Arbeitsschutz

Die OMV hält sich an die höchsten Standards, um ihren eigenen Mitarbeiter:innen wie auch jenen von Vertragsunternehmen einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten. Wir erachten dies nicht nur als moralische Verpflichtung, sondern auch als wichtige Voraussetzung, um einen reibungslosen Betrieb ohne kostspielige Anlagenabschaltungen oder Verzögerungen aufgrund von Zwischenfällen zu gewährleisten.

Management- und Due-Diligence-Prozesse

Risikobewertungen und Audits

Alle relevanten Risiken werden mit den entsprechenden Minderungsmaßnahmen im Rahmen des unternehmensweiten Risikomanagement-(-)Prozesses evaluiert und überwacht und in einer konzernweiten Datenbank, dem Active Risk Management System () dokumentiert. Sie werden dem Topmanagement berichtet – entweder zweimal jährlich oder sobald neue Themen anstehen. Das Senior Management ist in die Überprüfung der als vorrangig eingestuften Risiken direkt eingebunden. Die Standorte werden regelmäßig anhand unseres konzernweiten -Auditprogramms überprüft. Im Jahr 2022 führten wir beispielsweise ein Audit des HSSE-Managementsystems in Petrobrazi und ein Prozesssicherheitsaudit in Poiana Lacului durch.

Meldung und Untersuchung von Zwischenfällen

Alle Mitarbeiter:innen der OMV und von Vertragsunternehmen sind angehalten, dem Linienmanagement unsichere Arbeitsbedingungen und unsicheres Verhalten zu melden, damit Situationen mit Unfallgefahr erkannt und verhindert werden können. Wir würdigen diese Ver­besserungs­vorschläge von Mitarbeiter:innen der OMV und von Vertragsunternehmen auf lokaler Ebene.

Alle Zwischenfälle, Gefahrensituationen, HSSE-Begehungen, Audits, Erkenntnisse und festgelegten Maßnahmen werden in unserem zentralen HSSE-Melderegister (OMV Synergi) erfasst und nachverfolgt. Über die Learning-Plattform „My Success Factors“ finden regelmäßige Online-Schulungen statt, um die effektive Nutzung des Tools sicherzustellen, indem beispielsweise die Bedeutung der Qualität der eingegebenen Daten hervorgehoben wird.

Dashboards für die wichtigsten HSSE-Daten und relevante KPIs (z.B. , , , Prozesssicherheitsereignisse und Maßnahmenstatus) wurden eingerichtet und konzernweit den verschiedenen Managementebenen zur Verfügung gestellt. Seit 2016 werden alle Tier-1- und Tier-2-Prozesssicherheitsereignisse an unser zentrales Berichtssystem übertragen, um Trendanalysen und den Austausch von Erkenntnissen aus früheren Ereignissen zu ermöglichen. Unser Ziel dabei war, das Bewusstsein für Einträge in OMV Synergi zu erhöhen, deren Qualität und Transparenz zu steigern und die Rechenschaftspflicht der Dateneigentümer:innen zu verstärken.

Wir untersuchten weiterhin Zwischenfälle und Unfälle und stützten uns dabei auf das Know-how der Mitglieder unseres Pools für die Untersuchung von Zwischenfällen und anderer technischer Expert:innen. Auch 2022 schulten wir mehr als 150 Kolleg:innen im Rahmen eines eintägigen Workshops zur Untersuchung von Zwischenfällen. Dieser Workshop diente nicht nur der Schulung, sondern auch dem konzernweiten Austausch von Erfahrungen und Erkenntnissen aus Untersuchungen von Zwischenfällen. Unser Ziel bei der Untersuchung von Zwischenfällen ist es, die Ursachen von Zwischenfällen zu finden und geeignete und notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um schwerwiegende Zwischenfälle in Zukunft zu verhindern. Gleichzeitig konzentrieren wir uns auch weiterhin auf die Überprüfung der Wirksamkeit von Maßnahmen, die in vergangenen Jahren nach schweren Unfällen, Zwischenfällen mit hohem Potenzial (High-Potential Incidents; HiPos) und Prozesssicherheitsereignissen ergriffen wurden. Auf diese Weise wird Synergi mit Informationen über Sicherheitsereignisse der letzten Jahre aktualisiert, um das Lernen aus früheren Ereignissen zu fördern. Außerdem entwickelten wir den Prozess zur Untersuchung von Zwischenfällen weiter und richteten einen neuen Teilprozess ein, um HSSE-Informationen auszutauschen und aus unseren Erfahrungen als Unternehmen zu lernen. Unser Ausschuss zur Untersuchung von Zwischenfällen trifft sich vierteljährlich, um sich einen klaren Überblick über den gesamten Prozess zu verschaffen und praktische Maßnahmen zu dessen Verbesserung zu ergreifen.

Schulungen, Bewusstseinsbildung und Maßnahmen zur Förderung der Sicherheitskultur

Alle Mitarbeiter:innen müssen mit der -Richtlinie, internen HSSE-Vorschriften und den einschlägigen Gesetzen vertraut sein. Sie tragen aktiv zum HSSE-Bewusstsein bei und entwickeln dieses als Teil der Unternehmenskultur weiter, indem sie beispielsweise unsicheres oder verantwortungsloses Verhalten bei der Arbeit und unsichere Zustände stoppen und melden sowie alle Zwischenfälle und Verstöße melden. Mitarbeiter:innen der OMV aller Ebenen werden regelmäßig in ihren Aufgaben und Zuständigkeiten geschult. Darüber hinaus werden unsere lebensrettenden Regeln, die sogenannten „Life Saving Rules“, im Rahmen von Sensibilisierungsprogrammen, Workshops, Arbeitsplatzbegehungen durch Führungskräfte und Sicherheitsbegehungen sowie bei diversen Meetings regelmäßig besprochen.

Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sind wichtig, um die Belegschaft und Führungskräfte über Gefahren am Arbeitsplatz und die entsprechenden Kontrollmechanismen zu informieren. Dies erhöht nicht nur die Arbeitssicherheit, sondern auch ihre Produktivität. Im Jahr 2022 stellten wir beispielsweise konzernweit zwei Schulungsvideos vor, in denen es um die Gefahr durch herabfallende Gegenstände und das Risiko von Arbeiten in der Nähe von Hochspannungsleitungen geht. Die Videos umfassen einen Test und ein Follow-up, in dem Feedback zu den Schulungstests in den operativen Geschäftsbereichen gegeben wurde.

Wir sind davon überzeugt, dass wir sicheres Verhalten bei der Arbeit fördern, indem wir einen offenen Dialog pflegen und eine Kultur schaffen, in der Gesundheit und Sicherheit fest in den Rollen aller Mitarbeiter:innen verankert sind. Mitarbeiter:innen starten, implementieren, bewerten und verbessern Gesundheits- und Sicherheitsprogramme mit großem Engagement. Sie arbeiten eng mit ihren Vorgesetzten zusammen, um gemeinsam Lösungen für häufige Probleme zu finden. So können Vorgesetzte Schwachstellen lokalisieren, während Mitarbeiter:innen ihre eigene Sicherheit verbessern. Wir stellten im Jahr 2022 auch weiterhin Qualität über Quantität, sei es im Berichtswesen, bei HSSE-Begehungen, Sicherheitsbegehungen oder beim Umsetzen von Maßnahmen. Darüber hinaus setzten wir unsere Bemühungen fort, Sicherheit für unsere Kolleg:innen zu einer Herzensangelegenheit zu machen. Wir legen verstärktes Augenmerk auf die Verbesserung unserer HSSE- und Sicherheitsbegehungen und fördern diesbezüglich einen offenen Dialog. Nur so können wir das Verständnis für die Herausforderungen im Feld vertiefen und größeres Vertrauen zwischen Belegschaft und Management schaffen.

Fokus auf Sicherheit bei Vertragsunternehmen

Die Sicherheit der Mitarbeiter:innen unserer Vertragsunternehmen liegt uns ebenso am Herzen wie die Sicherheit unserer eigenen Mitarbeiter:innen. Daher haben wir Prozesse definiert, mit denen wir die Einhaltung unserer Standards gewährleisten. Unser Kontraktoren-HSSE-Managementprozess beginnt, sobald wir die Leistungsbeschreibung mitsamt den Informationen über HSSE-Anforderungen und den HSSE-Leistungskennzahlen (Key Performance Indicators; KPIs) ausgeben. Der Prozess setzt sich mit der HSSE-Evaluierung und gegebenenfalls einem HSSE-Audit durch die gesamte Ausschreibungsphase fort. Sobald die Vertragsbedingungen vereinbart sind und der Auftrag vergeben ist und bevor mit der Ausführung der Arbeiten vor Ort begonnen wird, bekräftigen wir unsere Erwartungen und Anforderungen bei Kick-off-Meetings, während der Unterweisung in HSSE-Belangen sowie im Rahmen von standortspezifischen Schulungen und anderen gemeinsamen Treffen.

Die Anwesenheit von Mitarbeiter:innen von Vertragsunternehmen an unseren Standorten wird mithilfe von Registrierungssystemen entweder elektronisch (z.B. in den Raffinerien) oder in Papierform (z.B. Anwesenheitsblatt, Arbeitserlaubnis und Einweisungsblatt) rund um die Uhr überwacht. Während der Vertragslaufzeit überwachen wir unsere Vertragsunternehmen mittels Audits, Inspektionen, gemeinsamer HSSE- oder Sicherheitsbegehungen, Besprechungen zur Servicequalität, Foren und Workshops. Die Ergebnisse dienen dem Informationsaustausch und bilden die Grundlage für Verbesserungsvorschläge für unsere HSSE-Leistungen als Team. Um das Bewusstsein von Bedarfsträger:innen, Mitarbeiter:innen aus dem Einkauf sowie HSSE-Expert:innen für unseren Kontraktoren-HSSE-Managementprozess zu schärfen und ihre Kenntnisse zu vertiefen, führten wir weiterhin spezielle Schulungen durch, in denen erläutert wird, wie die HSSE-Anforderungen und -Tools in den Source-to-Contract-Prozess integriert sind. Im Jahr 2022 führten wir außerdem einen E-Learning-Kurs über das HSSE-Management bei Vertragsunternehmen ein. Wir führten ein neues E-Learning-Programm ein, veranstalteten Webinare und führten über 900 Schulungen für mehr als 660 Personen zum internen Regelwerk durch. Die Hauptzielgruppe dieser Schulungen waren Bedarfsträger:innen und Mitarbeiter:innen aus dem Einkauf.

Maßnahmen im Jahr 2022

29% der Standorte sind nach  45001 zertifiziert (was 28% der Mitarbeiter:innen der OMV abdeckt).

52 formale gemeinsame Gesundheits- und Sicherheitsausschüsse mit Führungskräften und Arbeitnehmervertreter:innen wurden an Standorten des OMV Konzerns organisiert.1 Daten ohne Borealis

50.634 Berichte zu unsicheren Zuständen bzw. unsicheren Handlungen gingen über unser Melderegister ein.120

An unseren Standorten zeichneten wir sicheres Verhalten und gute Sicherheitspraktiken aus, um die Beziehung zwischen Belegschaft und Management zu verbessern und die Arbeitssicherheit zu fördern, und dies hatte positive Auswirkungen. Aus Anlass des -Welttages für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz veranstalteten wir am 28. April 2022 erneut einen offenen Online-Workshop mit mehr als 300 Teilnehmer:innen aus dem gesamten OMV Konzern. Wir informierten die Teilnehmer:innen über die jüngsten Vorfälle und die daraus gezogenen Lehren, unser integriertes Risikoregister und die Fortschritte bei den Schulungen zu unseren lebensrettenden Regeln (Life Saving Rules). Zum Thema Gesundheit am Arbeitsplatz fand außerdem im Rahmen der zwischen 2020 und 2022 laufenden Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – Pack’s leichter an!“ eine Informationsveranstaltung über die Vermeidung von und den Umgang mit arbeitsbedingten Funktionsstörungen des Bewegungsapparats statt. Darüber hinaus wurden die Life Saving Rules der OMV aktualisiert und mit unseren Kolleg:innen von Borealis abgestimmt.

Trotz dieser Initiativen kam im Jahr 2022 ein Mitarbeiter eines Vertragsunternehmens bei der Reparatur eines Daches ums Leben. Als Reaktion auf diesen Todesfall forderten wir die lokalen Unternehmen auf, ihren Auftragnehmer:innen detaillierte Arbeitsmethoden für eine bessere Arbeitsvorbereitung zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus wurde das Arbeitsfreigabesystem für Arbeiten, die von externen Vertragsunternehmen ausgeführt werden, in Bezug auf Genehmigungen und Schulungen verbessert.

Auch die Anzahl der verletzten Mitarbeiter:innen nahm zu, sowohl bei der OMV als auch bei unseren Vertragsunternehmen. Wir starteten daher eine unternehmensweite Kampagne zur Gefahrenerkennung („Hazard Hunt“). Mitarbeiter:innen an allen Standorten waren aufgefordert, Gefahren und unsichere Arbeitsbedingungen zu melden und potenzielle Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln.

Häufigkeit der Arbeitsunfälle mit Ausfallzeit (LTIR)

Pro 1 Arbeitsstunden

Häufigkeit der Arbeitsunfälle mit Ausfallzeit (LTIR) (bar chart)

Häufigkeit der berichtspflichtigen Unfälle (TRIR)

Pro 1 Mio Arbeitsstunden

Häufigkeit der berichtspflichtigen Arbeitsunfälle (TRIR) (bar chart)

 

Ausblick

Bei der OMV haben wir traditionell Goldene Regeln mit Schwerpunkt auf Sicherheitspraktiken und lebensrettende Regeln, die im gesamten Unternehmen einheitlich sind. Ab 2023 werden wir uns an die neun von der IOGP empfohlenen Regeln halten, um die Abstimmung mit den an unseren Standorten tätigen Vertragsunternehmen zu erleichtern. Diese Regeln wurden von der in den letzten Jahren mit Fokus auf jene Tätigkeiten entwickelt, bei denen es in unserer Branche die meisten Todesfälle gibt – wie beispielsweise das Betreten enger Räume, das Heben von Lasten oder das Arbeiten in der Höhe. Im Jahr 2022 stürzte zum Beispiel ein Mitarbeiter eines Vertragsunternehmens auf einem Standort von Borealis in Frankreich durch ein Dach. Entgegen den Bestimmungen einer lebensrettenden Regel war er nicht mit einer Fangleine gesichert. Ein klarer Fokus auf die Verbesserung der Sicherheitsstandards bei diesen Tätigkeiten wird die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Arbeitsunfalls verringern. Es wird auch grundlegende Anforderungen geben, die allgemeinere Sicherheitsaspekte betreffen, wie beispielsweise die Sauberkeit und Ordnung am Arbeitsplatz und das Risikobewusstsein. Eine umfangreiche Kommunikationskampagne mit diesen aktualisierten Regeln wird Anfang 2023 gestartet, um die Mitarbeiter:innen des OMV Konzerns zu sensibilisieren.

Ziele bis 2025

  • Erzielung einer Häufigkeit der berichtspflichtigen Arbeitsunfälle () von rund 1,0 pro 1 Mio Arbeitsstunden
  • Keine Arbeitsunfälle mit Todesfolge

Ziele bis 2030

  • Stabilisierung der Häufigkeit der berichtspflichtigen Arbeitsunfälle (TRIR) bei unter 1,0 pro 1 Mio Arbeitsstunden
  • Keine Arbeitsunfälle mit Todesfolge

Stand 2022

  • TRIR: 1,23 pro 1 Mio Arbeitsstunden
  • 1 Arbeitsunfall mit Todesfolge

Relevante SDGs

SDG-Ziele:
3.9
 Bis 2030 die Zahl der Todesfälle und Erkrankungen aufgrund gefährlicher Chemikalien und der Verschmutzung und Verunreinigung von Luft, Wasser und Boden erheblich verringern
8.8 Die Arbeitsrechte schützen und sichere Arbeitsumgebungen für alle Arbeitnehmer:innen, einschließlich der Wanderarbeitnehmer, insbesondere der Wanderarbeitnehmerinnen, und der Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, fördern

1 Daten ohne Borealis

UWRM
unternehmensweites Risikomanagement
ARMS
Active Risk Management System
HSSE
Health, Safety, Security, and Environment; Gesundheit, Sicherheit und Umwelt
LTIs
Lost-Time Injuries
TRIs
Total Recordable Injuries
HiPos
High-Potential Incidents; Zwischenfälle mit hohem Potenzial
HSSE
Health, Safety, Security, and Environment; Gesundheit, Sicherheit und Umwelt
ISO
Internationale Organisation für Normung
UN
Vereinte Nationen
Mio
Million(en)
IOGP
International Association of Oil & Gas Producers
TRIR
Total Recordable Injury Rate; Häufigkeit der berichtspflichtigen Arbeitsunfälle