Downstream Öl

Downstream Öl ist entlang der gesamten Ölwertschöpfungskette tätig: In Europa verarbeitet der Bereich in seinen drei äußerst wettbewerbsfähigen Raffinerien in Schwechat (Österreich), Burghausen (Deutschland) und Petrobrazi (Rumänien) mit einer Jahreskapazität von 17,8  Rohöl aus Eigenförderung und aus Zukäufen sowie andere Rohstoffe. In Österreich und Deutschland ist die OMV in die Petrochemie integriert – mit Borealis (OMV Anteil 36%) als einem der Hauptabnehmer. Die jährliche Produktionskapazität von petrochemischen Produkten inklusive Rumänien beläuft sich auf insgesamt 2,5 Mio t. Im Zuge der Expansion im Mittleren Osten erwarb der Bereich Downstream Öl im Jahr 2019 einen 15%igen Anteil an ADNOC Refining und einem neuen Trading Joint Venture und sicherte sich damit eine starke, integrierte Position in Abu Dhabi. Weiters vermarktet die OMV Raffinerieprodukte an Geschäftskundinnen und -kunden in Europa sowie über ihr Retail-Netz, das rund 2.100 Tankstellen umfasst. Die Gesamtverkaufsmenge der Raffinerieprodukte belief sich auf 20,9 Mio t.

Raffinerien inklusive Produktbeschaffung und -verkauf

Die Raffineriemarge schwächte sich 2019 im Vergleich zum Vorjahr etwas ab. Aufgrund des Überangebots ließen die Märkte für Leichtdestillate stark nach, wodurch das Raffineriegeschäft in der ersten Jahreshälfte unter Druck geriet. Im dritten Quartal war eine leichte Erholung zu verzeichnen, da sich die Märkte für Mitteldestillate verbesserten. Allerdings verstärkten steigende Rohölpreise zum Jahresende erneut den Druck, was letztendlich geringere durchschnittliche Raffineriemargen als 2018 bedeutete. Trotz der gegenüber dem Vorjahr rückläufigen Entwicklung war die gesamtwirtschaftliche Lage für Raffinerieprodukte nach wie vor gut. Begünstigend wirkte die starke Nachfrage nach Mitteldestillaten, nachdem 2018 in Europa aus logistischen Gründen Versorgungsknappheit geherrscht hatte. Dadurch blieben die Binnenaufschläge 2019 weiter auf hohem Niveau. Die Gesamtauslastung der europäischen Raffinerien der OMV war 2019 mit 97% außergewöhnlich hoch (2018: 92%). Die hohe Flexibilität bei der Verarbeitung der Rohstoffe, die den Einsatz von mehr als 200 verschiedenen Rohölsorten in den OMV Raffinerien im Westen ermöglicht, trug zu einem starken Ergebnis für Downstream Öl bei. Maßgebend dafür war auch die optimale Rohstoffbeschaffung.

Dank der räumlichen Nähe der drei europäischen Standorte kann die OMV diese als ein integriertes Raffineriesystem betreiben. Zwischenerzeugnisse werden zwischen den Raffinerien ausgetauscht, um Produktströme zu optimieren und Erträge zu steigern. Dieser Ansatz erlaubt es der OMV, Investitionen strategisch auszurichten, die Verarbeitungsflexibilität für eine bestmögliche Aufwertung des gesamten Produktportfolios voll auszuschöpfen und Skaleneffekte zu nutzen.

Im Petrochemiegeschäft waren die Verkaufsmengen im Vergleich zu 2018 etwas geringer. Grund dafür war der Ausfall einer Cracker-Anlage in der Raffinerie Burghausen Anfang September. Die durchschnittlichen Petrochemiemargen lagen aufgrund der schwachen Margen im vierten Quartal 2019 über das Gesamtjahr gesehen unter jenen von 2018. Diese Entwicklung entsprach den niedrigeren globalen -Wachstumsraten. Die Butadienmargen wurden durch die rückläufige Nachfrage in der Automobilindustrie beeinflusst. Haupteinsatzbereich von Butadien ist die Produktion von Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR), der hauptsächlich zur Herstellung von Autoreifen verwendet wird. Bei Benzol gerieten die Margen aufgrund des Überangebots und der seit dem zweiten Quartal 2018 anhaltend schwachen Nachfrage, die sich bis ins erste Quartal 2019 fortsetzte, stark unter Druck. Im zweiten und dritten Quartal 2019 erholten sich die Margen allmählich wieder, da sich das Angebot durch geplante und ungeplante Betriebsunterbrechungen europäischer Cracker-Anlagen verknappte und der Importdruck aus anderen Regionen abnahm.

Jahresnominalkapazitäten der Raffinerien

In Mio t

 

 

 

1

Entsprechen dem 15%-Anteil der OMV an ADNOC Refining.

Schwechat (Österreich)

9,6

Burghausen (Deutschland)

3,8

Petrobrazi (Rumänien)

4,5

ADNOC Refining (Vereinigte Arabische Emirate)

7,1 1

Insgesamt

24,9

Retail

Das Retail-Geschäft verbesserte seine starke Performance 2019 noch weiter und erwies sich einmal mehr als stabiler Abnehmer für Raffinerieerzeugnisse sowie als starker Cash-Generator. Die Gesamtverkaufsmenge stieg um 3% auf 6,5 Mio t, das sind rund Liter. Der mittlere Treibstoffabsatz pro Tankstelle erhöhte sich aufgrund der starken Performance in allen Schlüsselmärkten und eines günstigen Marktumfeldes auf 3,88 Mio Liter (+3% gegenüber 2018). Das Netzwerk umfasste zum Jahresende 2.075 Tankstellen (2018: 2.064). Die OMV konzentriert sich weiterhin auf ihre erfolgreiche Mehrmarkenstrategie und plant auf der Basis einer Vereinbarung mit Aldi Süd eine weitere Expansion in Deutschland. Die Marke OMV ist als Premiummarke positioniert und steht mit VIVA für ein starkes Shop-, Gastronomie- und Serviceangebot. Die Automatentankstellenmarke Avanti steht für das Diskontsegment, die Marke Petrom für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Diese Strategie liefert weiterhin sehr gute Ergebnisse. Auch die Rentabilität pro Standort ist weiter gestiegen. Der Absatz von Kraftstoffen der OMV Premiummarke MaxxMotion erzielte mit rund 800 Mio Litern ein Allzeithoch und unterstreicht damit den Vorteil von Premiumqualität selbst in einem Umfeld generell höherer Kraftstoffpreise. Das Non-Fuel-Business – hierzu zählen unter anderem VIVA Shops und Autowaschanlagen – entwickelte sich weiterhin sehr gut und trug um 6% mehr zum Nettomargenwachstum als 2018 bei. Der Fokus auf hochwertige Produkte und Services im Netzwerk der Premiumtankstellen bleibt eines der Alleinstellungsmerkmale der OMV. Unsere neuen VIVA Eigenmarkenprodukte, wie etwa VIVA Eiskaffee und Snacks, trugen ebenfalls zu einem verbesserten Ergebnis im Retail-Geschäft bei.

Borealis

Der Beitrag von Borealis zum Operativen Ergebnis vor sank um 13% auf  314  (2018: EUR 360 Mio). Ursache dafür war 2019 hauptsächlich der schwache Polyolefinmarkt in Asien, wodurch der Borouge-Beitrag zum Finanzerfolg von Borealis deutlich geringer ausfiel. Dieser negative Einfluss auf das Ergebnis wurde durch zufriedenstellende integrierte Polyolefinmargen in Europa und eine Erholung des Düngemittelmarktes weitgehend ausgeglichen.

Am 7. Juni 2019 einigten sich die finnischen und österreichischen Steuerbehörden in zwei Fällen hinsichtlich der Besteuerung von Borealis Technology Oy und Borealis Polymers Oy. Der Konflikt wurde mittels eines Verständigungsverfahrens zwischen Finnland und Österreich beigelegt. Borealis begrüßt dieses Übereinkommen, das eine Doppelbesteuerung endgültig ausschließt.

Bayport Polymers (Baystar), das 50/50-Joint-Venture von Total und Novealis Holdings (50/50-Joint-Venture von Borealis und NOVA Chemicals), feierte den Spatenstich für den Bau einer Borstar®-Polyethylenanlage mit einer Jahreskapazität von 625.000 t am Produktionsstandort in Pasadena, Texas. Die neue Anlage soll 2021 in Betrieb gehen. Dank der hochmodernen Borstar®-Technologie, die erstmals in Nordamerika zum Einsatz kommt, kann Baystar nun verbesserte Polyethylenprodukte für anspruchsvollste Anwendungen herstellen. Darüber hinaus errichtet Baystar einen Steamcracker mit einer Jahreskapazität von 1 Mio t in Port Arthur, Texas. Der neue Cracker wird Ethan verarbeiten, das in den USA ausreichend vorhanden und preiswert ist, und wird Rohstoffe für die bestehenden Polyethylenanlagen mit einer Kapazität von 400.000 pro Jahr sowie für die neue Borstar®-Polyethylenanlage in Pasadena liefern.

Im Jänner 2020 gaben Borealis und NOVA Chemicals bekannt, dass die Unternehmen eine Vereinbarung über den Kauf der 50%-Beteiligung von NOVA Chemicals an Novealis Holdings durch Borealis abgeschlossen haben. Der Abschluss der Akquisition ist von den üblichen behördlichen Genehmigungen und anderen Bedingungen abhängig, jedoch nicht von einer Finanzierungsbedingung. Der Abschluss der Transaktion wird in der ersten Hälfte des Jahres 2020 erwartet.

Am 9. September feierte Borealis den Spatenstich für seine neue Propan-Dehydrierungsanlage (PDH) im Weltmaßstab. Die neue Anlage am bestehenden Borealis Produktionsstandort in Kallo, Belgien, wird mit einer angestrebten Produktionskapazität von 750.000 t Propylen pro Jahr eine der größten und effizientesten der Welt sein. Mit einem Investitionsvolumen von insgesamt rund EUR 1 Mrd ist das Projekt das größte jemals von Borealis umgesetzte Vorhaben in Europa. Dies unterstreicht das Bekenntnis des Unternehmens zu seinen Kontinentalbetrieben und zu seinen Kundinnen und Kunden in Europa, für die das Unternehmen der Lieferant der Wahl sein möchte.

Mio
Million, Millionen
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Tonne
BIP
Bruttoinlandsprodukt
Mrd
Milliarde, Milliarden
Sondereffekte
Sondereffekte sind Aufwendungen und Erträge, welche separat offengelegt werden, da sie nicht der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit zuzurechnen sind. Diese Effekte werden separat ausgewiesen, um Investoren zu ermöglichen, die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des OMV Konzerns besser verstehen und beurteilen zu können
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