Risiken und Chancen

Wie die Öl-, Gas- und chemische Industrie insgesamt ist auch die OMV einer Reihe von Risiken ausgesetzt – unter anderem Marktpreisrisiken und anderen finanziellen Risiken, operativen sowie strategischen Risiken. Im Risikomanagementprozess des Konzerns liegt der Schwerpunkt auf der Identifizierung, Bewertung und Beurteilung dieser Risiken und ihrer Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität und Rentabilität. Ziel ist es, die Risiken im Rahmen des Risikoappetits und der festgelegten Risikotoleranzen des Konzerns aktiv zu steuern, um die langfristigen strategischen Ziele der OMV zu erreichen.

Pandemierisiko

Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat auch weiterhin große Auswirkungen auf die weltweite wirtschaftliche Entwicklung. Der weltweite Anstieg der COVID-19-Fälle nach dem Auftauchen neuer Virusvarianten in Kombination mit gestörten Lieferketten und hoher Inflation könnte dazu führen, dass sich die erwartete Erholung der Nachfrage verzögert. Die OMV reagiert auf die Situation mit gezielten Maßnahmen, um die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens und die sichere Versorgung mit Energie zu gewährleisten. Die Gesundheit und das Wohlergehen jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedes einzelnen Mitarbeiters haben oberste Priorität.

Unternehmensweites Risikomanagement

Finanzielle und nicht finanzielle Risiken werden regelmäßig im Rahmen des unternehmensweiten Risikomanagement-(-)Prozesses des OMV Konzerns identifiziert, beurteilt und berichtet. Hauptzweck des UWRM-Prozesses ist es, einen wesentlichen Wertbeitrag für das Unternehmen zu leisten, indem risikobasierte Managemententscheidungen ermöglicht werden. Dies erfolgt mithilfe des Modells der drei Verteidigungslinien: 1. Unternehmensführung, 2. Risikomanagement und Aufsichtsfunktionen, 3. Interne Revision. Der OMV Konzern verbessert den UWRM-Prozess kontinuierlich. Grundlage bilden interne und externe Anforderungen, wie zum Beispiel die Entwicklung neuer Standards und Frameworks für die -Berichterstattung. Der Prozess wird durch ein konzernweites IT-System unterstützt, in dem sämtliche festgelegten Prozessschritte dokumentiert werden. Als Grundlage dafür dienen die Leitlinien der Risikomanagementnorm 31000. Auch nicht voll konsolidierte Gesellschaften sind in diesem Prozess inkludiert.

Governance

Der Vorstand trägt die Verantwortung für die Risikoüberwachung und stellt sicher, dass das Management einen umfassenden Prozess zur Identifizierung, Priorisierung, Steuerung und Überwachung der für das Unternehmen kritischen Risiken eingerichtet hat. Außerdem definiert, kommuniziert und implementiert der Vorstand unsere Risikomanagementkultur im gesamten OMV Konzern. Die Vorstandsmitglieder der OMV diskutieren regelmäßig (zumindest vierteljährlich) über aktuelle und bevorstehende Richtlinien und Vorschriften zu Umwelt, Klima und Energie, diesbezügliche Entwicklungen in den Kraftstoff- und Gasmärkten, die finanziellen Auswirkungen von -Emissionshandelspflichten, den Status von Innovationsprojekten und den Fortschritt in Bezug auf die Nachhaltigkeitsziele. Die OMV legt einen starken Fokus auf die potenzielle Vulnerabilität des Unternehmens durch den Klimawandel (z.B. Wasserknappheit, Dürreperioden, Überschwemmungen und Erdrutsche), die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt und die Maßnahmen zur Gewährleistung einer erfolgreichen Transformation hin zu einer CO2-armen Umwelt (z.B. Reduzierung der CO2-Emissionen und Einhaltung neuer regulatorischer Anforderungen). Die mit dem Klimawandel in Zusammenhang stehenden mittelfristigen physischen Schwachstellen werden im Rahmen des UWRM-Prozesses ermittelt und berichtet. Sie überschreiten nicht die Meldeschwellen der OMV.

Der Risikoausschuss des Konzerns besteht aus dem CFO des OMV Konzerns und Mitgliedern des Senior Managements und tagt mindestens viermal im Jahr. Er stellt sicher, dass das Risikobewusstsein und die Risikoprävention in allen Entscheidungsprozessen verankert sind. Zudem validiert der Ausschuss die wichtigsten nicht finanziellen und finanziellen Risiken, die im Hinblick auf die mittel- und langfristigen Ziele der OMV identifiziert wurden. (Weitere Informationen dazu finden Sie im Geschäftsbericht.)

Risikomanagementprozess

Der Risikomanagementprozess basiert auf einer Kombination von Bottom-up- und Top-down-Ansatz, und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen die am besten geeigneten Strategien zur Risikobegrenzung in ihrem Aufgabenbereich umsetzen. Identifizierte und bewertete Risiken werden auf allen Unternehmensebenen mithilfe von klar definierten Risikorichtlinien und -zuständigkeiten kontrolliert und reduziert. Strategische Risiken und Chancen (z.B. in Verbindung mit Klimawandel oder Wasserstress) werden in einem Top-down-Prozess bewertet. Für die Bewertung von zum Beispiel umweltbezogenen Faktoren, Auswirkungen und Risiken unserer Geschäftstätigkeit, einschließlich rechtlicher und Compliance-Risiken, bedienen wir uns hingegen eines Bottom-up-Prozesses mit einer standardisierten Methodik.

Die Identifizierung von Risiken erfolgt durch eine Reihe geeigneter Risikoidentifikationstechniken, wie Interviews, Workshops, Befragungen, der Analyse historischer Verluste sowie den Rückgriff auf Informationen, die in Risikoregistern oder Schadensfalldatenbanken dokumentiert sind. ESG-Risiken werden mithilfe eines doppelten Wesentlichkeitsansatzes ermittelt. Umweltrisiken zum Beispiel werden mit Ansätzen wie einer standardisierten Umweltrisikobewertungsmethodik identifiziert, wobei wann immer möglich der Ansatz der doppelten Wesentlichkeit verwendet wird. Umweltrisiken und ‑chancen umfassen regulatorische, operative, finanzielle und reputationsbezogene Faktoren und betreffen insbesondere Themen wie Klimawandel, Verfügbarkeit und Qualität von Betriebswasser sowie die Auswirkungen von Energie-, Klima- und Wasserrichtlinien.

Derartige Risiken werden dann für einen kurzfristigen Zeithorizont von drei Jahren, einen mittelfristigen Horizont von drei bis fünf Jahren oder auf langfristige Sicht (mehr als zehn Jahre) analysiert, einschließlich ihrer möglichen quantitativen Auswirkung als Abweichung des Cashflows vom Plan und der Wahrscheinlichkeit einer solchen Auswirkung. Zur Unterstützung des Bewertungsprozesses werden Heatmaps oder Risikomatrizen verwendet, um Wahrscheinlichkeitsbereiche und die damit verbundenen Konsequenzen im Falle des Eintritts von Risiken zu identifizieren. Zur Überwachung und zum Management von Umweltrisiken setzen wir digitale Technologien ein, wie unser spezielles IT-Tool, das ökologische Risikoszenarien mit operativen und aus der Geschäftstätigkeit erwachsenden Risiken integriert.

Zur Identifizierung derartiger Risiken beobachten wir laufend das interne und externe Umfeld der OMV und konsultieren das Senior Management, Fachexpertinnen und -experten und Vorstandsmitglieder. Dieser Prozess ergänzt den Bottom-up-Ansatz und erfasst die strategieimmanenten Risiken. Wir sammeln Informationen über die Ursachen, die Folgen, die entsprechenden Maßnahmen zur Risikominderung und deren Wirksamkeit sowie über Veränderungen interner und externer Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit beeinflussen. Diese Informationen werden in Arbeitssitzungen mit dem Senior Management und Fachexpertinnen und ‑experten bewertet.

Alle Risiken, die auf Konzernebene einen bestimmten Schwellenwert übersteigen, werden im konzernweiten Risikobericht erfasst und unabhängig von ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit als wesentlich eingestuft. Die Schwelle kann jedoch je nach dem Schwerpunkt des Managements für die jeweilige Risikomanagementmaßnahme variieren. Darüber hinaus werden Risiken als wesentlich betrachtet, wenn sie von relevanten Stakeholdern wie lokalen Gemeinden, Regierungsbehörden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Lieferantinnen und Lieferanten als solche eingestuft werden, auch wenn die finanziellen Auswirkungen nicht signifikant sind.

Bottom-up- und Top-down-Perspektiven werden kombiniert, um ein umfassendes Risikoprofil des Unternehmens zu erstellen, das bei der Entwicklung oder Aktualisierung der OMV Strategie berücksichtigt wird.

Die Ergebnisse der intensiven Berichterstattung werden auf Ebene des OMV Vorstands anhand des konzernweiten Risikoberichts erörtert und weiter dem Prüfungsausschuss der OMV vorgelegt.

Risikotaxonomie

Das Bewusstsein für jedes einzelne Risiko macht das Risikomanagement zu einem ganzheitlichen Prozess. Wir bedienen uns konzernweit derselben Risikoterminologie und sprechen eine gemeinsame Risikosprache, um die Kommunikation von Risiken zu erleichtern. Risiken in Bezug auf Umwelt, Soziales und Governance (Environmental, Social, and Governance; ESG) sind ein Schlüsselelement der OMV Risikotaxonomie.

Das gesamte Spektrum der Risiken in Bezug auf die Geschäftstätigkeit der OMV, einschließlich wirtschaftlicher, ökologischer und gesellschaftlicher Aspekte, wird entweder mithilfe eines semiqualitativen oder quantitativen Ansatzes analysiert und in einem zentralen Risiko-Repository dokumentiert. Das resultierende konzernweite Risikoprofil bietet eine ganzheitliche Sicht auf Themen, die sich mittel- und langfristig negativ auf die Unternehmensleistung auswirken könnten, und wird im strategischen Entscheidungsfindungsprozess der OMV berücksichtigt.

Gemäß der Risikotaxonomie der OMV werden auf Grundlage der wichtigsten Risikotreiber folgende Risikokategorien berücksichtigt:

  • Finanzielle Risiken, einschließlich Marktpreisrisiken, Fremdwährungsrisiken und Risiken aus ()-Emissionsberechtigungen: Marktpreisrisiken werden konzernweit betrachtet und ihre möglichen Cashflow-Auswirkungen werden mittels eines Risikomodells analysiert, das Portfolioeffekte berücksichtigt. Solche Marktpreisrisiken decken auch die Auswirkungen volatiler Preise für (europäische) Emissionszertifikate ab, wobei typische Mitigationsmaßnahmen wie Spot-, Forward- oder Future-Geschäfte angewendet werden, um eine ausgeglichene Position der Emissionszertifikate durch den Verkauf im Falle eines Überhangs bzw. den Zukauf im Falle einer Unterdeckung zu gewährleisten.
  • Operative Risiken, einschließlich aller Risiken in Bezug auf physische Vermögenswerte, Produktionsrisiken, Projektrisiken, Personalrisiken, IT-Risiken sowie -, Klimawandel- und regulatorischer Risiken/Compliance-Risiken, werden nach dem definierten Risikomanagementverfahren des Konzerns analysiert, überwacht und gemanagt.
  • Strategische Risiken, die zum Beispiel durch technologischen Fortschritt oder den Klimawandel entstehen, aber auch Reputationsrisiken und politische Risiken wie Sanktionen umfassen

Für Berichtszwecke bilden wir diese Taxonomie in verschiedenen anderen Risikoklassifikationen ab, wie zum Beispiel 1 Das österreichische Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz (NaDiVeG) definiert Risiko als potenzielle negative Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsbelange, die aus der Geschäftstätigkeit des Unternehmens, dessen Lieferkette oder dessen Produkten/Dienstleistungen entstehen. Für die OMV stellt ein Risiko eine Unsicherheit in Bezug auf Unternehmensziele dar und wird anhand der Wahrscheinlichkeit oder Häufigkeit eines Ereignisses und dessen Folgen gemessen, die in Chancen oder Gefahren für den Erfolg der nachhaltigen operativen Leistung des Unternehmens resultieren können. und TCFD. Weitere Informationen zu wesentlichen finanziellen und nicht finanziellen Risiken finden Sie im Geschäftsbericht 2021.

1 Das österreichische Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz (NaDiVeG) definiert Risiko als potenzielle negative Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsbelange, die aus der Geschäftstätigkeit des Unternehmens, dessen Lieferkette oder dessen Produkten/Dienstleistungen entstehen. Für die OMV stellt ein Risiko eine Unsicherheit in Bezug auf Unternehmensziele dar und wird anhand der Wahrscheinlichkeit oder Häufigkeit eines Ereignisses und dessen Folgen gemessen, die in Chancen oder Gefahren für den Erfolg der nachhaltigen operativen Leistung des Unternehmens resultieren können.

UWRM
unternehmensweites Risikomanagement
ESG
Environmental, Social, and Governance; Umwelt, Gesellschaft und Governance
ISO
Internationale Organisation für Normung
CO2
Kohlendioxid
EU
Europäische Union
HSSE
Health, Safety, Security, and Environment; Gesundheit, Sicherheit und Umwelt
NaDiVeG
Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz