der Nord Stream 2 AG eine nicht liquiditätswirksame Wertanpassung in Höhe von EUR 987 Mio (Ausleihung plus Zinsabgrenzung, Stand 31. Dezember 2021) vorzunehmen.

Insgesamt bedeutet dies eine nicht liquiditätswirksame Wertberichtigung von EUR 1,5 bis 1,8 Mrd, die im ersten Quartal 2022 ergebniswirksam wird.

Die OMV beobachtet die sich verschärfende Krise zwischen Russland und der Ukraine kontinuierlich und überprüft regelmäßig die möglichen weiteren Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit und Vermögenswerte. Während der Konzern keine Geschäftstätigkeit in der Ukraine hat, bestehen Geschäftsverbindungen mit russischen Geschäftspartnern und operative Tätigkeiten in Russland.

Zum 31.12.2021 weist OMV die folgenden Vermögenswerte in Verbindung mit russischer Geschäftstätigkeit aus:

Nettovermögen

In EUR Mio

 

 

2021

Nord Stream 2 Darlehen

987

Recht auf Neufeststellung der Reserven1

432

JSC GAZPROM YRGM Development1

650

OJSC SEVERNEFTEGAZPROM1

117

Summe Nettovermögen

2.185

1

Bezogen auf Juschno Russkoje Gasfeld in Westsibirien

Unterbrechungen der russischen Rohstofflieferungen nach Europa könnten zu einem weiteren Anstieg der europäischen Energiepreise führen und das Inflationsrisiko erhöhen. Die OMV importierte in 2021 durchschnittlich 7,34  Erdgas pro Monat an den deutschen und den österreichischen Gashub aufgrund eines langfristigen Liefervertrags mit Gazprom. Aus heutiger Sicht rechnet die OMV nicht mit einem Stopp der Erdgasexporte aus Russland. Im unwahrscheinlichen Fall einer kurzfristigen Unterbrechung der Gaslieferungen aus Russland, kann die OMV das im Speicher befindliche Gas zur Versorgung der Kunden nutzen bzw. hat OMV Zugang zu anderen europäischen liquiden Handelsplätzen für Erdgas. Die OMV hat aufgrund der aktuellen Situation ein Group Emergency Management Team (GEMT) gebildet. Dieses Team vereint alle relevanten Geschäftsbereiche und Funktionen. Das GEMT beobachtet, analysiert und bewertet laufend die aktuelle Lage, um rasch alle notwendigen Entscheidungen treffen und Maßnahmen setzen zu können.

Mio
Million, Millionen
Pearl
Pearl Petroleum Company Limited
Mrd
Milliarde, Milliarden
TWh
Terawattstunde