Neutralisationsmaßnahmen

Wir planen, unseren 2-Fußabdruck bis spätestens 2050 auf Netto-Null zu reduzieren. Auf dem Weg dorthin kommt es besonders darauf an, unsere Verkäufe fossiler Brennstoffe zu drosseln und die Verkäufe CO2-freier Produkte zu steigern. Allerdings werden auch Neutralisationsmaßnahmen erforderlich sein. Als Beispiele seien hier die CO2-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture & Storage; ), die CO2-Abscheidung und -Nutzung (Carbon Capture & Utilization; ), Bioenergie mit CO2-Abscheidung und -Speicherung (Bioenergy with Carbon Capture & Storage; BECCS) sowie – in sehr begrenztem Umfang – freiwillige Kompensationsmaßnahmen (technologische und naturbasierte Lösungen) genannt. Als wichtigste Neutralisationsmaßnahme planen wir, bis 2030 CCS-Kapazitäten in Höhe von etwa 5  t pro Jahr bereitzustellen, um unsere Ziele zu erreichen. Die Nutzung von CO2-Zertifikaten zur freiwilligen 2-Kompensation werden wir zum Erreichen unseres -Reduktionsziels auf ein Minimum begrenzen. Damit soll gewährleistet werden, dass wir uns aus unserer Verantwortung, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen und die Energiewende voranzutreiben, nicht einfach herauskaufen.

Management- und Due-Diligence-Prozesse

Ausgleich von Emissionen

Generell nutzt der OMV Konzern CO2-Zertifikate für die freiwillige CO2-Kompensation nur zusätzlich zu seinen Bemühungen zur Reduktion der eigenen THG-Emissionen. CO2-Zertifikate dürfen maximal 5% all unserer Maßnahmen ausmachen, die zur Erreichung unserer absoluten THG-Ziele bis 2030 und 2040 erforderlich sind. Um bis 2050 den Netto-Null-Status zu erreichen, der die größtmögliche Reduzierung unserer eigenen direkten und indirekten THG-Emissionen erfordert, dürfen CO2-Zertifikate nur zur Kompensation der verbleibenden Bruttoemissionen verwendet werden, die nicht auf andere Weise vermieden werden können. Damit stehen uns nur begrenzte Optionen zur Verfügung, um unsere THG-Ziele zu erreichen. Dazu gehören hochwertige CO2-Zertifikate aus Programmen, die eine solide Konzeption und Umsetzung von Kompensationsprojekten im Einklang mit dem SDG 12 der (Nachhaltige/r Konsum und Produktion) und einem zusätzlichen ökologischen/sozialen SDG gewährleisten, sowie solche, die den sozialen Mindestschutz erfüllen. Die detaillierten Kriterien sind im THG-Management-Framework der OMV definiert.

Die OMV bietet ihren Kund:innen die Möglichkeit der CO2-Kompensation und arbeitet dabei eng mit ClimatePartner, einem international anerkannten Servicepartner mit Sitz in München, zusammen. ClimatePartner wählt zertifizierte Klimaschutzprojekte aus und stellt sicher, dass OMV Kund:innen, die diese Möglichkeit nutzen, diese Projekte mit einem bestimmten Betrag unterstützen können. Im Jahr 2022 machten Wind- und Solarenergieprojekte in Indien und China sowie Waldschutzprojekte in Brasilien den größten Teil der CO2-Kompensationen in unserem Portfolio aus. Seit 2019 kaufte der OMV Konzern außerdem CO2-Zertifikate für diverse Wasserkraft- (5%), Solar- (28%) und Windenergieprojekte (44%) in Indien, China, Bulgarien und der Türkei, für verschiedene Aufforstungsprojekte (22%) in Rumänien, Uganda und Brasilien sowie für ein Gasrückgewinnungs- und Biogasprojekt (2%) in der Türkei. Die Klimaschutzprojekte werden von ClimatePartner angeboten und sind nach einem oder mehreren der folgenden international anerkannten Standards verifiziert: Gold Standard (), Verified Carbon Standard (), Certified Emissions Reductions (CER) und Climate, Community & Biodiversity Standard (CCBS). Keine dieser Kompensationen wurde bisher als Beitrag zur Erreichung der -Reduktionsziele der OMV ausgewiesen.

Abscheidung und Speicherung bzw. Nutzung von CO2 – CCS und CCU

Die OMV plant, CO2 abzuscheiden und idealerweise als Ressource zu nutzen. Technologien zur Abscheidung und Nutzung von CO2, wie beispielsweise die Abscheidung von CO2-Emissionen aus unseren Raffinerien, die anschließende Hydrierung des abgeschiedenen CO2 und dessen Wiederverwendung als Brennstoff, sind von entscheidender Bedeutung, um die insgesamt in die Atmosphäre abgegebenen Emissionen zu drosseln und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Wenn wir die Ziele des Pariser Abkommens erreichen wollen, müssen wir jedoch nicht nur unsere eigenen Emissionen verringern, sondern auch dazu beitragen, die atmosphärischen Emissionen aus anderen Quellen zu reduzieren. Daher sind unsere CCS- und CCU-Projekte nicht nur auf die Abscheidung unserer eigenen Emissionen beschränkt. Ein hervorragendes Beispiel dafür, wie solche Projekte gemeinsam mit Partner:innen aus der Industrie entwickelt werden, ist das -Projekt.

Lafarge, die OMV, VERBUND und Borealis arbeiten gemeinsam an der Entwicklung der C2PAT-Initiative, die einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten wird. Das Ziel von C2PAT ist, das im Zementwerk von Lafarge in Mannersdorf, Österreich, ausgestoßene CO2 abzuscheiden und mithilfe von Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen in einen Ausgangsstoff für nachhaltige chemische Produkte umzuwandeln. Die Partner:innen beabsichtigen, aus der Initiative ein Projekt in industriellem Maßstab zu machen, das in Zukunft als Vorbild für andere Branchen dienen soll – insbesondere für energieintensive Branchen, bei denen Emissionen schwer vermeidbar sind (die sogenannten „Hard-to-abate“-Sektoren). C2PAT soll beispielsweise eine neuartige sektorübergreifende CO2-Wertschöpfungskette im industriellen Maßstab demonstrieren. Das bei der Zementproduktion freigesetzte CO2 soll abgeschieden und mithilfe von grünem Wasserstoff in einen Ausgangsstoff für verschiedene, auf erneuerbaren Rohstoffen basierende Chemikalien und hochwertige Kunststoffprodukte umgewandelt werden. C2PAT ist im Zement- und Chemiesektor als Kreislaufansatz zu betrachten, da Kunststoffe, die auf erneuerbaren Rohstoffen basieren, wiederverwendet und in verschiedenen Recyclingströmen recycelt werden können. Mithilfe von C2PAT lässt sich das Marktpotenzial von Produkten ausloten, die auf erneuerbaren Rohstoffen basieren. Zudem lassen sich Modelle zur Kontrolle sowie zur ganzheitlichen Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette entwickeln.

Maßnahmen im Jahr 2022

340 CO2e verifizierte, durch Kund:innen ausgeglichene Emissionen

  • Derzeit können die Kund:innen der OMV freiwillig den CO2-Fußabdruck ausgleichen, der aus der Nutzung der bei uns gekauften Produkte – wie Diesel, Benzin, Bitumen, Heizöl und Erdgas – entsteht. Die OMV GAS bietet diesen Service in allen Märkten an. Für diese Möglichkeit verzeichnen wir eine hohe und stetig steigende Kundennachfrage. Kund:innen von OMV Fuel Sales können ihren auf der Nutzung von Benzin, Diesel, extraleichtem Heizöl und Bitumen basierenden CO2-Fußabdruck in allen Ländern ausgleichen, in denen wir tätig sind. Kund:innen von OMV Retail Mobility & Convenience (d.h. unseren Tankstellen) können ihren aus der Nutzung von Benzin und Diesel resultierenden CO2-Fußabdruck in Österreich über die Karte des jö Bonus Club ausgleichen. Seit Anfang Oktober 2022 werden 20% des CO2-Fußabdrucks von rumänischen Kund:innen, die MaxxMotion-Kraftstoffe kaufen, ohne Aufpreis kompensiert. Kund:innen, die unsere OMV Card mit Routex-Funktion besitzen, können diese nutzen, um den CO2‑Fußabdruck des von ihnen bei uns gekauften Diesels und Benzins auszugleichen. Die MaxxMotion-CO2-Reduktionskampagne der OMV in Rumänien unterstützt lokale und internationale Kompensationsprojekte zum Schutz der Wälder, wie etwa in Rumänien und Brasilien. Jedes Mal, wenn Kund:innen MaxxMotion-Perfomance-Kraftstoffe der OMV tanken, werden 20% der CO2-Emissionen durch dieses Programm kompensiert. Wenn Kund:innen über die OMV MyStation App 300 Punkte für eine Wohltätigkeitsorganisation ihrer Wahl spenden, legt die OMV automatisch weitere 300 Punkte drauf, die dann den Betrag für die Pflanzung eines Baumes ergeben.
  • Im Jahr 2022 arbeitete der OMV Konzern an innovativen Lösungen zur Nutzung von abgeschiedenem CO2 als alternativen Ausgangsstoff. So zum Beispiel ging die Schweizer Sportmarke On im Jahr 2021 eine Partnerschaft mit Borealis und LanzaTech zur Entwicklung von CleanCloud™ ein – einer Nachhaltigkeitsinitiative, die CO2-Emissionen zur Herstellung von Schaumstoff für Laufschuhe nutzt. On ist das erste Unternehmen in der Schuhindustrie, das CO2-Emissionen als primären Rohstoff für eine Laufschuhsohle erforscht und sich damit von erdölbasierten Ressourcen abwendet. Die Technologie von LanzaTech ist in der Lage, Kohlenmonoxid aus Industrieabgasen, wie etwa aus Stahlwerken, oder aus Emissionen von Mülldeponien abzuscheiden. Sobald diese Emissionen abgeschieden sind, werden sie einem patentierten Fermentationsprozess zugeführt, der das kohlenstoffreiche Gas unter Verwendung speziell ausgewählter Bakterien in flüssiges Ethanol umwandelt. Anschließend wird das Ethanol dehydriert, um Ethylen zu erzeugen, das Borealis zu EVA (einem Ethylen-Vinylacetat-Copolymer) polymerisiert, dem vielseitigen und leichten Material, aus dem On einen Hochleistungsschaumstoff für Schuhsohlen herstellt. Im Jahr 2022 präsentierte On den allerersten Schuh, der mit CO2-Emissionen hergestellt wurde. Mehr dazu finden Sie im Geschäftsbericht von Borealis.

Ausblick

Im Rahmen unserer Strategie planen wir bis 2030 den Aufbau einer CCS-Speicherkapazität von etwa 5 Mio t CO2 pro Jahr netto bei der OMV, davon 2 Mio t pro Jahr bei der OMV Petrom. Wir werden zudem auch weiterhin Möglichkeiten zum Einsatz der CCU-Technologie erkunden.

CO2
Kohlendioxid
CCS
Carbon Capture and Storage; CO2-Abscheidung und -Speicherung
CCU
Carbon Capture and Utilization; CO2-Abscheidung und -Nutzung
Mio
Million(en)
CO2
Kohlendioxid
THG
Treibhausgas
UN
Vereinte Nationen
GS
Gold Standard
VCS
Verified Carbon Standard
THG
Treibhausgas
C2PAT
Carbon2ProductAustria
kt
Kilotonne