Geschäftsjahr des OMV Konzerns

Im Jahr 2019 verzeichnete die OMV ein Operatives Ergebnis vor von  3,5  trotz des herausfordernden Marktumfeldes. In beiden Segmenten, sowohl Upstream als auch Downstream, waren eine starke Performance und die strikte Kostendisziplin maßgebend für das bemerkenswerte Ergebnis. In 2019 wurde ein operativer Cashflow von EUR 4,1 Mrd erreicht. In Folge der Zahlung der höchsten Dividende in der OMV-Geschichte konnte ein organischer freier Cashflow nach Dividenden von EUR 1,3 Mrd erzielt werden. Dieser wurde teilweise genutzt um die erfolgreichen Großakquisitionen, unter anderem den Erwerb eines 15%-Anteils am ADNOC-Raffineriegeschäft und des 50%-Anteils an SapuraOMV, des Jahres 2019 zu finanzieren.

Wirtschaftliches Umfeld

Die 2018 einsetzende Abkühlungsphase der Weltkonjunktur setzte sich 2019 fort und die Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute wurden im Jahresverlauf mehrmals zurückgenommen. Die globale Wirtschaftsleistung stieg mit 2,9% um 0,7 Prozentpunkte weniger stark als 2018. Der Wachstumsvorsprung der Entwicklungs- und Schwellenländer (+3,7%) gegenüber den Industrieländern (+1,7%) war noch ausgeprägter als in den letzten Jahren. Das Welthandelsvolumen zeigte mit einer geringfügigen Expansion von 1,0% das schwächste Wachstum seit zehn Jahren. Dies wurde vor allem durch eskalierende Handelskonflikte, verschärfte Sanktionen und gesunkene Rohstoffpreise verursacht. In der Folge wirkte sich dies auch negativ auf die Investitions- und Industriekonjunktur aus, während Dienstleistungen und privater Konsum nahezu durchwegs eine stabile Wachstumsdynamik zeigten.

Trotz eines deutlich reduzierten Außenhandelsvolumens mit China und stagnierender Exporte erwies sich die Wirtschaftslage in den USA als relativ robust. Wie schon im Vorjahr war der private Konsum mit einem Plus von 2,9% die wichtigste Konjunkturstütze, die ein 2,3%iges -Plus ermöglichte. In China betrug die Wachstumsrate der Wirtschaft 6,1% nach 6,6% im Vorjahr. In der Eurozone, wo sich der BIP-Zuwachs von 1,9% auf 1,2% verlangsamte, erschwerten die risikobehaftete Geopolitik und die ungelösten Brexit-Fragen eine positivere konjunkturelle Entwicklung. Sowohl der private Konsum (+1,1%) als auch die Exporte (+2,4%) wuchsen langsamer als im Vorjahr.

Das anhaltend günstige ökonomische Umfeld der mittel- und osteuropäischen Länder (die BIP-Zunahmen lagen zwischen 2,3% und 4,9%) konnte die nur moderat zunehmende Wirtschaftsleistung großer -Länder (BIP-Plus zwischen 0,2% und 1,3%) nur teilweise kompensieren. Insgesamt lag das Wachstum der EU-28 mit 1,5% knapp unter dem Durchschnitt der Industrieländer.

In Deutschland waren vor allem die von der Auslandsnachfrage abhängigen Sektoren überproportional vom Abschwung betroffen und die Exporte nahmen nur um +0,9% zu. Das BIP-Wachstum lag mit 0,6% deutlich unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von 1,3%. Wichtige Branchen wie zum Beispiel die Automobil- oder Stahlindustrie mussten Absatzeinbußen von 5 bis 10% hinnehmen. Privater und öffentlicher Konsum wuchsen mit 1,6% bzw. 2,5% jedoch stärker als 2018. Bei den Investitionen verlagerte sich das Wachstum zur Bauwirtschaft (+3,8%), während die Ausrüstungsinvestitionen nahezu stagnierten.

Österreich wurde von der Eintrübung des internationalen Konjunkturklimas zeitverzögert erfasst und das BIP-Plus erreichte 1,7%. Anders als in den Vorjahren wuchsen die Exporte mit 2,8% etwas langsamer als die Importe. Der Index der Industrieproduktion nahm um 1,6% zu, die Investitionsbereitschaft blieb mit einer Wachstumsrate von 3,4% relativ hoch. Der Konsum stieg im Sektor der privaten Haushalte um 1,3%, im öffentlichen Sektor nur um 0,6%. Dies trug dazu bei, dass erstmals ein nennenswerter Budgetüberschuss im Ausmaß von 0,6% des erzielt werden konnte.

Rumänien zählte 2019 zu jenen wenigen EU-Ländern, die gegenüber dem Vorjahr ihre Wirtschaftsleistung steigern konnten. Das BIP-Wachstum von 4,1% wurde hauptsächlich vom Inlandskonsum und im ersten Halbjahr 2019 auch durch intensive Wirtschaftsaktivitäten im Zuge der EU-Ratspräsidentschaft des Landes gestützt. Die leicht gesunkene Industrieproduktion, die in Relation zum BIP negative Leistungsbilanz von 5,5% und der im EU-Vergleich hohe Preisauftrieb von 3,9% trübten das Konjunkturbild.

2019 stieg die Weltölnachfrage mit 0,8% bzw. 0,8  auf ein neues Rekordniveau von 100,1 Mio /d. Während die Nachfrage der -Staaten um 0,3 Mio bbl/d bzw. 0,6% abnahm, stieg sie in den Nicht-OECD-Ländern um 1,1 Mio bbl/d bzw. 2,1%. Dieser Nachfragezuwachs konzentrierte sich zu über 80% auf asiatische Länder.

Die Weltölproduktion stieg 2019 um 0,2% bzw. um 0,2 Mio bbl/d auf 100,5 Mio bbl/d, womit der Markt etwas überversorgt war und die Lagerbestände gegenüber dem Vorjahr um 0,4  bbl/ d aufgestockt wurden. Die USA brachten 1,7 Mio (+11%) zusätzliches Öl auf den Markt und konnten damit die Minderproduktion anderer Nicht-OPEC-Länder mehr als kompensieren. Weitere wesentliche Einflüsse auf der Versorgungsseite waren die sanktionsbedingte Minderproduktion des Iran von 1,2 Mio /d, der Rückgang der Ölproduktion Venezuelas sowie die Produktionseinschränkung Saudi-Arabiens von jeweils 0,5 Mio bbl/d. Der Irak, die Vereinigten Emirate, Nigeria und Libyen konnten hingegen ihre Ölproduktion ausweiten. Insgesamt sank aber das Produktionsvolumen der OPEC-Länder um 6% bzw. 1,9 Mio bbl/d auf 30,0 Mio bbl/d und die Marktdeckung (inklusive 5,5 Mio bbl/d ) auf 35%.

Vor dem Hintergrund der geopolitischen Spannungen stieg der Ölpreis von Jahresbeginn bis Mitte Mai 2019 um rund 50% auf ein Jahresmaximum von knapp  75/bbl. Danach führten die Abkühlung des Konjunkturklimas, die höher als erwartete US-Produktion und die Prolongierung der 24 Länder umfassenden Marktkooperation der OPEC-Allianz zu einer deutlichen Preisberuhigung im Sommer. Ein Anschlag auf saudi-arabische Produktionsanlagen Mitte September verursachte zwar einen Kapazitätsausfall von 5,7 Mio bbl/d und Preisspitzen, aber aufgrund rascher Instandsetzung beeinflussten diese Faktoren das Marktgeschehen nur kurzfristig. Anfang Dezember konnte der Beschluss der OPEC-Allianz, die Produktionsbeschränkung von 1,2 auf 1,7 Mio bbl/d auszuweiten, die Befürchtungen einer bevorstehenden Überproduktion zerstreuen und das Preisniveau stützen.

Der Preis für Brent-Rohöl lag 2019 mit durchschnittlich USD 64,30/bbl um knapp 10% unter dem Vorjahresniveau und zeigte im Jahresverlauf eine Volatilität von rund 50%. Der EUR/USD-Wechselkurs bewegte sich in einer Bandbreite zwischen 1,15 und 1,09. Aus dem Jahresdurchschnitt von 1,12 lässt sich für 2019 ein Wertzuwachs der US-Währung gegenüber dem Euro von 5% errechnen. Aufgrund dieser gegenläufigen Trends zeigten die am Rotterdamer Mineralölproduktenmarkt gehandelten Hauptprodukte preislich nur wenig Veränderung.

Der Energieverbrauch Österreichs dürfte 2019 um mehr als 1% zugenommen und damit den Rückgang des Jahres 2018 kompensiert haben. Die Nachfrage nach dem Primärenergieträger Öl stieg dabei um rund 1,5% und nach Erdgas um 2,4%. In Gaskraftwerken wurde um 17% mehr Strom erzeugt. Der witterungsbedingte Mehrbedarf am Raumwärmemarkt betrug weniger als 1% und auch der Industrieverbrauch zeigte konjunkturbedingt nur einen geringfügigen Anstieg. Die inländische Erdgasproduktion sank um 9% auf 10 . Die Nettoimporte stiegen auf 121 TWh, womit nicht nur 90% des Marktbedarfs von knapp 100 TWh, sondern auch der Speicheraufbau auf eine Rekordhöhe von 94 TWh gedeckt werden konnten. Zum Jahresultimo betrug der Füllungsgrad der Erdgasspeicher 97% im Vergleich zu 64% im Vorjahr.

Der Mineralölproduktenabsatz in den für die OMV relevanten mittel- und südosteuropäischen Ländern stieg 2019 um ca. 2,9% auf rund 150 Mio . In Österreich erreichte das Marktvolumen 11,4 Mio t, wobei die Nachfrage nach Treibstoffen um 0,6% höher ausfiel und jene nach Heizölen stagnierte. In Deutschland kletterte der Gesamtabsatz um 2,8 Mio t auf über 98 Mio t, wobei der Treibstoffabsatz mit 0,7% moderat und der Heizölabsatz mit knapp 13% deutlich anstieg. Innerhalb Osteuropas zeigte Rumänien mit einem Absatzplus von über 5% den stärksten Zuwachs.

Ölpreis (Brent) – Monatsdurchschnitt

Ölpreis (Brent) – Monatsdurchschnitt (Grafik)
CCS/CCS Effekte/Lagerhaltungsgewinne/-verluste
(Current Cost of Supply; zu aktuellen Beschaffungskosten) Lagerhaltungsgewinne und -verluste stellen die Differenz zwischen den Umsatzkosten zu aktuellen Beschaffungskosten und den Umsatzkosten auf Basis der gleitenden Durchschnittsmethode nach Anpassung jeglicher Wertberichtigungen – falls der Nettoveräußerungswert der Vorräte geringer ist als die Anschaffungskosten – dar. In volatilen Energiemärkten kann die Ermittlung der Kosten von verkauften Mineralölerzeugnissen basierend auf historischen Werten (zum Beispiel gleitenden Durchschnittskosten) zu verzerrenden Effekten der berichteten Ergebnisse (operatives Ergebnis, Jahresüberschuss etc.) führen. Der als CCS Effekt offengelegte Wert stellt die Differenz zwischen dem in der Gewinn- und Verlustrechnung für Vorräte erfassten Betrag auf Basis der Durchschnittsmethode (angepasst um Wertminderungen, bezogen auf den Nettoveräußerungswert) und dem zu aktuellen Beschaffungskosten bewerteten Betrag dar. Die aktuellen Beschaffungskosten werden monatlich auf Basis von Daten der Versorgungs- und Produktionssysteme auf Ebene des Bereichs Downstream Öl berechnet
Sondereffekte
Sondereffekte sind Aufwendungen und Erträge, welche separat offengelegt werden, da sie nicht der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit zuzurechnen sind. Diese Effekte werden separat ausgewiesen, um Investoren zu ermöglichen, die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des OMV Konzerns besser verstehen und beurteilen zu können
EUR
Euro
Mrd
Milliarde, Milliarden
BIP
Bruttoinlandsprodukt
EU
Europäische Union
BIP
Bruttoinlandsprodukt
Mio
Million, Millionen
bbl/d
Barrel pro Tag
bbl
Barrel (Fass zu zirka 159 Liter)
OECD
Organisation for Economic Cooperation and Development; Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Mio
Million, Millionen
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Barrel pro Tag
bbl
Barrel (Fass zu zirka 159 Liter)
NGL
Natural Gas Liquids; Erdgas, das in flüssiger Form bei der Förderung von Kohlenwasserstoffen auftritt
USD
US Dollar
TWh
Terawattstunde
t
Tonne