Erneuerbare Rohstoffe Gemeinsam mit Partner:innen arbeitet die OMV aktiv an der Entwicklung von Projekten im industriellen Maßstab zur Herstellung von Biokraftstoffen, Biochemikalien und Biokunststoffen aus erneuerbaren Rohstoffen und Abfallströmen. Abfallbiomasse, wie Rückstände aus der Land- und Forstwirtschaft sowie aus der holzverarbeitenden Industrie oder gemischte Siedlungsabfälle, steht nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelkette. Wenngleich die Umwandlung derartiger Abfallbiomasse in hochwertige Produkte oft eine technische Herausforderung darstellt, können die daraus resultierenden Vorteile überzeugen: eine erhebliche CO2-Reduktion im Vergleich zu fossilen Brennstoffen und die wertsteigernde Nutzung lokaler Ressourcen. Die biobasierten Rohstoffe, die bei der OMV Tochter Borealis zur Herstellung nachhaltiger Polyolefine verwendet werden, stammen derzeit zur Gänze aus Abfallbiomasse wie Rückständen aus der Landwirtschaft oder gesammelten Abfallströmen und stehen nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelkette. Diese Polyolefine werden unter dem Portfolionamen Bornewables™ an die Endkund:innen vermarktet. In diesem Abschnitt liegt der Fokus auf Kunststoffen, die auf erneuerbaren Rohstoffen basieren. Mehr über Energieprodukte, die auf erneuerbaren Rohstoffen basieren, finden Sie im Abschnitt Energiewende. Management- und Due-Diligence-Prozesse Zertifizierung ISCC PLUS ist ein globaler Standard für recycelte und biobasierte Materialien. Als solcher ermöglicht er die Rückverfolgbarkeit entlang der Supply Chain, indem überprüft wird, ob Unternehmen bestimmte Umwelt- und Sozialstandards einhalten, und indem ein Produktkettennachweis (Chain of Custody) erstellt wird. Dank der Anwendung des Massenbilanzansatzes kann die OMV die Menge ihrer erneuerbaren und chemisch recycelten Rohstoffe in der Wertschöpfungskette nachvollziehen. Für den Übergang zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft ist es von entscheidender Bedeutung, mehr Produkte anzubieten, die gemäß ISCC PLUS zertifiziert sind. Der Cracker der OMV in Burghausen war einer der ersten 20 weltweit, die gemäß ISCC PLUS für die Produktion von erneuerbarem Benzol, Butadien und Isobutylen zertifiziert wurden. Auch die Herstellung von Ethylen und Propylen in den Raffinerien von OMV in Burghausen und Schwechat ist gemäß ISCC PLUS zertifiziert. Das Bornewables™-Portfolio, Borcycle™ C und Borvida™ sind ebenfalls nach ISCC PLUS gemäß dem Massenbilanzansatz zertifiziert. Das bedeutet, dass die Materialien in den Produktionsprozessen über die gesamte Supply Chain hinweg physisch gemischt, aber buchhalterisch getrennt geführt werden. Dies schafft eine überprüfbare Grundlage für die Rückverfolgung der Menge und der Nachhaltigkeitseigenschaften von kreislauffähigen und/oder biobasierten Bestandteilen in der Wertschöpfungskette. Dieses Zertifizierungssystem gewährleistet die Rückverfolgbarkeit des erneuerbaren, nachhaltig produzierten Rohstoffs von seinem Ursprungsort über die gesamte Supply Chain hinweg. Das Bornewables™-Polypropylen zum Beispiel ist ein erneuerbarer Rohstoff der zweiten Generation, der vollständig aus Abfällen und Altpflanzenöl gewonnen wird. Der Meilenstein, alle europäischen Standorte von Borealis für Polyolefine und Polyolefin-Compounding sowie die Recyclingstandorte von Renasci in Oostende, Belgien, und Ecoplast in Österreich nach ISCC PLUS zertifizieren zu lassen, wurde Mitte 2023 erreicht, als der PO-Compounding-Standort in Monza, Italien, die entsprechende Zertifizierung erhielt. Lebenszyklusbewertung Im Rahmen der neuen Lebenszyklusbewertung (Life Cycle Assessment; LCA), die 2021 veröffentlicht wurde, hat Borealis nachgewiesen, dass sich das Bornewables™-Produktportfolio besonders gut zur Verringerung von CO2-Emissionen eignet. Die Bewertung zeigte, dass die Treibhausgasemissionen des Bornewables™-Polypropylens und -Polyethylens über die CO2-Neutralität hinausgehen. Im Vergleich zu Polypropylen und Polyethylen auf fossiler Basis können sie von der Beschaffung der Rohstoffe bis zum Verlassen des Produktionsstandorts von Borealis (Cradle-to-Gate) um mindestens 120% gesenkt werden. Nach den Ergebnissen der LCA führt der Einsatz von Bornewables™ zu einer erheblichen Reduzierung der CO2-Bilanz eines Produkts um mindestens 1,9 kg CO2e für jedes Kilogramm Polymer. Dies ist möglich, ohne dass sich die Leistungs- und Recyclingfähigkeit im Vergleich zu Polyolefin-Neuware reduziert. Maßnahmen im Jahr 2023 Die OMV erarbeitet derzeit umfassende Lebenszyklusbewertungen (Life Cycle Assessments; LCAs) für ihre in den Raffinerien in Burghausen, Deutschland, sowie Schwechat, Österreich, hergestellten fossilen und erneuerbaren petrochemischen Produkte. Diese LCAs werden in Übereinstimmung mit den geltenden ISO-Normen 14040 und 14044 durchgeführt und einem gründlichen Begutachtungsverfahren unterzogen. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Jahr 2024 nach Abschluss des Verfahrens veröffentlicht. Im Laufe des Jahres 2023 setzte die OMV Tochter Borealis die Vermarktung des Bornewables™-Portfolios fort. Zu den wichtigsten Entwicklungen zählen folgende: Im April 2023 wurde die Zusammenarbeit zwischen der PFNonwovens Group (PFN) und Borealis bekannt gegeben. Ziel ist es, die Produktion von Vliesstoffen für Körperpflegeprodukte zu verbessern und mit dem Einsatz von Bornewables™-Polypropylen-(PP-)Harzen einen neuen Standard für Spunbond- und Meltblown-Lösungen in der Branche zu setzen. Dank der Verwendung der zertifizierten erneuerbaren Bornewables™-Polymere bei der Herstellung von saugfähigen Hygieneprodukten wie Babywindeln oder Damenhygieneprodukten, gelingt es der PFNonwovens Group, der wachsenden Marktnachfrage nach nachhaltigeren Vliesstofflösungen gerecht zu werden. Im Mai 2023 führte Borealis die Bornewables™-Linie Queo™ ein. Dabei handelt es sich um eine Produktpalette von Plastomeren und Elastomeren aus Hochleistungs-Polyolefin auf Basis erneuerbarer Rohstoffe. Queo™ wird am Produktionsstandort von Borealis im niederländischen Geleen hergestellt. Im März 2023 erhielt die Produktionsstätte die internationale Nachhaltigkeits- und Kohlenstoffzertifizierung ISCC PLUS. Damit konnte Borealis diese neue Produktlinie einführen. Queo™ stellt eine Erweiterung des Bornewables™-Portfolios kreislauforientierter Polyolefinprodukte dar. Diese bieten die gleiche Materialperformance wie auf fossilen Rohstoffen basierende Polyolefine, sind jedoch von diesen entkoppelt und verursachen weniger Kohlenstoffemissionen. Zu den Einsatzbereichen zählen die Automobilindustrie, flexible und feste Verpackungen, Haushaltswaren sowie der Kabel- und Drahtsektor. Im Juli 2023 erhielt der Polyolefin-(PO-)Compounding-Standort von Borealis in Monza, Italien, die internationale Nachhaltigkeits- und Kohlenstoffzertifizierung ISCC PLUS. Dank der Zertifizierung des Standorts Monza kann Borealis nun kreislauffähige PO-Produkte anbieten, die aus erneuerbaren Rohstoffen (Bornewables™) und aus chemisch recycelten Rohstoffen (Borcycle™ C) hergestellt werden. Beide sind Teil des PO-Compound-Portfolios von Monza. Borealis begann damit, Technologien zur CO2-Abscheidung und die Nutzung von Kohlendioxid als Alternative zu fossilen Rohstoffen zu erforschen. Nach der Machbarkeitsstudie will das Unternehmen diese Initiativen 2024 ausweiten. Ausblick Die OMV plant, bis 2030 eine Produktionskapazität von etwa 2.000 kt/J an nachhaltigen Polymeren und anderen Chemikalien einzurichten, darunter auch biobasierte Polyolefine. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die OMV Kapazitäten für die Beschaffung nachhaltiger Rohstoffe aufbauen und ein nachhaltiges Produktportfolio für biobasierte Polyolefine entwickeln und umsetzen. close ISCC International Sustainability & Carbon Certification close ISCC International Sustainability & Carbon Certification close PO Polyolefine close LCA Life Cycle Assessment; Lebenszyklusbewertung close ISO Internationale Organisation für Normung close PP Polypropylen close PO Polyolefine close kt Kilotonne Chemisches RecyclingGesundheit, Arbeitsschutz und Sicherheit