Mechanisches Recycling

Dank der verschiedenen Eigenschaften von Kunststoffen lassen sich unzählige Produkte und Anwendungen realisieren, die das tägliche Leben sicherer, mobiler und ökoeffizienter machen. Diese Eigenschaften ermöglichen uns ein nachhaltigeres Leben in einer Zeit, in der die Weltbevölkerung stetig wächst und die Nachfrage nach Kunststoffen steigt. Im linearen Wirtschaftsmodell werden Kunststoffprodukte produziert, verwendet und anschließend entsorgt. Wenn dieses Modell weiter bestehen bleibt, wird dies zu noch mehr Kunststoffabfällen und zu einer noch stärkeren Umweltverschmutzung führen. Damit steigt auch der Druck auf die beschränkten Ressourcen unseres Planeten.

Borealis ist einer der weltweit führenden Anbieter fortschrittlicher und nachhaltiger Polyolefinlösungen und ein europäischer Branchenführer im Recycling von Polyolefinen. Die OMV und Borealis arbeiten aktiv an der Entwicklung verbesserter Technologien für das effiziente Recycling von zwei wichtigen Arten von Kunststoff, Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP). Damit bieten sie eine Alternative zur linearen Wirtschaft, die dem Prinzip „Nehmen, Herstellen und Wegwerfen“ („Take-Make-Waste“) folgt. Das mechanische Recycling ist eine dieser Technologien. Bei diesem Verfahren wird der Kunststoff gereinigt, mechanisch zerkleinert, aufgeschmolzen und zu Kunststoffgranulat verarbeitet. Im Idealfall ist es möglich, dieses Material wieder für dieselben Produkte zu verwenden. So kann zum Beispiel aus einer Reinigungsmittelflasche wieder eine neue Reinigungsmittelflasche werden. Da die chemische Struktur des Kunststoffs nicht verändert wird, muss der Rohstoff korrekt sortiert werden, sogar nach den verschiedenen Farben.

Borcycle™ M ist die transformative Technologie von Borealis für das mechanische Recycling, die polyolefinbasierten Post-Consumer-Abfällen ein neues Leben schenkt. Die Verwendung fortschrittlicher mechanisch recycelter Produkte aus dem Borcycle™ M-Portfolio garantiert eine geringere CO₂-Bilanz als die Verwendung von Produkten, die ausschließlich auf fossilen Rohstoffen basieren. Durch Borealis und seine Tochtergesellschaften (mtm plastics, Ecoplast und eine von einem Gemeinschaftsunternehmen betriebene Pilotanlage in Lahnstein) verfügt die OMV über drei Anlagen für mechanisches Recycling. Die Anfang 2021 in Betrieb genommene Pilotanlage in Lahnstein ist ein Gemeinschaftsprojekt von Borealis, TOMRA und Zimmermann.

Borealis betreibt derzeit vier Anlagen für mechanisches Recycling in Österreich und Deutschland mit einer Gesamtkapazität von rund 100 kt/J.

• Die mtm plastics GmbH, ein führendes deutsches Recyclingunternehmen für Post-Consumer-Polyolefine, wurde im Jahr 2016 übernommen. Das Unternehmen betreibt zwei Anlagen und produziert jährlich bis zu 70 kt Regranulat.
• Die Ecoplast Kunststoffrecycling GmbH in Österreich wurde 2018 übernommen. Das Unternehmen verarbeitet Post-Consumer-Kunststoffabfälle aus Haushalten und Industrie zu hochwertigem Rezyklat, das vor allem für den Markt für Kunststofffolien bestimmt ist. Die Anlage hat eine Kapazität von 30 kt/J.
• Im Jahr 2021 wurde in Deutschland im Rahmen einer Partnerschaft mit TOMRA, einem norwegischen Hersteller von Sammel- und Sortiersystemen, und Zimmermann, einem deutschen Abfallentsorgungsunternehmen, eine Demo-Anlage für fortschrittliches Recycling errichtet. Es handelt sich um eine der modernsten Anlagen für mechanisches Recycling weltweit, in der die Borcycle™ M-Technologie eingesetzt wird.

Im Jahr 2022 begann Borealis mit der Entwicklung einer großtechnischen Anlage für fortschrittliches mechanisches Recycling in Österreich, die auf der Borcycle™ M-Technologie basiert. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war die positive Resonanz des Marktes auf recycelte Polyolefine aus der Pilotanlage in Lahnstein, Deutschland, die dieselbe Technologie verwendet.

Mit der Übernahme der Rialti S.p.A. im November 2023 erhöht sich die aktuelle Produktionskapazität für nachhaltige Polyolefine um weitere 50 kt. Nach Abschluss der im November 2023 angekündigten Übernahme der Integra Plastics AD wird das Portfolio von Borealis im Bereich des fortschrittlichen mechanischen Recyclings um weitere 20 kt Recyclingkapazität erweitert.

Management- und Due-Diligence-Prozesse

Zertifizierung

Die Borealis Recyclingunternehmen mtm plastics und Ecoplast sind nach EuCertPlast zertifiziert. Bei EuCertPlast handelt es sich um ein europaweites Zertifizierungsprogramm für Unternehmen, die Post-Consumer-Kunststoffabfälle recyceln.

Maßnahmen im Jahr 2023

• Im Jänner 2023 gab Borealis bekannt, dass seine Tochtergesellschaft Ecoplast Kunststoffrecycling GmbH, ein Unternehmen für mechanisches Polyolefinrecycling mit Sitz in Wildon, Österreich, nach den Richtlinien der International Sustainability and Carbon Certification (ISCC PLUS) zertifiziert wurde. ISCC PLUS ist eine globale Zertifizierung, die die gesamte Supply Chain vom Rohstoff bis zum Endprodukt abdeckt und die Einhaltung höchster Standards im Zusammenhang mit ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit, der Reduktion der Treibhausgasemissionen und der Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen garantiert. Ecoplast ist das erste Unternehmen für mechanisches Polyolefinrecycling Österreichs, das diese Zertifizierung erhielt.
• Im Jahr 2023 stellte Borealis einen neuen, für das Recycling konzipierten Monomaterialbeutel mit einem PP-Anteil von über 95% vor. Er wurde in Zusammenarbeit mit Partner:innen aus der Wertschöpfungskette entwickelt. Durch die Verwertung in speziellen mechanischen Recyclingströmen für PP liefert dieser Monomaterialbeutel größere Mengen an hochwertigem Rezyklat, das sich für die Herstellung von flexiblen PP-Verpackungen für Non-Food-Anwendungen eignet. Damit stellt der Beutel das ideale Format dar, um die zentralen Ziele der EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (Packaging and Packaging Waste Regulation; PPWR) zu erreichen: das Recycling von flexiblen Verpackungen effizienter zu machen, den Markt für recycelte Inhaltsstoffe auszuweiten und Verpackungsabfälle zu reduzieren. Diese Monomaterialverpackung aus PP kann dazu beitragen, die ehrgeizigen Recycling- und Abfallreduzierungsziele der PPWR sowie die Ökomodulationskriterien für Programme der erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility; EPR) zu erfüllen.
• Im Juni 2023 übernahm Borealis die Rialti S.p.A., einen führenden europäischen Hersteller von recycelten Polypropylen-Compounds. Die Transaktion wurde im November 2023 erfolgreich abgeschlossen. Rialti hat seinen Sitz in Italien und ist einer der europäischen Marktführer in der Herstellung von nachhaltigen Polypropylen-(PP-)Compounds auf Basis von mechanisch recyceltem Rohmaterial aus Post-Industrial- und Post-Consumer-Abfällen. Mit der Investition stärkt Borealis das eigene Angebot kreislauforientierter Produkte, indem Kapazitäten für die Herstellung von Compounds auf Basis von Rezyklaten um 50 kt erhöht werden, um die wachsende Kundennachfrage nach nachhaltigen Lösungen zu erfüllen.
• Im November 2023 gab Borealis die Unterzeichnung einer Vereinbarung über den Erwerb einer 100%-Beteiligung an Integra Plastics AD bekannt, einem Unternehmen für hochentwickeltes mechanisches Recycling mit Sitz in Bulgarien. Integra Plastics AD betreibt eine moderne Anlage für hochentwickeltes mechanisches Recycling, die 2019 nach dem neuesten Stand der Technik errichtet wurde. Integra Plastics ist in der Lage, Post-Consumer-Abfälle in hochwertige Polyolefin-Rezyklate umzuwandeln, die für anspruchsvolle Anwendungen geeignet sind. Die Investition stärkt das Portfolio von Borealis im Bereich des hochentwickelten mechanischen Recyclings mit einer zusätzlichen jährlichen Produktionskapazität von mehr als 20 kt.
• Im Juli 2023 erhielt der Standort von Borealis für Polyolefin-(PO-)Compounding in Monza, Italien, die ISCC-PLUS-Zertifizierung. Das Werk für mechanisches Recycling mtm plastics erhielt diese im November. Zuvor war bereits ein Meilenstein erreicht worden: Alle europäischen PO-Produktionsanlagen und PO-Compounding-Standorte von Borealis (mit Ausnahme des neu erworbenen Unternehmens Rialti in Italien) sowie die Recyclingstandorte von Renasci in Ostende, Belgien, und Ecoplast in Österreich wurden zertifiziert.

Ausblick

Im Jahr 2024 sowie in den kommenden Jahren wird sich die OMV darauf konzentrieren, weitere Investitionen in die Produktionskapazitäten von Borealis im Bereich des mechanischen Recyclings zu tätigen. Der Fokus wird dabei auf dem kommerziellen Ausbau ihres bestehenden Portfolios von kreislauforientierten Produkten liegen, um sich kontinuierlich ihren Zielen anzunähern.