Geschäftsüberblick Downstream raffiniert und vermarktet Kraftstoffprodukte in Mittel- und Osteuropa sowie im Mittleren Osten über die 15%ige Beteiligung der OMV an ADNOC Refining und ADNOC Global Trading. Die OMV ist in der Chemie stark vorwärtsintegriert. Mit dem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an Borealis, einem der weltweit führenden Polyolefinproduzenten, erweiterte die OMV vor Kurzem ihre Wertschöpfungskette in Richtung Polymere. Borealis hat eine starke Präsenz in Europa. Im Mittleren Osten und in der Region Asien-Pazifik ist das Unternehmen über Borouge, einem Joint Venture mit ADNOC, tätig. In Nordamerika ist Borealis als Partner von Total im Joint Venture Baystar vertreten. Das europäische Downstream-Geschäftsmodell der OMV zeichnet sich durch einen hohen physischen Integrationsgrad entlang der Wertschöpfungskette von der Rohölversorgung über die Raffinerien bis zum Retail- und Commercial-Geschäft aus. Die Gesamtverkaufsmenge der Raffinerieprodukte belief sich auf 17,8 Mio t. Die gewerblichen Kraftstoffkunden kommen hauptsächlich aus dem Transportsektor und der Baubranche und machen mehr als 50% des Verkaufsvolumens aus. Der Anteil der Kundinnen und Kunden, die petrochemische Produkte beziehen, beträgt rund 13%. Das starke Marken-Retail-Netz der OMV umfasst 2.085 Tankstellen und trägt ungefähr 33% zum gesamten vermarkteten Volumen bei. Das Gasgeschäft ist über die gesamte Gaswertschöpfungskette vom Bohrloch bis zum Verbrauchspunkt tätig. Mit einem Gaskraftwerk in Rumänien umfasst dieser Geschäftsbereich auch die Konzernaktivitäten im Stromgeschäft. Die Erdgas-Verkaufsmengen lagen bei 164,0 TWh. Raffinerien inklusive Produktbeschaffung und -verkauf Die Raffineriemargen standen das gesamte Jahr 2020 hindurch unter erheblichem Druck. Die Nachfrage nach Rohölprodukten sank ab dem zweiten Quartal aufgrund der Covid–19-bedingten Mobilitätseinschränkungen auf ein unerwartet niedriges Niveau. Am Höhepunkt der Krise, während des zweiten Quartals 2020, ist die weltweite Nachfrage im Vergleich zu 2019 um 16% zurückgegangen. Hauptauslöser für den Einbruch der Rohölnachfrage war der Transportsektor, insbesondere bei Flugzeugtreibstoff, da der Flugverkehr infolge der internationalen Lockdowns nahezu komplett zum Erliegen gekommen war. Die Raffinerien passten ihre Prozesse durch Ausbeuteverschiebungen und Durchsatzanpassungen schnell an die neuen Versorgungsanforderungen an. Dennoch nahmen die Lagerbestände rasch zu. Die Nachfrage nach Mitteldestillaten, vor allem Diesel, die zum Teil durch eine ausgesprochen starke wirtschaftliche Erholung in Asien gestützt wurde, konnte diese Entwicklung nicht ausgleichen. Der Druck auf das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage blieb bestehen. Viele Raffinerien mischten überschüssiges Kerosin in Diesel, was zu einem Überangebot auf dem Markt führte und überhöhte Lagerbestände zur Folge hatte. Naphtha geriet aufgrund der zunehmenden Konkurrenz durch kostengünstigeres LPG immer mehr unter Druck. Benzin und Mitteldestillate litten unter den schwierigen Marktbedingungen. Schwere Produkte profitierten hingegen von der anhaltenden Stärke von saurem Rohöl, da die OPEC+-Staaten die Förderung um historisch hohe Mengen kürzten. Steigende Rohölpreise zum Jahresende verstärkten den Druck, was zu unterdurchschnittlichen Raffineriemargen führte. Trotz der deutlich geringeren Nachfrage war die Vertriebsmarge von Downstream mit der von 2019 vergleichbar. Die Binnenaufschläge für den Spotmarkt gerieten 2020 mangels Spot-Nachfrage und aufgrund des Covid–19-bedingten Überangebots stark unter Druck. Die verringerte lokale Nachfrage wurde durch einen gesteigerten Absatz in Outtrading-Märkten ausgeglichen, was die Raffinerieauslastung stützte. Das Heizölgeschäft trug wesentlich zum Gesamtergebnis bei, da die Heizölnachfrage aufgrund der günstigen Preise relativ stark war. Dies wiederum war eine Folge der schwächeren Rohölpreise. In den OMV Raffinerien Schwechat und Burghausen wurde die Produktion zum Teil auf die Herstellung von petrochemischen Produkten umgestellt, um dem Einbruch der Nachfrage nach Flugzeugtreibstoff entgegenzuwirken. Trotz der Covid–19-bedingt herausfordernden Marktsituation lag die Auslastung der europäischen Raffinerien der OMV immer noch bei 86%. ADNOC Refining und ADNOC Trading Neben den Hauptanteilseignern ADNOC (65%) und Eni (20%) wurde die OMV Ende Juli 2019 mit dem Erwerb von 15% der Anteile an ADNOC Refining zur strategischen Partnerin des Unternehmens. ADNOC Refining verfügt über eine Gesamtkapazität von 922 kbbl/d, die sich aus den Kapazitäten der Raffinerie in Abu Dhabi (85 kbbl/d) und der beiden großen Raffinerien in Ruwais zusammensetzt. Zusammen bilden diese Anlagen den weltweit viertgrößten Raffineriekomplex mit integrierter Petrochemieproduktion. Die Geschäftsentwicklung von ADNOC Refining im Jahr 2020 wurde durch eine wichtige routinemäßige Generalüberholung in beiden Ruwais-Raffinerien in der ersten Jahreshälfte beeinflusst. Erschwerend hinzu kamen die auch für den Raffineriemarkt erheblichen Auswirkungen der weltweiten Covid–19-Pandemie. Im Zuge der Generalüberholung konnte ADNOC Refining eine Reihe von technischen Verbesserungen an den Hauptanlagen der Ruwais-Raffinerien vornehmen. Dies betraf die Hydroskimming- und Konversionsabschnitte wie die RFCC-Anlage (Residue Fluid Catalytic Cracking). Diese Schlüsselanlage für die Aufbereitung von schweren Rohölfraktionen („Bottom-of-the-Barrel“-Komponenten) trägt zur Steigerung der Raffineriemarge bei. ADNOC Global Trading (AGT) hat die gleiche Eigentümerstruktur wie ADNOC Refining. Aufgabe von AGT ist es, den Großteil des Exportvolumens der Produkte von ADNOC Refining zu handeln sowie ausländische Rohöle, Kondensate und andere Flüssigkeiten für die Verarbeitung in den Raffinieren zu beschaffen. Mit AGT erweitert Downstream sein erfolgreiches Geschäftsmodell auf wichtige geografische Gebiete und strategische Partner. Durch kontinuierliche Optimierung der Handelsströme hat ADNOC Refining Zugang zu attraktiven Rohstoffquellen außerhalb der eigenen Quellen und kann den Netback für Produkte auf den globalen Märkten (z.B. Asien-Pazifik) maximieren und Best Practices wie Risikomanagement implementieren. Trotz erschwerter Marktbedingungen nie gekannten Ausmaßes nahm AGT am 8. Dezember 2020 den Betrieb auf und führte die ersten Transaktionen noch vor Jahresende durch. (XLSX:) Download Jahresnominalkapazitäten der Raffinerien In kbbl/d Schwechat (Österreich) 204 Burghausen (Deutschland) 79 Petrobrazi (Rumänien) 86 ADNOC Refining (Vereinigte Arabische Emirate) 1 138 Insgesamt 507 1 Entsprechen dem 15%-Anteil der OMV an ADNOC Refining Petrochemische Produkte Die Petrochemiemargen fielen unter den Durchschnittswert des Jahres 2019. Ursächlich dafür waren das geringere globale BIP-Wachstum und die Inbetriebnahme neuer Produktionskapazitäten, vor allem in Asien. Nach einem starken ersten Quartal, das durch einen massiven Rückgang der Preise für Naphtha geprägt war, sanken die durchschnittlichen Ethylen- und Propylenmargen. Insgesamt lagen sie unter dem Niveau des Vorjahres. Die Butadienmargen wurden durch die stark rückläufige Nachfrage in der Automobilindustrie beeinflusst. Haupteinsatzbereich von Butadien ist die Produktion von Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR), der hauptsächlich zur Herstellung von Autoreifen verwendet wird. Durch das Überangebot an Benzol und ein immer schwächeres Nachfrageumfeld gerieten die Margen stark unter Druck und erholten sich erst ab Juli 2020 allmählich wieder. Ein höheres Verkaufsvolumen im Petrochemiegeschäft trug dazu bei, die negativen Auswirkungen der Covid–19-Krise auf die Margen abzumildern. Aufgrund der hervorragenden Flexibilität der Produktionsanlagen in den Raffinerien Schwechat und Burghausen wurde ein Teil der Produktion erfolgreich auf die Herstellung von petrochemischen Produkten umgestellt, um den Covid–19-bedingten neuen Marktanforderungen Rechnung zu tragen. Borealis Borealis ist ein führender Anbieter von Basischemikalien, Polyolefinen und Pflanzennährstoffen. Das Streben des Unternehmens nach „Value Creation through Innovation“ ist ein Eckpfeiler seines erfolgreichen Geschäfts. Mit einer Gesamtkapazität von 5,7 Mio t Polyolefinen ist Borealis der zweitgrößte Polyolefinproduzent in Europa und zählt weltweit zu den Top Ten in der Branche. Schlüsselprojekte Im Jänner 2020 gaben Borealis und NOVA Chemicals eine Vereinbarung bekannt, der zufolge Borealis die 50%-Beteiligung von NOVA Chemicals an Novealis Holdings übernehmen sollte. Der Kauf wurde im April 2020 abgeschlossen. Die beiden Unternehmen hatten die Holdinggesellschaft im Jahr 2018 gegründet. In weiterer Folge bildeten sie ein 50:50-Joint-Venture mit Total Petrochemicals & Refining USA, um ein neues Unternehmen – Bayport Polymers (auch bekannt als Baystar) – mit Sitz in Houston zu gründen. Das Baystar-Projekt umfasst den Bau eines ethanbasierten Steamcrackers in Port Arthur, der rund 1 Mio t Ethylen pro Jahr liefern wird. Mit dem Ethylen aus dieser Anlage wird sowohl die bestehende Polyethylen-Anlage mit einer Kapazität von 400.000 t pro Jahr als auch die neu zu errichtende Borstar-Polyethylen-Anlage mit einer Kapazität von 625.000 t pro Jahr versorgt werden. Beide Baystar-Projekte sind trotz weltweiter Lieferkettenstörungen infolge der Covid–19-Pandemie vorangekommen. Im Juni traf ein Propylen-Splitter – einer der größten Anlagenbestandteile, die jemals in einem Stück verschifft wurden – sicher auf der Baustelle der neuen Propan-Dehydrierungsanlage (PDH) im Weltmaßstab am bestehenden Produktionsstandort von Borealis in Kallo, Belgien, ein. Mit einer Investitionssumme von rund EUR 1 Mrd ist die neue PDH-Anlage die bislang größte Investition von Borealis in Europa. Die Anlage soll eine Produktionskapazität von 750.000 t pro Jahr erreichen und wird damit zu den größten und effizientesten ihrer Art weltweit gehören. Borealis gab bekannt, dass seine neue Naphtha-Kaverne in Porvoo, Finnland, mit Oktober 2020 sicher in Betrieb genommen werden konnte. Durch Investitionen in Höhe von rund EUR 25 Mio in den Bau dieser innovativen 80.000-m3-Anlage ist Borealis unabhängiger und flexibler geworden. Das Unternehmen kann nun Naphtha für seinen Betrieb in Porvoo flexibler, kostengünstiger und sicherer vom Weltmarkt beziehen und am Standort lagern. Darüber hinaus eignet sich die Kaverne zur Aufbewahrung von erneuerbarem Naphtha, wodurch die Kunden von Borealis künftig auch Zugang zu zertifiziert erneuerbarem Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE) sowie zu erneuerbaren Basischemikalien wie Ethylen, Propylen und Phenol haben. Im August 2020 gab Borealis den erfolgreichen Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung am südkoreanischen Compounding-Unternehmen DYM Solution Co. Ltd bekannt. Diese Transaktion festigt die Position von Borealis als bevorzugter Partner globaler Kabel- und Drahtkunden und wird dabei helfen, die wachsenden Ansprüche und Anforderungen der Kabel- und Drahtbranche jetzt und in Zukunft zu erfüllen. Im Borouge–3-Komplex in Ruwais, VAE, steht der Bau eines weiteren großen Wachstumsprojekts, der fünften Borstar-Polypropylenanlage (PP5), kurz vor der Fertigstellung. Auch das Projekt Borouge 4 nähert sich dem erfolgreichen Abschluss der FEED-Phase (Front-End Engineering & Design). Kreislaufwirtschaft Borealis investiert weiterhin in seine Recyclingtechnologien und -anlagen. Ein Beispiel für Innovation im Recycling ist die ReOil®-Kooperation mit der OMV. Die patentierte ReOil®-Technologie der OMV wird eingesetzt, um Altkunststoffe chemisch zu Rohstoffen zu recyceln, die dann von Borealis zur Herstellung von Polyolefinen verwendet werden. Das führende europäische multinationale Unternehmen Nestlé ist der erste Kunde von Borealis, der die nach ISCC PLUS zertifizierten Polyolefine in Konsumgüterverpackungen einsetzt. Im September gab Borealis die Einführung des Portfolios The Bornewables™ bekannt. Diese Premium-Polyolefine werden aus erneuerbaren Rohstoffen produziert, die vollständig aus Abfall- und Reststoffströmen gewonnen werden. The Bornewables bieten die gleiche Materialleistung wie Polyolefin-Neuware, weisen dabei jedoch einen erheblich kleineren CO2-Fußabdruck auf. Borcycle™ ist eine hochmoderne Recyclingtechnologie aus dem Hause Borealis, die 2019 eingeführt wurde. Sie wird genutzt, um Kunststoffabfallströme in vielseitige, wertsteigernde recycelte Polyolefine umzuwandeln. Diese Polyolefine dienen als Grundlage für eine wachsende Zahl an nachhaltigeren Produkten und Anwendungen im Bereich der formstabilen Verpackungen. Im September brachten Borealis und MENSHEN, ein führender Spezialist für Kunststoffverschlüsse, eine Reihe neuer Verpackungsverschlusslösungen für Wasch- und Reinigungsmittel auf Basis von Borcycle™ UG522MO, einem PP-Compound mit 50% Recyclinggehalt, auf den Markt. F&E Im Juni 2020 vergaben das österreichische Wirtschaftsmagazin trend und die ÖGVS, die Österreichische Gesellschaft für Verbraucherstudien, erstmals den Innovations-Award 2020/2021 für Österreichs ideenreichste Unternehmen. Borealis ist stolz darauf, mit 12 Auszeichnungen und 649 Patenten den hervorragenden zweiten Platz erzielt zu haben. Eine bahnbrechende Innovation von Borealis aus dem Jahr 2014 leistet nun wertvolle Dienste in der deutschen Energiewende. Mit der Hochspannungs-Gleichstrom-(HVDC-) Extrusionstechnologie von Borealis hergestellte Stromkabel aus vernetztem Polyethylen (XLPE) werden im Großteil der deutschen Korridorprojekte zum Einsatz kommen. Dies ist das erste Mal, dass die XLPE-HVDC-Technologie Borlink™ für Höchstspannungsanwendungen mit 525 Kilovolt (kV) genutzt wird. Die Borlink-Kabel werden im nördlichen Teil des SuedOstLink-Korridors und entlang des gesamten SuedLink-Korridors eingesetzt und ermöglichen so die verlustarme Übertragung erneuerbarer Energie von Nord nach Süd. Retail Trotz eines aufgrund der Covid–19-Pandemie herausfordernden Umfelds übertraf das Retail-Geschäft das Operative Ergebnis von 2019. Der Covid–19-bedingte Rückgang des Kraftstoffabsatzes wurde durch höhere Kraftstoffmargen, einen höheren Anteil an Premiumkraftstoffen und Kosteneinsparungen mehr als kompensiert. Dadurch erwies sich das Retail-Geschäft erneut als stabiler Abnehmer für Raffinerieerzeugnisse sowie als starker Cash-Generator. Die Gesamtverkaufsmenge sank um 10% auf 5,9 Mio t, das sind rund 7,2 Mrd l. Das Netzwerk umfasste zum Jahresende 2.085 Tankstellen (2019: 2.075). Die OMV konzentriert sich weiterhin auf ihre erfolgreiche Mehrmarkenstrategie. Die Marke OMV ist als Premiummarke positioniert und steht mit VIVA für ein starkes Shop-, Gastronomie- und Serviceangebot. Die Automatentankstellenmarke Avanti steht für das Diskontsegment, die Marke Petrom für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Diese Strategie hat weiterhin großartige Ergebnisse geliefert. Die Rentabilität pro Standort ist weiter gestiegen. Der Absatz von Kraftstoffen der OMV Premiummarke MaxxMotion erzielte mit rund 843 Mio l ein Allzeithoch und beweist damit den Premium-Qualitätsvorsprung auch während der Covid–19-Krise. Das Non-Fuel-Business – einschließlich VIVA Shops und Autowaschanlagen – entwickelte sich weiterhin gut, obwohl dieses Segment aufgrund der Covid–19-Pandemie einen Rückgang von 13% verzeichnete. Der Fokus auf hochwertige Produkte und Services im Netzwerk der Premiumtankstellen bleibt eines der Alleinstellungsmerkmale der OMV. Unsere neuen VIVA Eigenmarkenprodukte, wie etwa VIVA Eiskaffee und Snacks, trugen ebenfalls zu einem verbesserten Ergebnis im Retail-Geschäft bei. Im Dezember 2020 wurde ein Vertrag mit der EG Group über den Verkauf von 285 Tankstellen im OMV Netz in Deutschland unterzeichnet. Die OMV richtet damit ihren strategischen Fokus verstärkt auf nachhaltiges und profitables Wachstum in der Petrochemie. Supply, Marketing und Trading von Gas Die OMV vermarktet und handelt Erdgas in neun europäischen Ländern und in der Türkei. Die Erdgas-Verkaufsmengen beliefen sich 2020 auf 164,0 TWh (2019: 136,7 TWh), das ist ein Plus von 20%. Die Grundlage für Wachstum im Gasverkauf ist ein vielfältiges Gasbezugsportfolio, bestehend aus Erdgas aus eigenen Produktionsstätten und von einer Vielzahl internationaler Zulieferunternehmen. Neben mittel- und langfristigen Aktivitäten ergänzen kurzfristige Geschäfte an den wichtigsten internationalen Handelsplätzen (VTP, NCG, GASPOOL, TTF, PSV) das dynamische Gasbezugsportfolio der OMV. Die Verkaufsaktivitäten der OMV Gas Marketing & Trading GmbH (OMV Gas) konzentrieren sich auf ein vielfältiges und belastbares Kundenportfolio in den Segmenten Großindustrie und Kommunen. Die OMV Gas geht ihren Verkaufsaktivitäten in Österreich, Deutschland, Ungarn, den Niederlanden und Belgien nach, wo sich die Verkaufsmengen 2020 auf 114,8 TWh beliefen, eine Steigerung von 30% gegenüber 2019. Italien, Slowenien und Frankreich sind über Handelsaktivitäten abgedeckt. Gestiegene Verkaufsmengen sind in Anbetracht des schwierigen Marktumfelds ein beträchtlicher Erfolg. Die Margen blieben aufgrund einer wettbewerbsintensiven und zunehmend volatilen Lage am europäischen Gasmarkt weiter unter Druck. Diese Situation wird voraussichtlich anhalten. In Deutschland ist die OMV Gas auf einem guten Weg, bis 2025 den angestrebten Marktanteil von 10% zu erreichen. Die Verkaufsmenge lag 2020 bei 52,4 TWh. Das ist ein Anstieg um 31% gegenüber 2019. Der Marktanteil lag zum Jahresende bei 7%. In Rumänien erzielte die OMV Petrom im Gas- und Stromgeschäft ein exzellentes Operatives Ergebnis. Dies spiegelt die starke Leistung im Stromgeschäft und die Optimierung des Produkt- und Kundenportfolios wider. Die Verkaufsmengen von Erdgas an Dritte lagen 2020 bei 47,7 TWh, eine leichte Steigerung verglichen mit 47,2 TWh im Jahr 2019. Ab Juli 2020 initiierte ANRE, die nationale Regulierungsbehörde für den Energiesektor, ein Erdgasfreigabeprogramm in Rumänien, das Gasproduzenten dazu verpflichtet, 30% ihres Produktionsvolumens den zentralisierten Märkten anzubieten. In Rumänien stieg die Nettostromerzeugung 2020 auf 4,2 TWh (2019: 3,4 TWh), wobei das Kraftwerk Brazi ungefähr 7% der rumänischen Stromerzeugung abdeckt. Brazi spielt auch eine wichtige Rolle auf dem Regelenergiemarkt. Die OMV Gas konnte 2020 die Auslastung des Regasifizierungsterminals Gate erneut deutlich verbessern. Darüber hinaus bietet das LNG-Geschäft eine zusätzliche Gasbezugsquelle für die Verwirklichung der ambitionierten Umsatzwachstumsziele der OMV in Nordwesteuropa und sorgt zudem für eine noch höhere Versorgungssicherheit für das geografisch diversifizierte Gasbezugsportfolio der OMV. Das LNG-Geschäft unterstützt überdies die Portfolio-Integration des Supply-, Marketing- und Trading-Geschäfts. Gas-Logistik Die OMV betreibt Gasspeicher in Österreich und Deutschland mit einer Speicherkapazität von 30 TWh. Zudem ist die OMV mit 65% am Central European Gas Hub (CEGH), der führenden Gashandelsplattform in Mittel- und Osteuropa, beteiligt. Die OMV Tochtergesellschaft Gas Connect Austria betreibt ein rund 900 km langes Hochdruck-Gasleitungsnetz in Österreich. Am 23. September 2020 unterzeichnete die OMV eine Vereinbarung zur Veräußerung ihres gesamten 51%-Anteils an der Gas Connect Austria GmbH an VERBUND. Das Closing der Transaktion steht unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigungen und wird für die erste Hälfte des Jahres 2021 erwartet. Der Erdgasspeichermarkt war 2020 erneut von einer starken Kundennachfrage und höheren Marktpreisen aufgrund großer Sommer/Winter-Spreads sowie von Volatilität geprägt. An den europäischen Hubs lagen die Sommer/Winter-Spreads für den Winter 2020/21 deutlich über dem Niveau der Vorjahre. Nach einem relativ hohen Füllstand am Ende des letzten Winters führte die starke Kundennachfrage dazu, dass die österreichischen Speicher zu mehr als 90% ausgelastet waren. Mit rund 510 TWh waren die tatsächlichen ein- und ausgehenden Transportmengen in Ostösterreich (Regelzone Ost) niedriger als im Jahr 2019. Ursächlich dafür waren vor allem die generell hohen Speicherstände zu Jahresbeginn und der infolge von Covid–19 gesunkene Verbrauch. Die Auslastung der Einspeisepunkte aus Deutschland nach Österreich war besonders niedrig. Der Ausspeisepunkt nach Ungarn behielt das hohe Aktivitätsniveau von 2019 bei. Die Nominierungen am Ausspeisepunkt Baumgarten in die Slowakei waren überraschend positiv. Im Jahr 2020 wurden am virtuellen Handelspunkt des Central European Gas Hub 827 TWh Erdgas gehandelt, ein Zuwachs von 10% gegenüber 2019 und ein neues Allzeithoch. Dieses Volumen entspricht etwa dem Neunfachen des jährlichen österreichischen Erdgasverbrauchs. Der EEX CEGH Gas Market wurde per Jänner 2020 erfolgreich von der PEGAS-Plattform auf EEX Gas umgestellt. Die insgesamt gehandelten Mengen beliefen sich 2020 auf 165 TWh in Österreich und 13 TWh in der Tschechischen Republik. Die OMV ist Finanzierungspartnerin der Pipeline Nord Stream 2. Im zweiten Quartal 2020 stellte die OMV für dieses Projekt Mittel in Höhe von EUR 17,5 Mio bereit. Damit betrugen die gesamten Auszahlungen der OMV im Rahmen der Finanzierungsverträge für das Projekt Nord Stream 2 EUR 729,3 Mio. close Mio Million, Millionen close TWh Terawattstunde close kbbl/d Tausend Barrel pro Tag close BIP Bruttoinlandsprodukt close t Tonne close EUR Euro close Mrd Milliarde, Milliarden close VAE Vereinigte Arabische Emirate close TWh Terawattstunde close LNG Liquefied Natural Gas; Flüssigerdgas close CEGH Central European Gas Hub close Mio Million, Millionen DownstreamInnovation, neue Technologien und Digitalisierung