Risikomanagement
Ebenso wie die gesamte Öl- und Gasbranche ist die OMV einer Reihe von Risiken ausgesetzt – unter anderem Marktpreisrisiken und anderen finanziellen Risiken, operativen sowie strategischen Risiken. Im Risikomanagementprozess des Konzerns liegt der Schwerpunkt auf der Identifizierung, Bewertung und Beurteilung dieser Risiken und ihrer Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität und Rentabilität. Ziel ist es, die Risiken im Rahmen des Risikoappetits und der festgelegten Risikotoleranzen des Konzerns aktiv zu steuern.
Der Konzern vertritt die Ansicht, dass durch sein integriertes Geschäftsmodell und die damit verbundenen teilweise gegenläufigen Risiken das Gesamtrisiko wesentlich niedriger ist als die Summe der einzelnen Risiken. Die ausgleichende Wirkung von Branchenrisiken erfolgt jedoch häufig zeitlich verzögert oder abgeschwächt. Die Risikomanagementaktivitäten fokussieren sich daher auf die Nettoposition der Risiken des aktuellen und zukünftigen Geschäftsportfolios des Konzerns. Die wechselseitigen Abhängigkeiten und Korrelationen zwischen den einzelnen Risiken spiegeln sich auch im konzernweiten Risikoprofil wider. Die Themenbereiche Risikomanagement und Versicherung werden zentral durch den Bereich Treasury & Risk Management koordiniert. Damit wird sichergestellt, dass im gesamten Konzern klare und konsistente Prozesse, Methoden und Techniken in Bezug auf das Risikomanagement angewendet werden. Für jedes Risiko wird ein Risk Owner definiert, der am besten geeignet ist, die Überwachung und Steuerung des jeweiligen Risikos zu verantworten.
Das generelle Ziel der Risikopolitik ist es, die Liquidität des Konzerns abzusichern und ein dem Risikoappetit des OMV Konzerns entsprechend starkes Investment-Grade-Rating zu erhalten.
Unternehmensweites Risikomanagement
Nicht finanzielle und finanzielle Risiken werden regelmäßig im Rahmen des unternehmensweiten Risikomanagement-(UWRM-)Prozesses des OMV Konzerns identifiziert, beurteilt und berichtet.
Hauptzweck des UWRM ist es, einen wesentlichen Wertbeitrag für das Unternehmen zu leisten, indem risikobasierte Managemententscheidungen ermöglicht werden. Durch die richtige Einschätzung der finanziellen, operativen und strategischen Risiken wird die Nutzung von Geschäftsmöglichkeiten systematisch unterstützt, wodurch der Wert der OMV nachhaltig gesteigert wird. Das UWRM-System hat seit 2003 in allen Bereichen des Konzerns, einschließlich der Tochtergesellschaften in mehr als 20 Ländern, das Risikobewusstsein und die Kenntnisse über das Risikomanagement deutlich verbessert. Die OMV arbeitet laufend an der Weiterentwicklung des UWRM-Prozesses gemäß den internen und externen Anforderungen.
Ein funktionsübergreifender Ausschuss bestehend aus Mitgliedern des Senior Managements und unter der Leitung des CFO – das Risk Committee – stellt sicher, dass wesentliche Risiken innerhalb des Konzerns im Rahmen des UWRM-Prozesses effektiv erfasst und gesteuert werden.
Der Prozess wird durch ein konzernweites IT-System unterstützt, in dem sämtliche festgelegten Prozessschritte dokumentiert werden: Risikoidentifikation, Risikoanalyse, Risikobewertung, Risikosteuerung, Berichterstattung und Monitoring führen zur kontinuierlichen Überwachung von Änderungen des Risikoprofils. Die Auswirkungen der durch einen Bottom-up-Prozess ermittelten Konzernrisiken werden mithilfe einer Monte-Carlo-Simulation bewertet und den Planungsdaten gegenübergestellt. Diese Herangehensweise wird vom Senior Management in einem Top-down-Prozess unter Einbeziehung der mit der Strategie verbundenen Risiken ergänzt. Auch nicht voll konsolidierte Gesellschaften sind in diesem Prozess inkludiert. Zweimal im Jahr werden die Ergebnisse dieses Prozesses zusammengeführt und dem Vorstand sowie dem Audit Committee präsentiert. In Übereinstimmung mit dem Österreichischen Corporate Governance Kodex wird die Funktionsfähigkeit des UWRM jährlich durch den Wirtschaftsprüfer evaluiert. Folgende nicht finanzielle und finanzielle Schlüsselrisiken wurden in Bezug auf die Erreichung des Mittelfristplans der OMV ermittelt:
- Finanzielle Risiken wie Marktpreisrisiken und Währungsrisiken
- Operative Risiken inklusive aller mit Anlagen verbundenen Risiken, Produktionsrisiken, Projektrisiken, Personalrisiken, IT-Risiken, HSSE- und regulatorische bzw. Compliance-Risiken
- Strategische Risiken, die zum Beispiel durch technologischen Fortschritt oder den Klimawandel entstehen, aber auch Reputationsrisiken und politische Risiken wie Sanktionen beinhalten
Management der finanziellen Risiken
Marktpreis- und andere finanzielle Risiken, einschließlich der Marktpreisrisiken durch EU-Emissionsberechtigungen, entstehen durch die Volatilität von Rohstoffpreisen, Wechselkursen und Zinssätzen. Kreditrisiken, die durch die Unfähigkeit einer Geschäftspartnerin oder eines Geschäftspartners entstehen können, einer Zahlungs- oder Lieferverpflichtung nachzukommen, zählen ebenfalls zu den wesentlichen Risiken. Als Öl- und Gasunternehmen ist die OMV substanziell den Preisschwankungen der entsprechenden Rohstoffe ausgesetzt. Auf der Währungsseite hat der Konzern wesentliche Risikopositionen in USD, RON, NOK, NZD und RUB. Aus dem Verkauf von Rohöl resultiert eine Netto-USD-Long-Position in der OMV. Die vergleichsweise weniger signifikanten Short-Positionen in RON, NOK, NZD und RUB entstehen aus Kosten in lokalen Währungen in den jeweiligen Ländern.
Management von Marktpreisrisiken, Währungsrisiken und Risiken im Zusammenhang mit EU‑Emissionsberechtigungen
Die Analyse und das Management finanzieller Risiken, die aus Fremdwährungen, Zinssätzen, Rohstoffpreisen, EU‑Emissionsberechtigungen, Kontrahentinnen bzw. Kontrahenten, Liquidität und versicherbaren Risiken resultieren, werden zentral konsolidiert. Marktpreisrisiken werden konzernweit betrachtet und ihre möglichen Cashflow-Auswirkungen werden mittels eines Risikomodells analysiert, das Portfolioeffekte berücksichtigt. Die Auswirkungen der finanziellen Risiken (in erster Linie bezüglich Rohstoffpreisen und Währungen) auf Cashflow und Liquidität des Konzerns werden quartalsweise im Risk Committee präsentiert. Dieser Ausschuss unter der Leitung des CFO setzt sich aus den Mitgliedern des Senior Managements der Geschäftsbereiche und Konzernfunktionen zusammen.
In Bezug auf Marktpreisrisiken und Währungsrisiken entscheidet der Vorstand bei Bedarf über Hedging-Strategien zur Reduzierung dieser Risiken. Die OMV setzt Finanzinstrumente zu Sicherungszwecken ein, um die Konzernliquidität gegen den potenziell negativen Einfluss fallender Öl- und Gaspreise im Upstream-Geschäft abzusichern.
Im Downstream-Geschäft ist die OMV insbesondere volatilen Raffineriemargen sowie Preisrisiken bei Lagerbeständen ausgesetzt. Entsprechende Hedging-Aktivitäten werden durchgeführt, um diese Risiken zu reduzieren. Hierunter fallen insbesondere Margenhedges sowie Lagerbestandshedges. Weiters werden Emissionszertifikate gehandelt, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Dabei streben wir eine ausgeglichene Position an Emissionszertifikaten durch den Verkauf im Falle eines Überhangs bzw. den Zukauf im Falle einer Unterdeckung an.
Zinsrisikomanagement
Zur Ausbalancierung des Zinsportfolios des Konzerns können im Rahmen definierter Regelungen Kredite von fixer auf variable Zinsbindung und vice versa umgestellt werden. Weiters analysiert die OMV regelmäßig den Einfluss von Zinsänderungen auf das Zinsergebnis aus variabel verzinsten Geldanlagen und -aufnahmen. Derzeit werden Effekte aus dem Zinsänderungsrisiko nicht als substanzielles Risiko eingestuft.
Kreditrisikomanagement
Das Kreditrisiko wesentlicher Kontrahentinnen und Kontrahenten wird auf Konzern- und Geschäftsbereichsebene bewertet und mittels definierter Limits für Banken, Geschäftspartnerinnen bzw. -partner und Sicherheitengeberinnen bzw. -geber überwacht und gesteuert. Die Vorgehensweise ist sowohl auf Konzernebene als auch bei der OMV Petrom in einer Richtlinie festgelegt.
Operative Risiken
Die OMV ist durch ihre Geschäftstätigkeit verschiedenen Risiken in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Umwelt (Health, Safety, Security, and Environment; HSSE) ausgesetzt. Dazu zählen die möglichen Auswirkungen von Naturkatastrophen sowie von Vorfällen im Bereich der Prozesssicherheit und der Sicherheit von Personen. Weitere operative Risiken gehen mit der Durchführung von Investitionsprojekten und der Nichteinhaltung von gesetzlichen oder regulatorischen Bestimmungen einher. Sämtliche operativen Risiken werden nach dem definierten Risikomanagementverfahren des Konzerns identifiziert, analysiert, überwacht und gemindert.
Die bewerteten Risiken werden auf allen Unternehmensebenen unter Anwendung der definierten Risikorichtlinien und mit klar zugeordneten Verantwortlichkeiten gesteuert und gemindert. Die Schlüsselrisiken, wie beispielsweise Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz, Recht und Compliance, Personalmanagement sowie Nachhaltigkeit, werden zentral durch definierte Konzernrichtlinien geregelt, um sicherzustellen, dass Planungsziele erreicht werden können.
Die OMV konzentriert sich insbesondere auf fünf Schwerpunktbereiche der Nachhaltigkeitsstrategie: Gesundheit, Sicherheit und Umwelt (HSSE); CO2-Effizienz; Innovation; Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; Geschäftsgrundsätze und soziale Verantwortung. Die Vorstandsmitglieder der OMV diskutieren regelmäßig (zumindest vierteljährlich) über aktuelle und bevorstehende Richtlinien und Vorschriften zu Umwelt, Klima und Energie, diesbezüglichen Entwicklungen in den Kraftstoff- und Gasmärkten, den finanziellen Auswirkungen von CO2-Emissionshandelspflichten, dem Status von Innovationsprojekten und dem Fortschritt in Bezug auf die Nachhaltigkeitsziele. Die OMV legt einen starken Fokus auf die potenzielle Vulnerabilität des Unternehmens durch den Klimawandel (z. B. Wasserknappheit, Dürreperioden, Überschwemmungen und Erdrutsche), die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt und die Maßnahmen zur Gewährleistung eines erfolgreichen Wandels hin zu einer CO2-armen Umwelt (z. B. Reduzierung der CO2-Emissionen und Einhaltung neuer regulatorischer Anforderungen).
Da die OMV bei ihren Aktivitäten auf IT-Systeme angewiesen ist, kann es zu Beeinträchtigungen aufgrund von größeren Cyberattacken kommen. Zum Schutz von Daten und Cyber-Assets, die Daten speichern und verarbeiten, werden daher konzernweit entsprechende Sicherheitskontrollen implementiert. IT-Risiken werden laufend bewertet und überwacht sowie mithilfe von geeigneten IT- und Sicherheitsprogrammen im gesamten Konzern aktiv gesteuert.
Im Personalmanagement gibt es eine gezielte Nachfolge- und Entwicklungsplanung, um geeignete Führungskräfte für weitere Wachstumsschritte zu entwickeln und damit Personalrisiken zu mindern.
Strategische Risiken
Die OMV ist unter anderem in Ländern tätig, die derzeit Schauplätze politischer Instabilität sind, wie etwa im Jemen, in Libyen, Kasachstan, Malaysia, Russland und Tunesien, bzw. verfügt über Vermögenswerte in diesen Ländern. Unterbrechungen bzw. Rückgänge in der Produktion oder höhere Steuersätze, die Begrenzung von Eigentum ausländischer Investorinnen und Investoren bis hin zur Enteignung könnten die Folge möglicher politischer Veränderungen sein. Die OMV verfügt jedoch über umfangreiche Erfahrung und Kenntnisse hinsichtlich des politischen Umfelds in Schwellenländern. Die politischen Entwicklungen werden für alle Märkte, in denen der Konzern tätig ist, kontinuierlich beobachtet und spezifische Länderrisiken vor dem Eintritt in neue Länder überprüft. Darüber hinaus wurden die möglichen Auswirkungen des Brexits auf die Unternehmen des OMV Konzerns analysiert. Die Analyse ergab, dass keine wesentlichen Auswirkungen zu erwarten sind.
Die OMV analysiert das Risiko potenzieller US- oder EU-Sanktionen und deren Auswirkungen auf geplante oder bestehende Aktivitäten, um alle geltenden Sanktionen vollumfänglich einzuhalten. Insbesondere Risiken aufgrund von US-Sanktionen gegen das Nord-Stream-2-Projekt und Aktivitäten in Russland werden regelmäßig bewertet und überwacht. Die Finanzierungsvereinbarungen für das Pipelineprojekt Nord Stream 2 sind von den US-Sanktionen nicht betroffen.
Neben dem Marktpreisrisiko im Zusammenhang mit EU-Emissionsberechtigungen bewertet die OMV regelmäßig die Gefährdung des Konzerns durch klimawandelbedingte Risiken. Dazu zählen die potenziellen Auswirkungen von plötzlichen oder anhaltenden Ereignissen wie etwa häufigere extreme Wetterereignisse, aber auch systemische Änderungen unseres Geschäftsmodells aufgrund veränderter rechtlicher Rahmenbedingungen oder die Substitution von OMV Produkten durch verändertes Konsumverhalten. Die OMV betrachtet den Klimawandel als zentrale globale Herausforderung. Bei der Entwicklung unserer Geschäftsstrategie berücksichtigen wir deshalb klimarelevante Risiken und Chancen. Maßnahmen, die wir zur Steuerung oder Minderung solcher Risiken ergreifen, werden in den entsprechenden Abschnitten dieses Berichts, insbesondere in den Abschnitten Nachhaltigkeit und Strategie, näher erläutert.
Weitere Details zum Risikomanagement und zur Verwendung von Finanzinstrumenten finden Sie in der Anhangangabe 28.
Weitere Details zu den mit dem Klimawandel verbundenen Risiken und deren Management finden Sie im OMV Nachhaltigkeitsbericht 2019.
Weitere Details zu Risiken in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Umwelt finden Sie im Abschnitt Gesundheit, Sicherheit und Umwelt (HSSE) des Konzernlageberichts.