Erneuerbare Rohstoffe

Gemeinsam mit Partner:innen arbeitet die OMV aktiv an der Entwicklung von Projekten im industriellen Maßstab zur Herstellung von Biokraftstoffen, Biochemikalien und Biokunststoffen aus erneuerbaren Rohstoffen und Abfallströmen. Abfallbiomasse, wie Rückstände aus der Land- und Forstwirtschaft sowie aus der holzverarbeitenden Industrie oder gemischte Siedlungsabfälle, steht nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelkette. Wenngleich die Umwandlung derartiger Abfallbiomasse in hochwertige Produkte oft eine technische Herausforderung darstellt, können die daraus resultierenden Vorteile überzeugen: eine erhebliche 2-Reduktion im Vergleich zu fossilen Brennstoffen und die wertsteigernde Nutzung lokaler Ressourcen.

Die biobasierten Rohstoffe, die bei der OMV Tochter Borealis zur Herstellung nachhaltiger Polyolefine verwendet werden, stammen derzeit zur Gänze aus Abfallbiomasse wie Rückständen aus der Landwirtschaft oder gesammelten Abfallströmen und stehen nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelkette. Diese Polyolefine werden unter dem Portfolionamen Bornewables™ an die Endkund:innen vermarktet.

In diesem Abschnitt liegt der Fokus auf Kunststoffen, die auf erneuerbaren Rohstoffen basieren. Mehr über Energieprodukte, die auf erneuerbaren Rohstoffen basieren, finden Sie im Abschnitt Energiewende.

Management- und Due-Diligence-Prozesse

Zertifizierung

Das Bornewables™-Portfolio ist nach den Richtlinien der International Sustainability & Carbon Certification () gemäß dem Massenbilanzansatz zertifiziert. Das bedeutet, dass die Materialien in den Produktionsprozessen über die gesamte Lieferkette hinweg physisch gemischt, aber buchhalterisch getrennt geführt werden. Dies schafft eine überprüfbare Grundlage für die Rückverfolgung der Menge und der Nachhaltigkeitseigenschaften von kreislauffähigen und/oder biobasierten Bestandteilen in der Wertschöpfungskette. Der Produktionsstandort in Antwerpen, Belgien, wurde 2022 nach den Richtlinien der ISCC PLUS zertifiziert. Damit verfügt Borealis nun über insgesamt sieben akkreditierte europäische Produktionsstandorte und eine noch breitere Produktionsbasis für massenbilanzierte Produkte, zum Beispiel für die Produktlinien Bornewables™ und Borcycle™ C.

Lebenszyklusbewertung

Im Rahmen der neuen Lebenszyklusbewertung (Life Cycle Assessment; ), die 2021 veröffentlicht wurde, hat Borealis nachgewiesen, dass sich das Bornewables™-Produktportfolio besonders gut zur Verringerung von CO2-Emissionen eignet. Die Bewertung zeigte, dass die Treibhausgasemissionen des Bornewables™-Polypropylens und -Polyethylens über die CO2-Neutralität hinausgehen und im Vergleich zu Polypropylen und Polyethylen auf fossiler Basis von der Beschaffung der Rohstoffe bis zum Verlassen des Produktionsstandorts von Borealis (Cradle-to-Gate) um mindestens 120% gesenkt werden können. Nach den Ergebnissen der LCA führt der Einsatz von Bornewables™ zu einer erheblichen Reduzierung des CO2-Fußabdrucks eines Produkts um mindestens 1,9 kg CO2e für jedes Kilogramm Polymer. Dies ist möglich, ohne dass sich die Leistungs- und Recyclingfähigkeit im Vergleich zu Polyolefin-Neuware reduziert.

Maßnahmen im Jahr 2022

Im Laufe des Jahres 2022 setzte die OMV Tochter Borealis die Vermarktung des Bornewables™-Portfolios fort. Zu den wichtigsten Entwicklungen zählen folgende:

  • Die Bornewables™ von Borealis ermöglichten Uponor, einem Anbieter von Kunststoffrohrsystemen, die Herstellung der weltweit ersten Rohre aus vernetztem Polyethylen (-X) auf Basis erneuerbarer Rohstoffe. Im Vergleich zu herkömmlichen, auf fossilen Rohstoffen basierenden PE-X-Rohren zeichnen sich die Rohre durch einen um bis zu 90% geringeren CO2-Fußabdruck aus. Dank dieser Innovation kommen Kund:innen aus der Bauindustrie ihren Nachhaltigkeitszielen einen großen Schritt näher. Auch Nupi Industrie Italiane (NUPI) setzt auf Bornewables™ für die nächste Generation seiner Rohrleitungslösungen für Sanitär- und Heizungsanlagen sowie für Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC), die für höhere Belastungen und Temperaturen ausgelegt sind.
  • Borealis und Trexel, ein führender Experte für geschäumte Spritzguss- und Blasformteile, entwickelten gemeinsam eine neue Kunststoffflasche, die auf einem Material des Bornewables™-Portfolios basiert. Die Flasche ist wiederverwendbar und vollständig recycelbar.
  • Außerdem entwickelte Borealis gemeinsam mit dem finnischen Speiseeishersteller Froneri und dem deutschen Verpackungsspezialisten PACCOR neue Verpackungen auf der Basis von Bornewables™-Materialien für die Speiseeismarke Aino. Die innovativen Monomaterial-Verpackungen sind ebenfalls zu 100% recycelbar.
  • Im Juni 2022 brachte Borealis das Borvida™-Portfolio von kreislauforientierten Basischemikalien auf den Markt, darunter Ethylen, Propylen, Buten und Phenol. Das Portfolio ergänzt Bornewables™ und ist ein grundlegender Baustein dieser Produktlinie. Das Borvida™-Portfolio umfasst zunächst Borvida™ B, das aus Biomasse aus Abfällen aus dem Non-Food-Bereich hergestellt wird, und Borvida™ C, das aus chemisch recycelten Abfällen erzeugt wird. Später soll die Produktpalette um Borvida™ A erweitert werden, das aus atmosphärischen Kohlstoffen gewonnen wird.
  • In Zusammenarbeit mit LanzaTech, Technip Energies und dem Schuhhersteller On hat Borealis die ersten Schritte zur Abscheidung und Nutzung von atmosphärischem 2 als Rohstoff unternommen. Die Technologie von LanzaTech fängt Kohlenmonoxid aus Industrieabgasen wie etwa Abgasen aus Stahlwerken auf, bevor es in die Atmosphäre gelangt, und fermentiert es zu flüssigem Ethanol. Anschließend wird das Ethanol dehydriert, um Ethylen zu erzeugen, das Borealis zu EVA (einem Ethylen-Vinylacetat-Copolymer) polymerisiert, jenem vielseitigen und leichten Material, aus dem On einen Hochleistungsschaumstoff für Schuhe herstellt.
  • Im Februar 2022 erhielt Borealis von Business Finland Mittel in Höhe von EUR 20 , um das innovative Programm SPIRIT (Sustainable Plastics Industry Transformation) zu starten. Ziel von SPIRIT ist es, die Transformation der Kunststoffindustrie in Finnland durch verschiedene Maßnahmen voranzutreiben. Neben dem Ersatz von konventionellen, auf fossilen Brennstoffen basierenden Rohstoffen durch Alternativen aus erneuerbaren Quellen und der Entwicklung von Technologien und Verfahren für das mechanische und chemische Recycling von Kunststoffen liegt der Fokus auf der Dekarbonisierung von Produktionsabläufen durch Elektrifizierung, Verwendung von Wasserstoff und erneuerbare Energieträger.
  • Borealis ist der Renewable Carbon Initiative beigetreten, deren Ziel es ist, den Übergang von fossilem Kohlenstoff zu erneuerbarem Kohlenstoff für alle organischen Chemikalien und Materialien zu unterstützen und zu beschleunigen. Durch die Initiative sollen Interessengruppen zusammengebracht, Informationen bereitgestellt und Strategien entwickelt werden, um eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft zu erreichen.

Ausblick

Die OMV plant, bis 2030 eine Produktionskapazität von etwa 2.000 /J nachhaltigen Polymeren und anderen Chemikalien einzurichten, darunter auch biobasierte Polyolefine. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die OMV Kapazitäten für die Beschaffung nachhaltiger Rohstoffe aufbauen und ein nachhaltiges Produktportfolio für biobasierte Polyolefine entwickeln und umsetzen.

CO2
Kohlendioxid
ISCC
International Sustainability & Carbon Certification
LCA
Life Cycle Assessment; Lebenszyklusbewertung
PE
Polyethylen
CO2
Kohlendioxid
Mio
Million(en)
kt
Kilotonne