Themenfilter

Ergebnisse

2 – Auswirkungen des Klimawandels und der Energiewende

Die OMV hat die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Klimawandels und der Energiewende bei der Aufstellung des Konzernabschlusses berücksichtigt. Sie unterliegen Unsicherheiten und können erhebliche Auswirkungen auf die derzeit vom Konzern ausgewiesenen Vermögenswerte und Verbindlichkeiten haben.

Der Konzern ist sowohl physischen Klimarisiken als auch Risiken aus der Energiewende, wozu Risiken für „stranded assets“, ein Nachfragerückgang für fossile Produkte als auch regulatorische Risiken gehören, ausgesetzt. Die Risiken aus dem Klimawandel und deren Management werden im Lagebericht im Abschnitt „Risikomanagement“ beschrieben.

Die Dekarbonisierungsziele der OMV

2022 definierte die OMV erstmals konkrete kurz-, mittel- und langfristige Ziele für die Reduktion ihrer Emissionen und verpflichtete sich bis 2050 ein Netto-Null-Emissions-Unternehmen (Scope 1, 2 und 3) zu werden. Für die Scope-1 und Scope-2-Emissionen strebt die OMV eine absolute Reduktion von mindestens 30% bis 2030 und mindestens 60% bis 2040 an. Für Scope-3-Emissionen peilt die OMV eine Reduktion von mindestens 20% bis 2030 und von 50% bis 2040*Die folgenden Scope-3-Kategorien sind enthalten: Kategorie 11 – Nutzung der verkauften Produkte für die Energiebereitstellung; Kategorie 1 – Eingekaufte Güter (Rohstoffe); und Kategorie 12 –Lebenszyklusende verkaufter Produkte für die nicht-energetische Nutzung. an. Diese absoluten Reduktionen der THG-Emissionen und die Steigerung des Verkaufs CO2-freier Produkte sind der Schlüssel, um die CO2-Intensität der Energieversorgung durch die OMV zu reduzieren. Angestrebt wird ein Rückgang um 20% bis 2030 sowie um 50% bis 2040.*Die Ausgangswerte für die Emissionsreduktionsziele bilden die Emissionen des Konzerns im Jahr 2019, korrigiert um die Emissionen der Borealis, an der die OMV 2020 eine Mehrheitsbeteiligung übernommen hat.

Freiwillige CO2-Kompensationsgutschriften werden nur in begrenztem Umfang genutzt. Der maximal akzeptable Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen durch CO2-Kompensationen zur Erreichung der absoluten Treibhausgasziele für 2030 und 2040 beträgt 5% der gesamten absolut erforderlichen Emissionsreduzierung. Um den Netto-Null-Status bis 2050 zu erreichen, sollen CO2-Kompensationen nur zur Neutralisierung der verbleibenden Bruttoemissionen verwendet werden, die nicht anders beseitigt werden können.

Gemäß der aktuellen Mittelfristplanung plant die OMV, in den Jahren 2024–2028 organische Investitionsausgaben für Projekte im Zusammenhang mit nachhaltiger Geschäftstransformation, Entwicklung CO2-armer Geschäftslösungen und Energieeffizienzmaßnahmen in Höhe von mehr als EUR 8 zu tätigen.

Auswirkungen auf Schätzunsicherheiten

Die vom Management getroffenen, wesentlichen Schätzungen berücksichtigen die künftigen Auswirkungen der strategischen Entscheidungen und das Engagement der OMV, ihr Portfolio an den Zielen der Energiewende auszurichten, kurz- und langfristige klimabezogene Risiken sowie den Übergang zu weniger kohlenstoffhaltigen Energieträgern zusammen mit einer bestmöglichen Schätzung des globalen Angebots und Nachfrage, inklusive prognostizierter Warenpreise.

Nichtsdestotrotz gibt es eine erhebliche Unsicherheit hinsichtlich der Veränderungen im Energieträgermix in den nächsten 30 Jahren und dem Ausmaß, in dem mit diesen Veränderungen die Ziele des Pariser Abkommens erreicht werden. Während sich Unternehmen zu solchen Zielen verpflichten können, erfordert die Bilanzierung nach die Anwendung von Annahmen, die die aktuellen, bestmöglichen Schätzungen der Bandbreite an möglichen zukünftigen Rahmenbedingungen darstellen, die von solchen Zielen abweichen können. Zu diesen Annahmen gehören Erwartungen über die künftigen, weltweiten Dekarbonisierungsanstrengungen und den Übergang zu Volkswirtschaften mit Netto-Null-Emissionen.

Die OMV verwendet zwei unterschiedliche Szenarien: den Base Case und den „Netto-Null Emissionen bis 2050“ Case. Die Szenarien unterscheiden sich durch die zugrunde gelegten Erwartungen über die Geschwindigkeit der künftigen weltweiten Dekarbonisierung und führen zu unterschiedlichen Annahmen über Nachfrage, Preise und Margen von fossilen Produkten.

Der Base Case basiert auf einem von der internen Market Intelligence-Abteilung entwickelten Szenario und geht davon aus, dass alle weltweit von Regierungen angekündigten Dekarbonisierungszusagen vollständig und fristgerecht implementiert werden. In diesem Szenario wird der Temperaturanstieg bis 2100 mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% auf 1,7°C begrenzt. Die zugrunde liegende Nachfrage- und Preisentwicklung fossiler Rohstoffe steht im Einklang mit dem Announced Pledges-Szenario (APS), das von der Internationalen Energieagentur () modelliert wurde.*Auf Basis des von der IEA veröffentlichten Berichts „World Energy Outlook 2022“ Der Base Case wird für die Mittelfristplanung sowie für Schätzungen verwendet, die in die Bewertung verschiedener Bilanzpositionen dieses Konzernabschlusses eingehen, wie Werthaltigkeitstests für nicht-finanzielle Vermögenswerte und die Bewertung von Rückstellungen.

Der „Netto-Null Emissionen bis 2050“ Case, der auf einem schnelleren Dekarbonisierungspfad basiert als der Base Case, wird für die Berechnung von Sensitivitäten verwendet, um die Unsicherheit aus der Geschwindigkeit der Energiewende zu berücksichtigen und das finanzielle Risiko für die bestehenden Vermögenswerte der OMV aus der Energiewende besser abschätzen zu können. Die Annahmen in diesem Szenario sind im Einklang mit dem Net Zero Emissions by 2050 (NZE) Szenario, das von der IEA modelliert wurde.*Auf Basis des von der IEA veröffentlichten Berichts „World Energy Outlook 2022“ Dieses Szenario zeigt einen Pfad für den globalen Energiesektor, bei dem bis 2050 Netto-Null-THG-Emissionen erreicht werden und der mit einer Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5°C vereinbar ist.

Für Investitionsentscheidungen werden Wirtschaftlichkeitsrechnungen auf Basis der Preis- und Nachfrageannahmen des Base Cases erstellt. Diese Annahmen sind die gleichen Preis- und Nachfrageannahmen wie in der Mittelfristplanung und den Werthaltigkeitstests. Weiters ist für alle Investitionsentscheidungen ein Stress Test auf Basis der Warenpreisannahmen des „Netto-Null Emissionen bis 2050“ Cases verpflichtend, um das Risiko für „stranded assets“ in diesem Dekarbonisierungsszenario beurteilen zu können.

Werthaltigkeit von Vermögenswerten

Die folgende Tabelle fasst die Buchwerte der immateriellen Vermögenswerte, Sachanlagen und at-equity-bewerteten Beteiligungen des Konzerns aufgeteilt nach Art des Vermögenswerts zum 31. Dezember 2023 zusammen:

Buchwerte zum 31. Dezember 2023

in EUR Mio

 

 

 

 

 

Segment

Immaterielle Vermögenswerte (inkl. Firmenwerte)

Sachanlage­vermögen

At-equity konsolidierte Beteiligungen

Chemische Produktion und Recycling (inkl. C&M-Teil der Raffinerien)

C&M

975

5.643

4.747

Raffinerien

F&F

101

3.255

1.655

Tankstellen

F&F

23

1.129

Öl- und Gasexploration und -evaluierung

Energy

270

Öl- und Gasproduktion

Energy

356

9.313

264

Gasspeicher und -kraftwerk

Energy

17

523

0

Sonstige

 

38

217

2

Gesamt

 

1.779

20.081

6.668

Annahmen über Warenpreise haben eine wesentliche Auswirkung auf die erzielbaren Beträge von Explorations- und Sachanlagevermögen sowie Firmenwerte. Für die Wertminderungstests werden die Preisannahmen verwendet, die für die Mittelfristplanung auf Basis des oben beschriebenen Szenarios über die Energiewende festgelegt wurden. Kosten für CO2-Emissionen werden insoweit berücksichtigt, als es in den jeweiligen Ländern eine CO2-Bepreisung gibt. Angaben zu den Wertminderungstests sind in der Anhangangabe 3.2j – Bilanzierungsgrundsätze, Ermessensentscheidungen und Schätzungen sowie der Anhangangabe 8 – Abschreibungen, Wertminderungen und Wertaufholungen enthalten.

Die Preis- und EUR-USD-Wechselkursannahmen im Base Case, die für die Impairment Test-Berechnungen verwendet werden, werden nachfolgend dargestellt (in realen Werten mit Basisjahr 2023 im Jahr 2023 bzw. 2022 im Jahr 2022):

2023 Preisannahmen für Base Case und Wertminderungstests

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2024

2025

2026

2027

2028

2030

2040

2050

Brent Rohölpreis (USD/bbl)

78

71

65

64

59

59

55

55

EUR–USD Wechselkurs

1,10

1,10

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

Brent Rohölpreis (EUR/bbl)

71

65

57

56

52

52

48

48

Gaspreis THE (EUR/MWh)

44

38

34

25

22

22

22

22

CO2 Preis EUA (EUR/t)

92

99

106

112

118

130

144

144

2022 Preisannahmen für Base Case und Wertminderungstests

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2023

2024

2025

2026

2027

2030

2040

2050

Brent Rohölpreis (USD/bbl)

78

72

66

60

59

59

55

55

EUR–USD Wechselkurs

1,10

1,10

1,10

1,10

1,10

1,10

1,10

1,10

Brent Rohölpreis (EUR/bbl)

71

65

60

55

54

54

50

50

Gaspreis THE (EUR/MWh)

89

62

44

33

25

22

22

22

CO2 Preis EUA (EUR/t)

83

89

94

99

104

117

129

107

Sensitivitäten basierend auf dem Klimaszenario „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ wurden berechnet, um die Widerstandsfähigkeit von Vermögenswerten gegenüber Risiken der Energiewende zu testen. Die für die Sensitivitätsanalyse verwendeten Annahmen sind in folgender Tabelle enthalten (reale Preise mit Basisjahr 2023):

2023 Preisannahmen für 'Netto-Null Emissionen bis 2050' Sensitivitäten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2024

2025

2026

2027

2028

2030

2040

2050

Brent Rohölpreis (USD/bbl)

58

52

47

46

45

35

26

18

EUR–USD Wechselkurs

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

1,15

Brent Rohölpreis (EUR/bbl)

53

48

41

40

39

31

22

16

Gaspreis THE (EUR/MWh)

29

27

25

18

16

16

13

11

CO2 Preis (EUR/t):

 

 

 

 

 

 

 

 

EUA/Entwickelte Länder

102

109

115

121

127

138

201

251

Schwellen- und Entwicklungsländer mit Netto-Null-Zusagen

46

54

62

69

76

89

157

201

Sonstige Schwellen- und Entwicklungsländer

5

5

5

5

9

24

82

181

Die „Netto-Null-Emissionen bis 2050“-Sensitivitäten wurden anhand einer vereinfachten Methode berechnet und basieren auf einem DCF-Modell ähnlich zu einer Werthaltigkeitsrechnung. In den Berechnungen für Öl- und Gasvermögenswerte basieren die Cashflows auf einer angepassten Mittelfristplanung für fünf Jahre und einer Feldlebensplanung für die Jahre bis zur Stilllegung. Der „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ Case beinhaltet keine anderen Änderungen von Inputfaktoren als Preise und Mengen. Die Berechnung berücksichtigt eine frühere Stilllegung von Öl- und Gasfeldern, falls die durch die niedrigeren Preise reduzierten Einnahmen die Kosten nicht decken. Insbesondere wurden aber keine Restrukturierungs- oder Kostensenkungsmaßnahmen, Divestments oder andere Änderungen in der Planung, die nicht im Base Case enthalten sind, angenommen. Die angeführten Beträge sind deshalb nicht als eine beste Schätzung eines erwarteten Wertminderungsverlusts aus einem solchen Szenario zu sehen.

Die CO2-Kosten berücksichtigen die CO2-Preise gemäß dem IEA NZE by 2050 Szenario und 100% der anteilsmäßig dem Konzern zurechenbaren direkten Emissionen ab 2031.

Die auf Basis des „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ Cases ermittelten Sensitivitäten zeigen für die Öl- und Gasvermögenswerte ein Risiko für Wertminderungen. Die Buchwerte der Öl- und Gasvermögenswerte mit sicheren Reserven (inkl. E&P at-equity bewertete Beteiligungen) würden um EUR 4,4 Mrd und Firmenwerte um EUR 0,3 Mrd reduziert. Zusätzlich würden alle Öl- und Gasvermögenswerte ohne sichere Reserven mit einem Verlust vor Steuern von EUR 0,3 aufgegeben werden. Der gesamte Nach-Steuer-Effekt in der Gewinn- und Verlustrechnung würde EUR 3,6 Mrd betragen.

Was das C&M-Segment betrifft, sieht das Management im beschleunigten Dekarbonisierungsszenario keine negativen Auswirkungen auf die Gesamtnachfrage nach Polyolefinlösungen. Die Preisgestaltung für Polyolefine wird hauptsächlich durch die Märkte für Basischemikalien wie Naphtha, Ethan und Propan bestimmt. Eine beschleunigte Veränderung der weltweiten Energielandschaft könnte zu unterschiedlichen Preisbewegungen bei diesen relevanten Basischemikalien führen und sich vorübergehend auf die Rentabilität einiger Vermögenswerte in der Polyolefin-Wertschöpfungskette auswirken. Aufgrund der erwarteten starken Nachfrage nach Polyolefinlösungen sieht das Management keine wesentlichen negativen Auswirkungen auf die gesamte integrierte Wertschöpfungskette.

Die OMV plant, ihre europäischen Raffinerien so zu transformieren, dass sie im Zuge der fortschreitenden Dekarbonisierung des Kraftstoff- und Chemiesektors wettbewerbsfähig bleiben. Der Durchsatz der Rohöldestillation wird verringert. Der Produktmix wird angepasst, um die Heizöl- und Dieselproduktion zu reduzieren und gleichzeitig die Ausbeute für chemische Produkte zu erhöhen. Parallel dazu wird ein Produktionsportfolio für erneuerbare Kraftstoffe und nachhaltige chemische Rohstoffe entwickelt. Unter Berücksichtigung dieser Transformationspläne sieht das Management kein wesentliches Risiko, dass die bestehenden Raffinerieanlagen in Europa im Szenario „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ möglicherweise nicht werthaltig sein könnten.

Es wird erwartet, dass der energiewendebedingte Nachfragerückgang für fossile Produkte außerhalb der Europäischen Union langsamer voranschreiten wird. Für die Beteiligung an ADNOC Refining wird dank des Zugangs zu Märkten im Mittleren Osten und in Asien davon ausgegangen, dass die Werthaltigkeit auch in einem mit den Zielen des Pariser Abkommens vereinbarten Szenario gegeben sein wird.

Für das Tankstellengeschäft reichten Cashflows über einen Zeitraum von weniger als 10 Jahren aus, um die Werthaltigkeit der Buchwerte der aktuell vorhandenen Vermögenswerte nachzuweisen. Aus diesem Grund wurde keine Berechnung für das Szenario „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ durchgeführt.

Nutzungsdauern

Die Geschwindigkeit der Energiewende kann eine Auswirkung auf die Restnutzungsdauer des Anlagevermögens haben. Das Sachanlagevermögen im C&M-Geschäft wird über die nächsten 5 bis 15 Jahre voll abgeschrieben. Das abnutzbare Vermögen in den Raffinerien wird im Durchschnitt über die nächsten 9 Jahre und im Retail-Bereich über die nächsten 5 bis 10 Jahre abgeschrieben. Es wird erwartet, dass die Nachfrage für Mineralöl- und chemische Produkte in diesem Zeitraum stabil bleiben wird. Durch die Energiewende wird deshalb keine wesentliche Auswirkung auf die erwarteten Nutzungsdauern des Anlagevermögens in den Segmenten F&F und C&M erwartet.

Die Öl- und Gasvermögenswerte im Energy-Segment werden wie in Anhangangabe 3.2h beschrieben gemäß der Unit-of-Production-Methode auf Basis der sicheren Reserven abgeschrieben. Entsprechend den aktuellen Produktionsplänen werden von den sicheren Reserven zum 31. Dezember 2023 bis 2030 40%, bis 2040 9% und bis 2050 weniger als 2% verbleiben. Die bestehenden Öl- und Gasanlagen mit sicheren Reserven werden daher ohne Berücksichtigung von künftigen Investitionen bis 2030 erheblich und mit Ausnahme eines Feldes bis 2050 vollständig abgeschrieben.

Rückstellungen für Rekultivierungsverpflichtungen

Die Buchwerte und das Fälligkeitsprofil für die Rekultivierungsrückstellungen stellen sich wie folgt dar:

Geschätzte Fälligkeit und Mittelabflüsse der Rekultivierungsverpflichtungen1

In EUR Mio

 

 

 

2023

 

Buchwert

Undiskontierte, inflationierte Kosten

≤1 Jahr

69

78

1–10 Jahre

1.239

1.762

11–20 Jahre

2.421

4.673

21–30 Jahre

233

730

>30 Jahre

185

679

Gesamt

4.148

7.922

1

Hauptsächlich bezogen auf Rekultivierungsverpflichtungen im Geschäftsbereich Energy

Die Geschwindigkeit der Energiewende beeinflusst den Zeitpunkt der Stilllegung und folglich der Durchführung von Rekultivierungen von Öl- und Gasanlagen. Im „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ Szenario könnte es bei einigen Öl- und Gasfeldern zu einer früheren Stilllegung kommen. Aufgrund der für die Berechnung herangezogenen niedrigen realen Abzinsungssätze und unter der Annahme einer gleichbleibenden Kapazität für Rekultivierungen wäre die Auswirkung auf den Buchwert der Rekultivierungsrückstellungen nicht wesentlich.

Für Raffinerie- und Chemiestandorte auf Eigengrund werden keine Rekultivierungsrückstellungen erfasst, da es sich bei diesen Anlagen um langlebige Vermögenswerte handelt, die auch in einem Energiewendeszenario weiterhin genutzt werden. Für die europäischen Raffineriestandorte der OMV sind in den nächsten Jahren erhebliche Investitionen mit dem Ziel, sie in Richtung erneuerbare Treib- und chemischen Rohstoffe mit stärkerer Chemie-Integration zu transformieren, geplant. Weiters wird für ADNOC Refining eine Fortsetzung des Betriebs in einem Szenario im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens dank der guten Positionierung im Markt erwartet.

Aktive latente Steuern

Im „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ Szenario würden die infolge der zusätzlichen Wertminderungen erfassten latenten Steueransprüche großteils als werthaltig angesehen. Es würden keine wesentlichen Auswirkungen auf die Nettoposition der latenten Steuern der österreichischen Steuergruppe erwartet werden.

Auswirkung auf Dividendenzahlungsfähigkeit

Das Management bewertete die Auswirkungen des „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ Szenarios auf die Dividendenzahlungsfähigkeit der OMV Aktiengesellschaft. Der potenzielle Wertminderungsverlust in diesem Szenario hätte aufgrund des starken Ergebnisses sowie der finanziellen Rücklagen im Jahresabschluss der OMV Aktiengesellschaft, der die Basis für die Dividendenzahlungen ist, keinen Einfluss auf die Fähigkeit zur Dividendenzahlung im Jahr 2024.

Emissionszertifikate und CO2-Kosten

Die Richtlinie 2003/87/EG des Europäischen Parlaments und des Europäischen Rats hat ein System für den Handel mit Treibhausgas-Emissionszertifikaten geschaffen, das die Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, nationale Pläne für die Zuteilung von Emissionszertifikaten zu erstellen. Im Rahmen dieses Programms haben die betroffenen Gesellschaften im OMV Konzern einen Anspruch auf die jährliche unentgeltliche Zuteilung von Emissionszertifikaten.

Die neuseeländische Regierung hat ein System für den Handel mit Treibhausgas-Emissionszertifikaten auf Basis des Climate Change Response Act 2002 geschaffen. Unter diesem System haben neuseeländische Gesellschaften keinen Anspruch auf eine Zuteilung von Gratiszertifikaten. Die OMV hat Emissionszertifikate gekauft, um ihren eigenen Verpflichtungen nachzukommen. Darüber hinaus entsteht für die OMV mit jedem Gasverkauf an inländische Kunden in Neuseeland eine Verpflichtung, für deren Erfüllung die OMV Emissionszertifikate von den Kunden erhält. Diese erhaltenen Zertifikate werden als Durchlaufposten behandelt.

In Deutschland ist das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) die Basis für den nationalen Emissionsrechtehandel für die Sektoren Wärme und Verkehr. Es verpflichtet Unternehmen, die die Brenn- und Kraftstoffe in Verkehr bringen, von der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) kostenpflichtige Zertifikate zu erwerben. Die Zertifikate sind derzeit nicht handelbar, und es gibt keine unentgeltlichen Zuteilungen.

Die gesamten CO2-Kosten sowie Kohlenstoffsteuern betrugen 2023 EUR 368  (2022: EUR 392 Mio). Die Rückstellungen für CO2 Emissionen werden unter den kurzfristigen sonstigen Rückstellungen ausgewiesen und betrugen 2023 EUR 437 Mio (2022: EUR 469 ). Die Bilanzierungsmethoden für Emissionszertifikate werden in der Anhangangabe 3 – Bilanzierungsgrundsätze, Ermessensentscheidungen und Schätzungen – beschrieben.

Für (noch nicht extern verifizierte) Emissionen werden 2024 voraussichtlich 7.614 Tausend Emissionszertifikate betreffend dem europäischen Emissionshandelssystem, 3.708 Tausend BEHG-Zertifikate sowie 2.769 Tausend Zertifikate betreffend dem neuseeländischen Emissionshandelssystem zurückgegeben. Darin enthalten sind 2.671 Tausend Zertifikate, für die eine Übertragung an die OMV von Kunden in Neuseeland erwartet wird.

Emissionszertifikate1

Anzahl der Zertifikate, in Tausend

 

 

 

 

 

 

 

2023

2022

 

EU Emissions­handels­system

NZ Emissions­handels­system

DE Emissions­handels­system

EU Emissions­handels­system

NZ Emissions­handels­system

DE Emissions­handels­system

Emissionszertifikate gehalten zum 1. Jänner

13.569

1.901

3.183

11.731

252

3.617

Unentgeltliche Zuteilung für das Jahr

5.541

7.742

Rückgabe der Zertifikate2

–9.743

–2.292

–3.504

–10.792

–2.567

–3.833

Netto-Zukäufe und -Verkäufe während des Jahres

3.429

156

3.793

4.889

293

3.398

Von Kunden erhaltene Emissionszertifikate

2.314

3.924

Konsolidierungskreis­änderungen3

–1.292

Emissionszertifikate gehalten zum 31. Dezember

11.506

2.079

3.472

13.569

1.901

3.183

1

Ein Zertifikat berechtigt jeweils zur Emission einer Tonne Treibhausgase (in CO2e) in einem bestimmten Zeitraum.

2

Für tatsächliche Emissionen des Vorjahres

3

Bezieht sich auf den Verkauf des Stickstoff-Geschäftsbereichs in Borealis. Weitere Details können der Anhangangabe 4 – Änderungen in der Konzernstruktur – entnommen werden.

Mrd
Milliarde, Milliarden
IFRSs
International Financial Reporting Standards
IEA
International Energy Agency; Internationale Energieagentur
Mrd
Milliarde, Milliarden
Mio
Million, Millionen
Mio
Million, Millionen