Nicht-THG-Luftemissionen

Luftverschmutzung schädigt die Gesundheit aller und stellt weltweit die größte Umweltgefahr für die öffentliche Gesundheit dar. Die Weltgesundheitsorganisation () hat vor Kurzem strengere Empfehlungen herausgegeben, um die Luftverschmutzung einzudämmen. Damit sollen die Millionen an vorzeitigen Todesfällen sowie der Verlust von weiteren Millionen gesunder Lebensjahre reduziert werden, die auf Luftverschmutzung zurückgehen.

Spezifische Richtlinien und Commitments

Der Umweltmanagementstandard des OMV Konzerns verlangt, dass alle OMV Konzerngesellschaften für alle ihre Aktivitäten die Auswirkungen verstehen müssen, die ihre Luftemissionen lokal und regional auf die Qualität der Umgebungsluft haben. Emissionen in die Luft müssen überwacht, kontrolliert und auf ein Mindestmaß begrenzt werden, um ihr Schädigungspotenzial für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu mindern. In der , wo alle unsere Raffinerien angesiedelt sind, gelten in Bezug auf Luftemissionen strenge gesetzliche Vorgaben. So verbietet die EU zum Beispiel die Verwendung schwefelhaltiger Kraftstoffe, um transportbezogene SOx-Emissionen zu verhindern. Schwefel kann erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. So zum Beispiel beeinträchtigt Schwefeldioxid die Atemwege, insbesondere die Lungenfunktion, und kann zu Augenreizungen führen. Es verursacht Husten mit Schleimauswurf und verschlimmert Erkrankungen wie Asthma und chronische Bronchitis.

Management- und Due-Diligence-Prozesse

Überwachung

In allen unseren Raffinerien überwachen wir die Emissionen von Schadstoffen wie SOx, NOx,, Feinstaub/Staub und (NM)VOCs, wie von der europäischen und nationalen Gesetzgebung und den jeweiligen Zulassungen gefordert. Wenn festgestellt wird, dass die Emissionen die national vorgeschriebenen und/oder in einer Zulassung festgelegten Grenzwerte überschreiten, werden entsprechende Maßnahmen eingeleitet und zusätzliche Überwachungsstationen installiert. Bei der OMV Tunesien beispielsweise haben Schadstoffemissionen aus Verbrennungsprozessen wie Stickoxide (NOx) oder Kohlenmonoxid (CO) aufgrund ihrer Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt große Besorgnis in der Öffentlichkeit ausgelöst. In den letzten zehn Jahren haben sich sowohl die Vorschriften für die Emissionskontrolle bei Gasturbinen als auch die zur Einhaltung dieser Vorschriften eingesetzten Technologien rasant verändert. Die Überwachung der Emissionen erfolgt in der Regel mithilfe eines Systems zur kontinuierlichen Emissionsüberwachung (Continuous Emissions Monitoring System; CEMS). Dabei handelt es sich um eine Reihe von Gasanalysatoren, mit denen gemessen wird, ob die Konzentrationen von Gasen und Partikeln innerhalb der tunesischen Emissionsvorschriften liegen. Aus diesem Grund installierten wir auch an den Turbinen der Gasaufbereitungsanlage ein Schadstoffmessgerät.

Prävention und Aufbereitung

Die OMV setzt schon seit Langem Technologien ein, mit denen sich Emissionen verringern lassen. Als Beispiel seien hier Schwimmdächer zur Reduzierung von -Emissionen genannt. Wir haben schon immer darauf geachtet, diese Technologien so aufzurüsten, dass sie ihre Aufgaben weiterhin erfüllen und Emissionen wirksam reduzieren. So nahmen wir zum Beispiel in der Raffinerie Schwechat im Jahr 2007 eine Rauchgasentschwefelungsanlage in Betrieb. Mit Einführung des Programms „SNOx Refurbishment of Wet Gas Sulfuric Acid“ (), bei dem eine von der OMV patentierte Lösung (zweilagige PFA-Folienstruktur mit Monitoringsystem) zum Einsatz kommt, konnten sowohl die Zuverlässigkeit als auch die Verfügbarkeit des Rauchgasreinigungssystems gesteigert werden. Die Rauchgasreinigungsanlage in der Raffinerie Schwechat dient neben der Beseitigung von Staub der Entstickung und Entschwefelung der Rauchgase aus den beiden Kraftwerken, bevor sie über den Schornstein in die Luft abgegeben werden. In einem ersten Prozessschritt wird Staub mithilfe elektrostatischer Abscheider abgeschieden. Im Verlauf einer selektiven katalytischen Reduktion werden Stickoxide (NOx) durch Injektion von Ammoniak (NH3) in freien Stickstoff (N2) und Wasser (H2O) umgewandelt. In einem dritten Schritt wird Schwefeldioxid (SO2) mithilfe eines Katalysators oxidiert und reagiert mit restlicher Feuchte, sodass gasförmige Schwefelsäure entsteht. Die Schwefelsäure wiederum kondensiert im Rahmen des WSA-Verfahrens mittels Luftkühlung und Wärmerückgewinnung. Die auf diese Weise gewonnene Schwefelsäure wird entweder verkauft oder in der Raffinerie zur pH-Anpassung verwendet. Durch diese Prozessschritte lassen sich 98% des Staubs abscheiden, mehr als 96% des Schwefels zurückgewinnen und rund 95% der NOx-Emissionen verhindern. Mit der Modernisierung des Katalysators im Jahr 2022 ist nun wieder eine NOx-Reduktionsrate von rund 95% erreichbar.

Maßnahmen im Jahr 2022

Im Jahr 2022 wurden konzernweit folgende wichtige Maßnahmen durchgeführt:

  • In Norwegen wurde für die Explorationsbohrung Oswig eine hybride Hubinsel eingesetzt, die zu einer Senkung des Dieselverbrauchs um etwa 25% pro Tag beitrug. Derartige Inseln werden mit Akkupacks ausgestattet, die den Dieselverbrauch um etwa 5 t pro Tag verringern, was wiederum in niedrigeren Emissionen resultiert. Neben einer durchschnittlichen Reduktion von 16,2 t CO2-Emissionen pro Tag konnten durch die Installation eines NOx-Katalysators die NOx-Emissionen um beeindruckende 90% gesenkt werden.
  • Im Jahr 2022 errichtete Borealis eine Abwasseraufbereitungsanlage in Stenungsund. Sie wird die Schadstoffemissionen ins Meer reduzieren und auch die VOC-Emissionen in die Luft minimieren, da alle Aufbereitungsschritte in überdachten und geschlossenen Bereichen erfolgen. Die neue Anlage umfasst die Zwischenspeicherung in zwei Tanks und die physikalische und chemische Wasserbehandlung in Flotationsanlagen mit gelöstem Stickstoff. Die Abgase aus den verschiedenen Schritten werden durch Adsorption in Kohlefiltern gereinigt.
  • Die OMV Petrom setzt die Sanierung von Standorten fort, wie sie es bereits bei ehemaligen Tanklagern oder stillgelegten Anlagen getan hat. Zu den angewendeten Best Practices gehören ein Hydroschild sowie Staubschutznetze und Zwangsbelüftung. Der am stärksten verunreinigte Boden wird zudem außerhalb des Standorts biologisch gereinigt, und es findet ein regelmäßiger Austausch mit der Anrainergemeinde und den Behörden statt. Bei starkem Wind fahren wir unsere stauberzeugenden Aktivitäten herunter, befeuchten die Oberflächen intensiver und decken die vor Ort vorhandenen Biopiles ab. Dies reduziert die Auswirkungen auf die Luftqualität. Zur Geruchs- und Staubkontrolle während des Erdaushubs und des Transports hat die OMV Petrom die Transportrouten optimiert und beregnet die Zufahrtsstraßen, um die Anrainer:innen so wenig wie möglich zu belästigen. Zur Lärmkontrolle werden Ladungen stets gesichert, und zur Vermeidung einer Verschmutzung öffentlicher Straßen werden die Fahrzeugreifen an der Ausfahrt des Standorts gereinigt.
  • Im Geschäftsbereich R&M setzten wir in der Raffinerie Petrobrazi das Programmen zur Lecksuche und -reparatur (Leak Detection And Repair; ) gemäß - (Best Available Techniques – Reference Documents; BVT-Merkblatt) fort. Ziel des Programms ist die Verringerung diffuser Emissionen aus der technischen Ausrüstung der Anlage (z.B. Lüftungsöffnungen und Flansche). Wir setzten das Programm von 2021 fort, das auf zugängliche Quellen diffuser Emissionen im Tanklager und im Bereich für die Produktion von Aromaten abzielt und auch ein Screening nicht zugänglicher Quellen umfasst. 92% der identifizierten Lecks konnten repariert werden. Das Programm wird in regelmäßigen Abständen nach einem fixen Zeitplan in allen Anlagen der Raffinerie Petrobrazi durchgeführt.

Ausblick

Im Jahr 2021 starteten wir ein Pilotprojekt, um für eine repräsentative Installation in einem E&P-Asset der OMV Petrom einen Plan zum Management von Gerüchen zu entwickeln. Wir gehen davon aus, dass wir dieses Pilotprojekt 2023 abschließen können.

WHO
Weltgesundheitsorganisation
EU
Europäische Union
CO2
Kohlendioxid
VOC
flüchtige organische Verbindung
WSA
Wet Sulfuric Acid
LDAR
Leak Detection and Repair; Lecksuche und -reparatur
BAT
Best Available Technology
BREF
BAT (Best Available Technology) Reference Document; BVT-Merkblatt