Innovation, neue Technologien und Digitalisierung

Innovation und neue Technologien

Die OMV erkundet aktiv alternative Einsatzstoffe, Technologien und Kraftstoffe, um ein gut diversifiziertes und wettbewerbsfähiges Portfolio für die Zukunft zu entwickeln. Der Schwerpunkt der Aktivitäten und Ressourcen liegt auf dem chemischen Recycling von Kunststoffabfällen. Zusätzliches Augenmerk wird auf die Produktion von konventionellen und fortschrittlichen Biokraftstoffen, synthetischen Kraftstoffen und grünem Wasserstoff als zukünftige Kraftstoffe für das schwer zu elektrifizierende Transportsegment sowie als Ausgangsstoffe für nachhaltige chemische Produkte gelegt.

Die proprietäre ReOil®-Technologie der OMV für thermisches Cracken wurde entwickelt, um die Kreislaufwirtschaftsziele der Europäischen Kommission zu erreichen und zukünftige Verpackungsrecyclingquoten zu erfüllen. In der ReOil®-Anlage mit einer Kapazität von 100 kg/h in der Raffinerie Schwechat werden bereits Kunststoffabfälle von Haushalten und aus der Industrie in einem Pyrolyseverfahren zu synthetischem Rohöl recycelt. Dieses synthetische Rohöl wird dann in der Raffinerie Schwechat hauptsächlich zu Monomeren und anderen Kohlenwasserstoffen verarbeitet. Die OMV und Borealis verfolgen das klare Ziel, im Bereich der chemischen und mechanischen Recyclingtechnologien eine führende Rolle zu spielen.

Darüber hinaus hat die OMV Schritte zur Implementierung der Co-Processing-Technologie in der Raffinerie Schwechat unternommen. Diese Technologie ermöglicht es der OMV, biogene Rohstoffe (z.B. heimisches Rapsöl) zusammen mit Stoffen fossilen Ursprungs in einer bestehenden Hydrotreating-Anlage der Raffinerie während der Kraftstofferzeugung zu verarbeiten. Die endgültige Investitionsentscheidung in Höhe von knapp  200  über die Umrüstung einer Raffinerieanlage zur Produktion von 160.000 Biokraftstoffen pro Jahr wurde 2020 getroffen. Durch die Substitution von fossilem Diesel wird sich der CO2-Fußabdruck der OMV um bis zu 360.000 t verringern. Die Aufnahme des Betriebs ist für 2023 geplant.

Die OMV unterzeichnete einen Liefervertrag mit der AustroCel Hallein, um die OMV ab Jänner 2021 mit bis zu 1,5 Mio l fortschrittlichem Bioethanol pro Monat zu versorgen. Damit wird eine Emissionsreduktion von rund 45.000 t CO2 pro Jahr erreicht.

Anders als herkömmliche Biokraftstoffe stehen fortschrittliche Kraftstoffe nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Die Menge, die dem Kraftstoffpool beigemischt werden kann, ist nicht gedeckelt, wie es bei abfallbasierten Kraftstoffen der Fall ist. Die wichtigsten Quellen für fortschrittliche Kraftstoffe sind Biomasseanteile aus gemischten Kommunal- und Industrieabfällen, Stroh, Tiermist oder Rückstände aus der Forstwirtschaft und der holzverarbeitenden Industrie sowie Abfallströme. Die OMV entwickelt gerade ihre eigene Technologie, um eine dieser Biomassen in fortschrittliche Kraftstoffe umzuwandeln. Der nächste Schritt ist eine Pilotanlage in der Raffinerie Schwechat. Um fortschrittliche Biokraftstoffe in großem Maßstab zu produzieren, arbeitet die OMV mit Technologieanbietern, Partnern aus der Industrie und Forschungseinrichtungen zusammen.

Synthetische Kraftstoffe, die aus CO2 und Wasserstoff hergestellt werden, sind eine Schlüsseltechnologie zur Dekarbonisierung der Luftfahrtindustrie. Die OMV arbeitet an zwei Entwicklungsprojekten, C2PAT und E-Fuels, um CO2 aus Industrieabgasen in E-Kraftstoffe umzuwandeln. Ziel ist es, bis zum Ende des Jahrzehnts einen industriellen Maßstab zu erreichen.

Mit ihrer Arbeit am UpHy-Projekt wollen die OMV und ihre Partnerunternehmen grünen Wasserstoff für den Einsatz im Mobilitätssektor und im Raffinerieprozess erzeugen. Dazu entwickelt die OMV in der Raffinerie Schwechat eine Elektrolyseanlage, die mit erneuerbarem Strom betrieben werden und CO2-freien Wasserstoff produzieren soll. Zunächst ist geplant, den grünen Wasserstoff für die Hydrierung von Kraftstoffen zu verwenden. Das ultimative Ziel ist jedoch die Entwicklung von Wasserstoff-Brennstoffzellen in industriellem Maßstab für Transportanwendungen wie gewerblich genutzte Busse und Lkws. Als Vorreiterin in der Wasserstoffmobilität betreibt die OMV fünf Wasserstofftankstellen in Österreich. Im Jahr 2020 startete die OMV zusammen mit der Daimler Truck AG, IVECO, Shell und der Volvo Group das Projekt H2Accelerate. Mit dieser Initiative sollen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, um wasserstoffbetriebenen Lkws europaweit zum Durchbruch zu verhelfen. Die Lkw-Flotten sollen zunächst in regionalen Clustern sowie entlang europäischer Transportrouten mit hoher Auslastung fahren. Mit der Zeit sollen die Cluster zu einem paneuropäischen Netzwerk zusammengeschlossen werden.

Entsprechend den Marktentwicklungen im Hinblick auf Emissionssenkungen ist die OMV aktiv an der Entwicklung von alternativen Energiequellen für wichtige Mobilitätsanwendungen beteiligt.

Die OMV hält 40% an SMATRICS, Österreichs größtem Anbieter für E-Mobilität, und arbeitet zusammen mit IONITY an High-Power-Charging-Lösungen in der -Region. Mit der OMV E-Mobility Card können ROUTEX-Kundinnen und -Kunden bei einer Reihe von Roaming-Partnerunternehmen in ganz Europa problemlos ihre bevorzugte Energiequelle nutzen.

Komprimiertes Erdgas (CNG) und Flüssiggas () können die CO2 und Partikelemissionen von Fahrzeugen um 20% bzw. 90% reduzieren. Dieses Potenzial wird die OMV mit der Eröffnung ihrer ersten LNG-Tankstelle in Österreich im Jahr 2021 erschließen. Die Tankstelle wird LNG als alternativen Kraftstoff für Schwerlastfahrzeuge anbieten.

Im Jahr 2020 begann die OMV mit der Installation von Photovoltaikpaneelen an mehr als 90 Tankstellen in mehreren Ländern. Diese Maßnahme soll 2021 fortgesetzt werden. Sie wird die CO2-Bilanz der Tankstellen und die Wirtschaftlichkeit des Geschäfts verbessern.

Digitalisierung

Im Jahr 2020 verankerte die OMV die Digitalisierung in ihrer Geschäftsstrategie. Der Fokus liegt dabei auf der unmittelbaren Wertschöpfung, die von Teams aus den Geschäftsbereichen erbracht wird. Digitalisierungs-projekte haben die Kundenbindung, die Spitzenleistung bei der Optimierung von Prozessen und Assets sowie eine kollaborative, eigenverantwortliche interne Kultur gefördert. Unsere Aufwendungen für digitale Wachstums- und Transformationsinitiativen machen mittlerweile zwei Drittel unserer digitalen Investitionen aus, was uns über alle Branchen hinweg als digitale Vorreiterin ausweist.

Kundenbindungsmaßnahmen haben zu gestiegener Kundentreue in allen Segmenten und Regionen geführt. Im Jahr 2020 bestellten fast 50% unserer Kraftstoffkunden regelmäßig online. Dies verdeutlicht unsere Fähigkeit, digitale Plattformen in einer Krise zu skalieren.

Eine weitere Covid–19-bedingte Anpassung betraf unsere Raffinerien, die eine hohe Rechenleistung benötigten, um den Betrieb verzögerungsfrei von der Flugzeugtreibstoffproduktion auf die Herstellung petrochemischer Ausgangsstoffe umzustellen. Dies kompensierte die abgeschwächte Kerosinnachfrage und sicherte 10 Prozentpunkte der Raffinerieauslastung während des Lockdowns.

Indem wir uns auf entscheidungsrelevante Daten konzentrierten, konnten wir unsere Kunden besser kennenlernen. Durch das Kombinieren von Daten mit intelligenten Analysen und Algorithmen des maschinellen Lernens haben wir im Retail-Geschäft damit begonnen, das Kaufverhalten an unseren Tankstellen zu identifizieren. So können wir die Versorgungssicherheit mit Kraftstoffen und anderen Produkten gewährleisten. Die Erkenntnisse aus den Daten haben uns geholfen, das Preisgefüge neu zu gestalten und besser kalkulierbare Erträge aus dem Geschäft mit unseren Kunden im Kraftstoff- und Petrochemiebereich zu erzielen.

Unser Gashandel nutzt ein automatisiertes Tool mit 15 verschiedenen Algorithmen, um nonstop automatisierte Transaktionen in Millisekunden durchzuführen und so eine zuverlässige Gasversorgung für alle Kunden der OMV sicherzustellen.

Die Installation von GPS-Trackern in 3.000 Eisenbahnkesselwagen in Verbindung mit einer neuen Software ermöglicht ein aktives Flottenmanagement, Flottenoptimierung und geringere Produktionsverluste. Prognosen zufolge soll diese Maßnahme innerhalb von vier Jahren einen finanziellen Vorteil von mehr als EUR 2 Mio bringen.

In den Tanklagern und Raffinerien sind mittlerweile 9 von 22 Terminal-Automatisierungen abgeschlossen. Dies wird zu einer Senkung der entsprechenden Betriebskosten um 70% (DE) bzw. 60% (RO) im Jahr 2021 führen. Auf fünf Jahre gerechnet werden sich die Einsparungen auf rund EUR 7 Mio belaufen.

Sowohl Routine- als auch Projektarbeiten profitierten von der verstärkten Automatisierung. Mehr als 50.000 Robotik-Prozessautomatisierungsstunden wurden erfasst, was zu einem besseren Workload-Management führt und es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglicht, sich auf Tätigkeiten zu konzentrieren, die ihre kognitiven Fähigkeiten erfordern.

Diese Digitalisierungserfolge sind das Ergebnis einer starken fachübergreifenden Zusammenarbeit mit Betriebs-, Sales- und IT-Teams, die komplementäres Fachwissen einbringen. DigitalMotion ist unser Downstream-weites Digitalisierungsnetzwerk. Mittlerweile hat sich daraus eine Kooperationsplattform entwickelt, über die Tools, Methoden und Ideen geteilt werden. Es entstand eine Community von Digital-Enthusiasten, der fast 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beigetreten sind. Die Community tauscht sich über Wissenswertes und Erfahrungen in Sachen Digitalisierung über alle Fach- und Geschäftsbereiche hinweg, einschließlich Borealis, aus. Das Digital Bootcamp ist ein Entwicklungsportal für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die kundenorientiertes Design Thinking und agile Scrum-Techniken zur schnelleren Umsetzung von Ideen anwenden.

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Million, Millionen
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CEE
Mittel- und Osteuropa
LNG
Liquefied Natural Gas; Flüssigerdgas